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Sächsische Sorgen
12. Sächsischer Apothekertag: Institut Leipzig und ARMIN im Mittelpunkt
In seinen Grußworten zum Apothekertag stellte sich Dr. Stephan Koch, Leiter der Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, auf die Seite der Apotheker. Sachsen brauche qualifiziert ausgebildete Apotheker, die flächendeckend Apotheken betreiben, um die immer älter werdende Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen. Auf Apothekenneugründungen könne und wolle das Ministerium keinen Einfluss nehmen, aber: „Wir wünschen uns ausdrücklich Apotheken vor Ort und keine Apothekenbusse, die durch die Gegend fahren“, so Stephan Koch.
Mit Blick auf die drohende Schließung des Pharmazeutischen Instituts in Leipzig hob Koch deutlich hervor, dass sich das Sozialministerium seiner Verpflichtung zum Erhalt einer pharmazeutischen Hochschulausbildung in Sachsen sehr wohl bewusst sei. Man werde auch weiterhin alles dafür tun, diese fortzuführen. Koch: „Rechnen Sie auch in Zukunft mit unserer Unterstützung.“ ARMIN kommt nach Einschätzung Kochs eine besondere Bedeutung zu, allein schon aufgrund des demografischen Wandels. Man werde in Zukunft an solchen Lösungen nicht mehr vorbeikommen.
Pharmazie in Leipzig
Im Mittelpunkt des berufspolitischen Teils des Sächsischen Apothekertags stand in diesem Jahr eine Diskussionsrunde mit Vertreterinnen des Sächsischen Landtags. Unter der Überschrift „Beruf und Gesellschaft im Wandel – die Rolle der Apotheker bei der zukünftigen Patientenversorgung“ diskutierte Friedemann Schmidt in seiner Eigenschaft als Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer mit Karin Strempel (CDU), Dagmar Neukirch (SPD), Anja Jonas (FDP) und Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes. Die Politikerinnen waren sich einig, dass eine Schließung des Pharmazeutischen Instituts in Leipzig nicht hingenommen werden könne. Die Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses in Sachsen sei nicht nur für die Apotheken notwendig, sondern auch für die Industrie, so Jonas. Auch Strempel hob hervor, dass Pharmazie ein Studiengang mit Zukunft sei. Sie könne nicht verstehen, dass das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das sich für eine Schließung ausspricht, und das Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz, das die Schließung ablehnt, nicht aufeinander zugehen. Sogar in der eigenen Fraktion sei sie mit dem Wunsch, die Pharmazie in Leipzig zu erhalten, nicht immer auf Zustimmung gestoßen. Daher ermunterte die Landtagspolitikerin die Apothekerinnen und Apotheker, auf die Abgeordneten vor Ort zuzugehen und sie von der Notwendigkeit der Pharmazie in Leipzig zu überzeugen. Der Zeitpunkt sei günstig. Am 31. August finden die Landtagswahlen statt.
Auch Neukirch forderte die Staatsregierung auf, die geplante Schließung zu überdenken. Und Jonas zeigte sich erfreut, dass wenigstens 36 Studienanfänger fürs Wintersemester aufgenommen werden. Monika Koch räumte allerdings offen ein, dass sie sich damit nicht zufrieden geben könne. „Solange die Diskussion um die Schließung nicht beendet ist, sind wir nicht zufrieden“, so die Verbandsvorsitzende. Man werde in dieser Sache nicht locker lassen und weitere Gespräche mit Vertretern aller Fraktionen führen. Man werde versuchen, in der Vorwahlzeit klare Stellungnahmen zu erzwingen, um zu wissen, wie sich die Parteien zur drohenden Schließung stellen.
