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Gesundheit im Zelt
Podiumsdiskussion im Innenhof der Alten Apotheke
Rede und Antwort standen: Dr. Dietmar Beck, Leitender Arzt des Palliative-Care-Teams Stuttgart; Karin Maag, MdB und seit 2009 Mitglied im Gesundheitsausschuss; Dr. Norbert Metke, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung; Prof. Dr. Harald Schweim, Apotheker und Lehrstuhlinhaber an der Universität Bonn; Jürgen Zimmermann, Geschäftsführer der Sportklinik Stuttgart, und als Moderatorin Dr. Petra Steinbeck, Inhaberin der Alten Apotheke.
Hintergrund der Veranstaltung war das Anliegen von Dr. Petra Steinbeck, Bürger und Verantwortliche aus dem Gesundheitswesen direkt miteinander in Kontakt zu bringen: „In unseren tagtäglichen Kontakten erleben wir in der Alten Apotheke viele Schicksale mit und den dringenden Wunsch der Patienten, qualifizierte Antworten auf ihre Sorgen und Nöte und best-practice-Beispiele zu erhalten.“ Deshalb gab die Apothekerin auch Tipps zur Erhaltung der Gesundheit, nämlich durch regelmäßige Bewegung, maßvolle Ernährung und ein gutes Miteinander. Dr. Metke forderte auch, dass Gesundheitserziehung und -vorsorge der Schülerinnen und Schüler, vor allem richtige Ernährung, in der Schule erfolgen sollte, da dies häufig nicht mehr flächendeckend von den Elternhäusern geleistet werden könnte. So lernten die Kinder, was sie später als Eltern wissen sollten.
Karin Maag kam nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr wieder gerne nach Feuerbach: „Mir gefällt, dass sich diese Veranstaltung direkt an die Patienten richtet. Ich kenne bislang nichts Vergleichbares und bin froh über diese offene Aussprache.“
Einig waren sich alle Diskutanten, dass das deutsche Gesundheitssystem zwar eines der besten der Welt ist, aber trotzdem tiefgreifende Probleme im Spannungsfeld Pharmaindustrie, Krankenkassen, Ärzte und Patienten bestehen, die es zu lösen gilt. So waren die Rabattverträge ein erneuter Schwerpunkt der Diskussion. Die Abweichungen in der Zusammensetzung der Medikamente können auf empfindliche Menschen negative Auswirkungen haben, die man sich als Patient nicht einfach gefallen lassen muss. Prof. Dr. Harald Schweim erläuterte, wie teuer es ist, ein Medikament neu zu entwickeln. Kosten von einer Milliarde Euro seien hier keine Seltenheit. Es werde daher an neuen Medikamenten gespart, aber nicht mit Medikamenten. Dr. Dietmar Beck sprach die derzeit überbordende Bürokratie im Gesundheitswesen an. Ärzte oder Krankenschwestern müssen noch Zeit zum Behandeln der Patienten und nicht nur zum Dokumentieren für die Krankenhausakte haben. Die Erstellung und Nutzung von computergestützten Medikationsprofilen solle endlich weiter gefördert werden. Darüber hinaus sollen differenziert für Ärzte und Apotheker therapeutische Leitlinien in die jeweiligen Software-Programme integriert werden.
Aus dem Publikum kam auch der Vorwurf, dass aufgrund der Reglements mit den Krankenkassen „blutige Entlassungen“, das heißt zu frühzeitige Entlassungen beispielsweise nach Operationen, häufig praktiziert würden. Dies erstaunte Jürgen Zimmermann. Bei ihm in der Sportklinik komme so etwas nicht vor. Auch in anderen ihm bekannten Krankenhäusern erfolge die Krankenhausentlassung stets in Abstimmung mit den Patienten und Ärzten.
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