Die Seite 3

Nicht erst 2030!

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Die offizielle Diskussion des Leitbildentwurfs ist zu Ende, die Kommentare sind ausgewertet und aus dem Leitbildentwurf ist das Perspektivpapier „Apotheke 2030“ geworden (siehe Artikel "Apotheke 2030"). Schon im Rahmen des Pharmacon Meran hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt angekündigt, dass das Leitbild vielleicht nicht mehr Leitbild heißen wird, aber dass dies für die Sache unerheblich sei. In der Tat ist Perspektivpapier die geschmeidigere Variante. Ein Leitbild will leiten, das hat etwas Autoritäres, etwas Starres an sich. Perspektiven bieten und das bis 2030, das klingt nach weiterem Gestalten und Mitnehmen der Basis, aber es klingt auch unverbindlicher.

Und in der Tat, das Perspektivpapier bietet viel Interpretations- und Handlungsspielraum. So ist unter dem Punkt Qualität und Wirtschaftlichkeit zu lesen, dass der Apothekeninhaber zur Erfüllung seiner Aufgaben angemessene inner- wie außerbetriebliche Rahmenbedingungen benötigt, einen qualifizierten leistungsgerecht entlohnten Mitarbeiterstab inklusive. Grundlage dafür sei eine leistungsgerechte, dynamisierte und faire Honorierung über eine einheitliche, staatliche Vergütungsordnung. Wer möchte dem widersprechen?

An anderer Stelle des Perspektivpapiers ist zu finden, dass die Apotheker sich als Teil des Versorgungsnetzwerkes verstehen. Sie wollen mit anderen Gesundheitsberufen und Akteuren des Gesundheitswesens zusammenarbeiten. Konkreter wird es nicht, wichtige Partner wie die Ärzte werden nach wie vor nicht explizit genannt. Dafür findet sich hier die berechtigte Forderung, dass jede im Rahmen des Netzwerkes erbrachte Leistung Teil des Leistungskatalogs der GKV und der Basisversorgung der PKV sein soll.

Aber solche Forderungen müssen präzisiert und in ein für den Berufsstand Zukunft-sicherndes Fundament verwandelt werden. Das wird nur gelingen, wenn alle anderen Player im Gesundheitswesen und vor allem in der Politik mitspielen. Sie müssen den Wert der Apotheker erkennen und bereit sein, dafür auch zu zahlen. Wir wiederum müssen deutlich machen, wofür wir stehen und was wir leisten können. Wir müssen zeigen, an welchen Stellen wir unentbehrlich sind. Auch hierzu gibt es viel Wohlklingendes im Perspektivpapier. Zum Beispiel in Sachen Medikationsmanagement, AMTS und Prävention – alles selbstverständlich immer unter der Prämisse, das Beste für den Patienten zu wollen, seine Versorgungsqualität zu optimieren. Konkret wird das Papier auch hier nicht, was wohl auch von einem Perspektivpapier nicht zu erwarten ist.

Damit jedoch die Perspektiven nicht im Nebel der Unverbindlichkeiten verloren gehen, gilt es jetzt, sie zu Zielen werden zu lassen und umgehend handfeste Strategien zu entwickeln, damit diese Ziele schnellstmöglich – und nicht erst 2030 – erreicht werden können. Gefragt sind Curricula zur Aus-, Fort- und Weiterbildung für unsere Angebote in Sachen Therapiebegleitung und Medikationsmanagement. Und wenn wir unserem Anspruch gerecht werden wollen, die Arzneimittelversorgung der Patienten nicht nur sicherzustellen, sondern auch zu optimieren, dann müssen viele drängende Probleme gelöst werden, die sich beispielsweise aufgrund von Lieferengpässen, Fälschungen, Rabattverträgen und der Substitutionsausschlussliste ergeben. Es gibt viel zu tun. Das Perspektivpapier kann hier lediglich Orientierung bieten, nicht mehr und nicht weniger.

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