Zukünftige Rolle des Apothekers
Für die zukünftige Ausrichtung des Apothekerberufs können sich die gesundheitspolitischen Sprecherinnen der Parteien eine engere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker vorstellen. Die Arzneimittelinitiative ARMIN begrüßten sie. ARMIN sei ein richtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker, so Neufeld. Man sei auf erste Ergebnisse gespannt, fügte Strempel hinzu. Monika Koch findet es allerdings „sehr schade“, dass der Hausärzteverband dem Modellprojekt ARMIN noch immer zurückhaltend gegenüber steht. Sie hofft darauf, dass der Widerstand durch Gespräche an der Basis gebrochen werden kann. „Wir werden Zeit brauchen, das Projekt mit den Ärzten umsetzbar zu machen“, so die Verbandschefin. An den Inhalten von ARMIN selbst dürfte es ihrer Ansicht nach nicht liegen. Möglicherweise daran, dass Apothekern hier bestimmte Kompetenzen zugeteilt werden. Sie bat die Apothekerinnen und Apotheker, die mitmachen werden, auch vor Ort mit den Ärzten zu sprechen, um Vorbehalte abzubauen und deutlich zu machen, dass die Therapiehoheit beim Arzt bleibe.
Dass ARMIN auch bei Apothekerinnen und Apothekern noch nicht in vollem Umfang angekommen ist, zeigte eine Befragung der Teilnehmer beim Sächsischen Apothekertag. Nur wenige wissen genau, was ARMIN überhaupt ist, wie es abläuft und umgesetzt werden soll. Monika Koch räumte ein, dass das Modell „erklärungsbedürftig“ ist. Man werde daher in den kommenden Wochen landesweit Informationsveranstaltungen dazu durchführen: „Wir werden es sehr gut vorbereiten. Die Ärzte werden ab Mai mit Informationen an die Basis gehen“, so Koch. Präsident Schmidt sprach auch die Schnittstellenproblematik zwischen stationärer und ambulanter Arzneimittelversorgung an, die dringend einer Lösung bedürfe. Die Große Koalition wolle dieses Problem angehen und lösen, so Koch. Die ABDA habe bereits Ideen entwickelt und sie an die Politik weitergeleitet. Man könne sich beispielsweise vorstellen, dass die Apotheken eine Erstbelieferung mit Arzneimitteln anhand der Medikationsliste, die dem Patienten bei seiner Krankenhausentlassung am Wochenende mitgegeben werde, vornehmen dürfen.
Für die Zukunft hofft die Gesundheitspolitikerin Strempel auf funktionierende Versorgungsnetze, in denen Ärzte und Apotheker gemeinsam zum Wohl des Patienten arbeiten. Sie hoffe auf die Vernunft und Einsicht der Beteiligten. Auch Jonas wünscht sich für die Zukunft, dass die Arzneimittelinitiative zum Laufen kommt und die Arzneimittelversorgung dadurch verbessert wird. Und Neukirch ist sich sicher, dass man mit ARMIN im Gesundheitssystem weiter vorankommt, wenn die Beteiligten einsehen, dass sie sich gegenseitig nichts wegnehmen.
Fortbildung „Infektionskrankheiten“
Gleich fünf Fortbildungsvorträge zum Thema Infektionskrankheiten standen beim Sächsischen Apothekertag auf dem Programm. Die Analyse und Bewertung der Verordnung von Antiinfektiva brachte Prof. Dr. Werner Handrick, Frankfurt/Oder, nahe.
Mit Antiinfektiva und den Informationen, die der Patient dazu wissen muss, befassten sich Dr. Miriam und Dr. Christian Ude, Darmstadt. Zum Thema Nadelstichverletzungen in Apotheken wusste Karin Gruber von der Berufsgenossenschaft Rat. Die Reisemedizin war Thema von Dr. Thomas Grünewald, Leipzig, und aktuelle Impfempfehlungen der SIKO und STIKO stellte Dr. Dietmar Beier, Chemnitz, vor.
Parallel dazu bot der Sächsische Apothekertag zu den Themen Antiinfektiva und Impfberatung zwei Seminare für Pharmazieingenieure und PTA.
Geselligkeit und Kultur
Die Veranstalter des Sächsischen Apothekertags, die Sächsische Landesapothekerkammer, der Sächsische Apothekerverband und die Landesgruppe Sachsen der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, boten den Teilnehmern auch ein attraktives Rahmenprogramm: einen Gesellschaftsabend auf dem Burgberg und Stadtspaziergänge durch das historische Meißen. Die Stadt, in der Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, geboren wurde und Apotheker Johann Friedrich Böttger das europäische Porzellan, das weiße Gold, erfand, lockte zur Besichtigung der Albrechtsburg, des Doms, der Porzellanmanufaktur und seiner historischen Altstadt.
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