Prisma

Schlank durch Essigsäure

Neues Wirkprinzip von Ballaststoffen

cae | Essigsäure, die durch den bakteriellen Abbau von Ballaststoffen im Dickdarm entsteht, gelangt bei Mäusen ins Gehirn und ruft dort ein Sättigungsgefühl hervor, sodass die Mäuse schlanker werden.

Essigsäure ist im tierischen Organismus allgegenwärtig, denn sie ist sowohl ein Abbauprodukt als auch ein Baustein für die Synthese von Kohlenhydraten. Doch erst jetzt wurde entdeckt, dass sie auch ein Kofaktor von Neurotransmittern ist und zumindest teilweise am appetitdämpfenden Effekt von Ballaststoffen beteiligt ist.

Britische Ernährungswissenschaftler fütterten zwei Gruppen von gut genährten Labormäusen mit Futtermischungen, die sich allein durch einen Bestandteil unterschieden: entweder Cellulose oder Inulin. Beide Kohlenhydrate werden nicht resorbiert, Inulin wird jedoch im Dickdarm von Bakterien abgebaut und führt dadurch bekanntlich zu Flatulenz. Die Forscher beobachteten, dass die Mäuse der Inulin-Gruppe weniger fraßen und folglich auch an Gewicht verloren. Als verantwortliches Agens identifizierten sie Acetat.

Das beim Abbau von Inulin entstehende Acetat gelangt in die Blutbahn und von dort ins Gehirn, denn das kleine Molekül kann die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden. Schon früher war bekannt, dass das Acetat dort für die Energieversorgung der Gliazellen eine wichtige Rolle spielt. Nun entdeckten die Briten, dass es auch mit bestimmten Nervenzellen interagiert: Nachdem sie den Mäusen 13C-markiertes Acetat verabreicht hatten, konnten sie mit bildgebenden Verfahren nachweisen, dass es in den Hypothalamus gelangt, der das Sättigungsgefühl steuert. Acetat wirkt appetithemmend, indem es die glutamaterge und GABAerge Transmission bestimmter Neuronen verstärkt. Dass Acetat auch die Synthese von anorektischen Hormonen wie PYY und GLP-1 geringfügig anregt, spielt dagegen kaum eine Rolle. 

Quelle: Frost G, et al. The short-chain fatty acid acetate reduces appetite via a central homeostatic mechanism. Nat Commun 2014; 5: 3611.

 

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