Deutscher Apothekertag 2014

Die Hürde Qualifikation

Ein Kommentar von Doris Uhl

Dr. Doris Uhl, DAZ-Chefredakteurin

Das Perspektivpapier Apotheke 2030 ist verabschiedet. Und es istin der Tat nicht vermessen, von einem Meilenstein für die deutsche Pharmazie zu sprechen. Damit aber das Perspektivpapier tatsächlich nicht nur Perspektiven eröffnet, sondern die beschriebenen Ziele auch erreicht werden können, sind einige Hürden zu überwinden. So wird es ganz entscheidend sein, wie die Probleme rund um die Qualifikation in Sachen Medikationsanalyse und Medikationsmanagement gelöst werden.

Erklärtes Ziel ist es, das Medikationsmanagement flächendeckend anzubieten, in jeder Apotheke soll die entsprechende Kompetenz vorhanden sein. Um das zu erreichen, muss jedem Apotheker, ob jung oder alt, die Chance gegeben werden, sich das notwendige Wissen anzueignen.

Es müssen also zum einen Konzepte für die Kollegen entwickelt werden, die in ihrem Studium mit Klinischer Pharmazie nicht in Berührung gekommen sind. Die Definition von Medikationsanalyse in mehreren Stufen legt hier ein schrittweises Vorgehen mit entsprechender Zertifizierung und Honorierung nahe.

Zum anderen muss bei den jüngeren Kollegen, die schon an den Hochschulen im Fach Klinische Pharmazie geprüft worden sind, genau hingeschaut werden, ob alle die notwendigen Kompetenzen erworben haben. Denn allein die Tatsache, dass immer noch an sechs Standorten die Klinische Pharmazie nicht besetzt ist und irgendwie mit unterrichtet wird, lässt auf große Wissensunterschiede bei den Absolventen schließen. Der BPhD legt den Finger in die Wunde und fordert, dass die Klinische Pharmazie eine eigenständige Disziplin und der Zugriff anderer Disziplinen auf dieses Fach unterbunden werden muss. Und der Appell von Prof. Derendorf, die Interessen der Studierenden als Maßstab für die universitäre Ausbildung zu nehmen und nicht die der Hochschullehrer, ist ebenfalls deutlich. Denn durch die fachfremde Besetzung der Lehrstühle – beispielsweise durch Chemiker oder Biologen – besteht die Gefahr, dass das Gefühl dafür verloren geht, was für Apotheker in der Apotheke wirklich wichtig ist.

Gerne wird bei der Ausbildungsdiskussion darauf verwiesen, dass das Studium Berufsfähigkeit und nicht Berufsfertigkeit vermitteln soll. Das ist sicher richtig. Wenn aber 80 Prozent der Pharmaziestudierenden am Ende ihrer Ausbildung in die Offizin gehen, dann muss hier der Schwerpunkt liegen. Den zukünftigen Offizinapothekern müssen schon im Studium die notwendigen Fähigkeiten in Klinischer Pharmazie und damit vor allem in Pharmakotherapie, der Arbeit im interdisziplinären Team und der Patientenkommunikation vermittelt werden. Das kann und darf nicht nur eine Aufgabe für das praktische Jahr und schon gar nicht für Weiterbildungen und Aufbaustudiengänge sein.

Sollte es keinen Weg mit den Hochschullehrern geben, die notwendigen Änderungen herbeizuführen, dann ist die Politik gefordert. Denn die Approbationsordnung ist Sache des Bundesministeriums für Gesundheit. Dort hat man inzwischen erkannt, wie wichtig Arzneimitteltherapiesicherheit und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind. Vor diesem Hintergrund wird es für unsere Berufsvertretung möglicherweise leichter sein, die hier Verantwortlichen von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Ausbildung und damit die Approbationsordnung zu novellieren.

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