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Interessante Parallelen

Pflegemindestlohn muss neu verhandelt werden

2010 wurde der Stufenplan für den derzeit geltenden Pflegemindestlohn beschlossen. Ende des Jahres läuft die Regelung aus, nach der Pflegehilfskräfte mindestens 9 Euro (West) bzw. 8 Euro (Ost) erhalten. Verdi fordert nun einen flächendeckenden Mindestlohn in der Pflege von 12,50 Euro. Die Diskussion ist auch für den Apothekenbereich interessant.

Eine Mindestlohn-Kommission verhandelt zurzeit über den neuen Tarifvertrag für die Pflegebranche. 12,50 Euro will die Gewerkschaft Verdi erreichen; die Arbeitgebervertreter halten dies für nicht bezahlbar. Zwar will der Gesetzgeber mehr Geld in den Pflegebereich stecken. Doch das reiche bei Weitem nicht aus, sagt der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP). Denn in Pflegeeinrichtungen schlägt nicht nur die anstehende Erhöhung für das Fachpersonal zu Buche, sondern auch der „normale“ gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro für Angestellte, zum Beispiel in den Küchen und im Hauswirtschaftsbereich. Mit im Schnitt 2 Euro mehr pro Stunde rechnet der AGVP.

Vergleich mit anderen Branchen und Apotheken

Die Gehälter und Ausbildungsvergütungen im Pflegebereich seien bereits jetzt im Vergleich mit anderen Branchen recht passabel, meinen die Arbeitgeber. Sie beziehen sich dabei auf Angaben der Bundesregierung, dass die Gehälter im Schnitt bei 2831 Euro brutto pro Monat (West) bzw. 2302 Euro (Ost) liegen. Auch die Ausbildungsvergütungen von 800 bis 1100 Euro monatlich seien im Branchenvergleich überdurchschnittlich.

Zitiert

„Wer will, dass die Pflegebranche auf Dauer hochqualifizierte und integere Mitarbeiter findet, um eine anspruchsvolle und für unsere Gesellschaft unverzichtbare Arbeit zu leisten, für den sollte der fair verhandelte Lohn – also: der Tarifvertrag – eine Selbstverständlichkeit sein. Eine gute Pflegekraft sollte der Gesellschaft mindestens so viel wert sein wie ein guter Handwerker.“

Karl-Josef Laumann (CDU), Patientenbeauftragter der Bundesregierung

ADEXA meint: Wenn man statt Pflegebranche öffentliche Apotheke und statt Pflegekraft Apothekenmitarbeiter schreibt, kann man diesen Satz auch ins Stammbuch der Apothekenleiter (insbesondere der in Sachsen), der Gesundheitspolitiker und der Krankenkassen schreiben.

„Hier sollten die Apothekeninhaber wirklich hellhörig werden“, kommentiert ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. „Wenn – bis auf die Pharmazeuten im Praktikum nach den ersten sechs Monaten – alle Ausbildungsvergütungen der öffentlichen Apotheke unter denen des Pflegesektors liegen, kann man sich ausrechnen, wie groß die Chancen in einem immer stärker werdenden Wettbewerb um den Nachwuchs sind.“

Ähnlich wie im Apothekenbereich ist die Situation der privaten Pflegeanbieter sehr unterschiedlich, je nach Betriebsgröße und geografischer Lage. 

Quellen: FAZ, Ärzteblatt, Verdi u.a.

 

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

 

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