Arzneimittel und Therapie

Best of ASCO 2014

Trends und praxisrelevante Ergebnisse der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie

Anfang Juni 2014 ging der 50. Jahreskongress der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) zu Ende. In einer von der Deutschen Krebsgesellschaft und dem Comprehensive Cancer Center der Charité Berlin veranstalteten Best-of-ASCO-Nachlese wurden die wichtigsten Studien kommentiert sowie aktuelle Trends aufgezeigt.

Aus der Fülle der Beiträge (mehr als 6000 Vorträge und Posterpräsentationen) kristallisierten sich einige übergreifende Themen und Tendenzen der klinischen Onkologie heraus. Die Tatsache, dass viele Phase-III-Studien mit neuen Wirkstoffen ihren Endpunkt nicht erreichten, lässt den Schluss zu, dass Heterogenität und Komplexität von Tumorerkrankungen in weit größerem Ausmaß berücksichtigt werden müssen als bislang angenommen. Mit einfachen Klassifikationen und singulären Biomarkern kann ihre Vielschichtigkeit nicht erfasst werden. Die Ära großer Studien mit nicht selektionierten Patienten und ohne sinnvolle Biomarker ist somit vorbei.

Zunehmend in den Vordergrund rückt die Immuntherapie onkologischer Erkrankungen. Dies zeigt sich etwa bei der immunologischen Therapie von Hauttumoren und dem Einsatz von Ipilimumab beim metastasierten Melanom. Mit Wirkstoffen zur Checkpoint-Blockade (anti-PD-1-Substanzen) wird der immunologische Therapieansatz weiterentwickelt.

Übergreifende Themen auf dem ASCO

  • personalisierte Tumortherapie
  • Signaturen
  • Profiling
  • Immuntherapie
  • Checkpoint-Inhibitoren
  • Value-Diskussionen

Änderungen im klinischen Alltag

Einige auf dem ASCO vorgestellte Studien können oder werden voraussichtlich zu einer Änderung derzeitiger Standardtherapien führen:

  • Prostatakarzinom: Beim metastasierten, hormonempfindlichen Prostatakarzinom ist die Kombination von Docetaxel mit einer antihormonellen Therapie wirksamer als eine alleinige antihormonelle Behandlung. Diese Kombinationstherapie resultiert in einem deutlichen Zugewinn an Überlebenszeit. Neuer Standard in der metastasierten, hormonsensitiven Phase sollte die Kombinationstherapie werden, eine alleinige Hormontherapie ist nicht mehr angezeigt.
  • Mammakarzinom: Bei Frauen, die prämenopausal an einem hormonempfindlichen Mammakarzinom erkrankt sind, senkt eine adjuvante Therapie mit dem Aromatasehemmer Exemestan das Risikorezidiv in größerem Ausmaß als der selektive Estrogenrezeptor-Modulator Tamoxifen. Somit steht nun eine wirksame Alternative zur Tamoxifen-Gabe zur Verfügung.
  • Mammakarzinom: Bei Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs kann nach einer einjährigen, in monatlichen Abständen erfolgten Gabe von Zoledronsäure das Applikationsintervall für weitere Gaben auf drei Monate verlängert werden. Die Sicherheit beider Regime ist vergleichbar; das Auftreten skelettaler Ereignisse wird durch die verlängerten Applikationsintervalle nicht erhöht. Somit steht nun ein patientenfreundliches Konzept zur Verringerung Skelett-bezogener Komplikationen zur Verfügung.

Neue Substanzen auf dem Vormarsch

Mit einigen neuen, teilweise in Europa noch nicht zugelassenen Wirkstoffen konnten beachtenswerte, klinisch relevante Fortschritte erzielt werden:

  • Mit dem Multityrosinkinase-Inhibitor Levantanib (mit seiner baldigen Zulassung wird gerechnet) wurden beim strahlenresistenten Schilddrüsenkarzinom hohe Ansprechraten und eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens erreicht.
  • Beim nicht-kleinzelligen, ALK-positiven Lungenkarzinom ist Crizotinib in der Erst-Linien-Therapie wirksamer als eine Chemotherapie.
  • Der neue Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor Ibrutinib (mit seiner baldigen Zulassung wird gerechnet) ist bei vorbehandelten Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie wirksamer als der Anti-CD20-Antikörper Ofatumumab. Die Behandlung mit Ibrutinib führt zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verbesserung von progressionsfreiem Überleben, Gesamtüberleben und Remissionsrate.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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