Innovativer Grippeimpfstoff

Influenza-A-Viren verbreiten sich jedes Jahr in zwei Wellen von Ostasien über die nördliche Hemisphäre. Die Grippeimpfstoffe zielen auf ein Oberflächenprotein der Viren, das Hämagglutinin, das sich in seiner variablen Region von Saison zu Saison etwas verändert. Daher müssen auch die Impfstoffe ständig neu entwickelt werden.

Kürzlich haben Virologen herausgefunden, dass auch die stabile Stammregion des Hämagglutinins (HA) im menschlichen Organismus als Antigen wirkt, das die Produktion von Antikörpern in Gang setzt, allerdings nur in geringem Maße. Entsprechend gering ist das Ausmaß der Aktivierung von B-Lymphozyten zu Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit dem Antigen eine schnelle Immunreaktion auslösen.

Nun haben Forscher in den USA aus der HA-Stammregion des Vogelgrippevirus H5N1 einen neuartigen Impfstoff entwickelt und bei Probanden erfolgreich getestet. H5N1 ist ebenfalls ein Influenza-A-Virus, aber es wird (von sehr seltenen Einzelfällen abgesehen) nicht von Mensch zu Mensch übertragen, sodass es bei den üblichen Grippewellen keine Rolle spielt; deshalb sprechen die Forscher von einer heterologen (statt homologen) Immunisierung. Die geimpften Probanden bildeten sowohl viele Antikörper gegen die HA-Stammregion als auch viele Gedächtniszellen.

Da die HA-Stammregion bei H5N1 und den saisonalen Influenzaviren gleich ist, müsste die Impfung theoretisch einen dauerhaften Schutz gegen Grippe bieten. Dieser Nachweis steht freilich noch aus und könnte nur durch umfangreiche klinische Studien erbracht werden. Immerhin: Die Größe des Problems rechtfertigt weitere Forschungen auf diesem Gebiet.

Quelle: Ellebedy AH, et al. Induction of broadly cross-reactive antibody responses to the influenza HA stem region following H5N1 vaccination in humans. Proc Natl Acad Sci; Epub 25.08.2014