Apotheke und Markt

Von Ameisen und Blattläusen …

Essener Großhändler Noweda feierte 75. Geburtstag – Hollmann ruft zu Fairplay auf

ESSEN (lk) | 75. Geburtstage bieten regelmäßig Anlass zurückzublicken – auf Lebenswerke, Biografien und auf Firmengeschichte. So geschehen auch am vergangenen Samstag anlässlich des Festaktes zum 75-jährigen Firmenjubiläum der Noweda in der Essener Philharmonie. Es gab sinfonische Töne, eine von moderner Video-Animation begleitete Rückschau, überraschende Vergleiche zum Verhältnis von pharmazeutischem Großhandel und Apothekerschaft und klare Worte zur aktuellen Lage der Branche.
Fotos: Noweda
Wilfried Hollmann: Mit der Noweda wurde „eine Firmenkultur geschaffen, die die Apothekerinnen und Apotheker in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt.“

Am Ende seiner Rede schob der Vorstandsvorsitzende des Arzneimittelgroßhändlers Noweda, Wilfried Hollmann, die für Feierstunden übliche Zurückhaltung für einen kurzen Einschub beiseite und forderte von den Wettbewerbern der Branche „Fairplay“ ein. „Wir befürworten einen intensiven Wettbewerb auf der Großhandelsstufe zum Vorteil der Apotheken. Ein intensiver Wettbewerb muss aber zu den Bedingungen des ökonomischen Fairplay ablaufen“, so Hollmann. Wenn Anbieter den Apotheken Leistungen als machbar versprächen oder solche von Apotheken als machbar eingefordert würden, die ökonomisch aber nicht machbar seien, „dann hat das mit Fairplay nichts zu tun“.

Fairplay bräuchten Apotheken und Großhandel aber auch seitens des Staates. „Die Zulassung des Versandhandels und auch die Pick-up-Stellen haben der Gesellschaft keinen Mehrwert gegeben, vielmehr bagatellisieren sie das Arzneimittel.“ Und Rabattverträge seien Verträge zulasten Dritter, ohne Apotheken und Großhandel für die zusätzlichen Leistungen gerecht zu entlohnen. „Wir erwarten Fairplay und keine ständigen Drangsalierungen, auch nicht von den Körperschaften öffentlichen Rechts namens Krankenkassen, die sich so gerne als Versichertenvertreter darstellen“, so der Noweda-Chef.

Vorteile kleiner Einheiten mit Vorteilen der Größe kombinieren

Den Blick zurück auf die Gründung der Noweda warf zur Begrüßung der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates der Noweda und DAZ-Herausgeber, Dr. Klaus G. Brauer: „75 Jahre ist es her, 1. September 1939: Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann der 2. Weltkrieg. Zur gleichen Zeit, am gleichen Tag sogar, nahm die Noweda eG Apothekergenossenschaft in Essen ihre Geschäfte auf. Ein mutiger Schritt in entmutigender Zeit.“ Sieben Apotheker gründeten 1939 die Genossenschaft, um die Einkaufs-, Lagerungs- und Distributionsfunktionen für ihre Apotheken unabhängig von Dritten organisieren zu können. „In der Genossenschaft werden die Vorteile von kleinen Einheiten mit den Vorteilen der Größe kombiniert.“

Als Sinnbild für eine starke Zukunft stürmten zum Abschluss des Festaktes Grundschulkinder den Festsaal. Gemeinsam mit den Gästen stimmten sie das „Steigerlied“ an: Das rund 400 Jahre alte Bergmannslied symbolisierte die enge Verbundenheit der Noweda eG zur Ruhrgebietskultur und zur Stadt Essen.

Die Idee der Genossenschaft ist nach wie vor attraktiv

Und dieser Grundsatz gilt noch heute. Darin waren sich alle Festredner einig. Die Idee der Genossenschaft sei so jung und attraktiv wie eh und je. Und auch in einem weiteren Punkt waren sich alle einig: Arzneimittelgroßhandel und Apotheken sitzen in einem Boot. Für Raunen im Saal mit seiner überraschenden und eigenwilligen Interpretation dieser engen Beziehung sorgte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt: Das Zusammenwirken von Großhandel und Apotheker erinnere ihn an die „biologische Symbiose von Ameisen und Blattläusen“. Die Ameise schütze die Blattlaus und „dürfe sie dafür melken“. Offen ließ Schmidt, ob er in seinem Bild die Apotheker als Ameise oder Blattlaus verstanden wissen wollte …

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