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Forum Beruf für Studierende in Nordrhein

BONN (cae) | Am 9. Januar fand in Bonn zum elften Mal das Forum Beruf statt. Prof. Ulrich Jaehde, Universität Bonn, und Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, begrüßten etwa 180 Pharmaziestudierende zu der Informationsveranstaltung über Tätigkeitsgebiete von Apothekern.

Öffentliche Apotheke

Die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke wurde aus drei Blickwinkeln vorgestellt: Engelen ging auf die Rahmenbedingungen ein, Dr. Robin Ghosh und Wolfgang Pfeil berichteten über die Tätigkeit als Apothekenleiter bzw. als Apothekenangestellter.Engelen legte dar, dass der „Generationenvertrag“ – d.h. dass die berufstätige Generation die Sozialleistungen für die Rentnergeneration zahlt – aufgrund der Alterung der Gesellschaft in Zukunft nicht mehr funktionieren werde. Unter anderem erhöhe die Polypharmazie älterer Patienten die Behandlungskosten. Damit die Arzneimitteltherapie der Patienten sicher und wirksam ist, müsse die öffentliche Apotheke mehr Verantwortung übernehmen, und die Apotheker müssen ihre klinisch-pharmazeutische Kompetenz ausbauen.

Foto: Apothekerkammer Nordrhein
Forum Beruf Referenten und Organisatoren, darunter (vorn, von links) Dr. Olaf Scharfenstein, Dr. Niels Eckstein, Christina Pehe, Prof. Ulrich Jaehde, Präsident Lutz Engelen.

Dr. Robin Ghosh, Apothekenleiter in Krefeld, sieht sich in der Rolle eines Geschäftsführers, der sich um die wirtschaftlichen Belange und um das Personal der Apotheke kümmert, und eines Heilberuflers. In seiner Apotheke hat er sich auf die Betreuung von Aids-Patienten und HIV-Infizierten spezialisiert. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Heimversorgung. Den Interaktionscheck bei Patienten mit Polymedikation hält er für sehr wichtig. Er nannte zwei Voraussetzungen für eine erfüllende Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke: „Fachliches Interesse – und man muss Menschen mögen.“

Wolfgang Pfeil, Bonn, nannte als hauptsächliche Tätigkeiten, die der angestellte Apotheker neben dem Apothekenleiter ausübt, die Beratung und Therapiebegleitung der Patienten, die Aufsicht über PTA und PKA, die Herstellung in Rezeptur und Defektur sowie die Umsetzung des Qualitätsmanagementsystems. Kontaktfreude und Einfühlungsvermögen seien wichtige „soft skills“ für eine erfolgreiche Tätigkeit als Offizinapotheker. Zudem sollten Apotheker sich kontinuierlich fortbilden und auch zum Fachapotheker weiterbilden.

Krankenhaus, Industrie, Krankenversicherung

Krankenhausapothekerin Dr. Andrea Liekweg, Köln, schilderte ihren Arbeitsplatz als sehr attraktiv; im Unterschied zu Offizinapothekern habe sie mehr Kontakt mit Ärzten und Pflegekräften als mit den Patienten. Die Anzahl der Krankenhausapotheken in Deutschland ist allerdings rückläufig und beträgt derzeit 413. Nur etwa 3,4% der deutschen Apotheker sind Krankenhausapotheker. Statistisch kommen auf 100 Krankenhausbetten 0,31 Krankenhausapotheker, was im internationalen Vergleich sehr wenig ist.

Dr. Claudia Selbach, Bayer Animal Health GmbH, nannte als typische Einsatzgebiete des Apothekers in der Industrie die galenische Formulierung und Entwicklung von Arzneimitteln sowie die Herstellung und Qualitätssicherung. Dabei seien ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Führungsstärke sowie die Fähigkeit, in schwierigen Situationen schnell zu entscheiden und zu handeln, gefragt. Teilzeitstellen seien in der pharmazeutischen Industrie eher selten.

Dr. Kerstin Neumann, Johnson & Johnson GmbH, schilderte die Aufgaben des Industrieapothekers beim Marketing von Arzneimitteln. Sie müssen das naturwissenschaftlich-medizinische Wissen über die Produkte zielgruppengerecht vermitteln und demgemäß für Ärzte, Patienten, Krankenkassen usw. unterschiedlich aufbereiten. Auch die Kosten-Nutzen-Analyse der Arzneimittel spielt dabei eine Rolle.

Christina Pehe, AOK Rheinland/Hamburg, berichtete von ihrer Tätigkeit bei einer Krankenversicherung. Dort ist die Wirtschaftlichkeit der Therapie – z.B. bei der Arzneiverordnung – ein großes Thema. So muss Pehe die aktuelle Studienlage zu bestimmten Arzneimitteln genau kennen, um die Ärzte zu überzeugen, warum ein teureres Präparat nicht unbedingt besser ist als ein preiswerteres. Auch um die Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit durch Einbindung der Ärzte und der Offizinapotheker kümmert sich Pehe.

Behörde, Bundeswehr, Universität

Dr. Niels Eckstein berichtete über seine Aufgaben beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Wenn ein Hersteller einen Zulassungsantrag gestellt hat, prüft das BfArM die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Präparates. Bei Arzneimitteln, die bereits im Markt sind, gehört die Pharmakovigilanz zu den Aufgaben des BfArM. Unter den etwa 1200 Mitarbeitern des BfArM beträgt das Verhältnis von Ärzten zu Apothekern etwa 60 zu 40, die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei ausgesprochen gut. Eckstein schätzt die Tätigkeit an „vorderster Front der klinischen Forschung“ sehr. Ein Nachteil sei, dass die Stellen häufig befristet sind (www.bund.de > Stellenanzeigen).

Oberfeldapotheker Dr. Olaf Scharfenstein berichtete über die Aufgaben als Sanitätsoffizier der Bundeswehr. Neben der Arzneimittelinformation und ‑abgabe sowie der Logistik spiele die Arzneimittelentwicklung, -herstellung und -prüfung eine relativ große Rolle. Hinzu kommt die lebensmittelchemische Überwachung. Derzeit beschäftigt die Bundeswehr etwa 230 Apotheker, davon 40% Frauen.

Prof. Klaus Mohr, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn, definierte die Wissenschaft als die ständige Suche nach neuen Erkenntnissen und das Zweifeln oder Hinterfragen von bestehendem Wissen. Sein Doktorand Fabian Krebs empfahl allen, die sich noch nicht sicher sind, ob eine Promotion das Richtige für sie ist, ein Masterstudium als „Einstiegsdroge“. Allerdings sollte man am Ende des Studiums nicht lange zögern, denn je später man mit der Promotion beginnt, umso schwerer ist der Einstieg. 

Quelle: Dr. Sabine Viefhues, AK Nordrhein

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