Prisma

Form, Farbe und männliches Geschlecht

Was die Adhärenz gefährdet

jb | Das wirksamste Arzneimittel nützt nichts, wenn es nicht eingenommen wird. Non-Adhärenz schadet aber nicht nur der Gesundheit, sondern ist auch ein wirtschaftliches Problem. Daher beschäftigen sich zahlreiche Untersuchungen mit diesem Thema und versuchen, Faktoren zu identifizieren, die die Adhärenz beeinflussen.

Einen wichtigen Einfluss auf die Therapietreue hat, wie eine Studie zeigte, das Aussehen der Tabletten oder Kapseln. Ändert sich die Form oder die Farbe, beispielsweise beim Wechsel auf ein Generikum eines anderen Herstellers, verunsichert das die Patienten häufig und sie verlieren das Vertrauen. Darunter leidet die Adhärenz. Die Autoren sehen daher Apotheker und Ärzte in der Pflicht, ihre Patienten vorab auf das veränderte Aussehen der Tabletten hinzuweisen und ihnen die Verunsicherung zu nehmen. Langfristig seien aber die Zulassungsbehörden gefragt. So soll in den Augen der Studienautoren künftig für generische Zulassungen nicht nur Bioäquivalenz zum Original gefordert werden, sondern auch die gleiche Optik.

Des Weiteren scheinen Männer deutlich gefährdeter zu sein als Frauen, ihre Medikamente nicht oder nicht richtig einzunehmen. Die Untersuchung, die das ergab, identifizierte neben dem Geschlecht vor allem aber mangelnde Gesundheitskompetenz als Risikofaktor für Non-Adhärenz. Diese Kompetenz könne, so ein Vorschlag, mit einem Fragebogen vorab abgefragt werden. So können Patienten identifiziert werden, die besonderer Schulung bedürfen.

Eine weitere Studie erklärte die, die eigentlich zur Adhärenz beitragen sollen, also Ärzte und Apotheker, zu Risikofaktoren. Offensichtlich widersprechen sich Ärzte und Apotheker in der Wahrnehmung des Patienten häufiger in ihren Aussagen. Das kann dann dazu führen, dass dieser sein Medikament dann lieber gar nicht nimmt. Eine weitere denkbare Erklärung könnte sein, dass der fachlich korrekte, aber zu allgemeine Hinweis des Apothekers auf mögliche Nebenwirkungen dazu führt, dass der Patient das Medikament „für alle Fälle“ weglässt. Daher ist es wichtig, die Informationen zu Nebenwirkungsrisiken laienverständlich, anschaulich und spezifisch auf den Patienten zugeschnitten zu kommunizieren. 

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