Aus den Ländern

Apotheker und mHealth

Was bringt die „digitale Gesundheit“?

Bereits im Februar fand ein Empfang der EPSA (European Pharmaceutical Students‘ Association) im Europäischen Parlamentsgebäude in Brüssel statt. Über 60 Pharmaziestudierende diskutierten mit Politikern und Vertretern der pharmazeutischen Industrie über „digitale Gesundheit“ und die Rolle des Apothekers im Gesundheitssystem der Zukunft.

Risiken und Chancen von mHealth

Geld- und Personalmangel veranlassen dazu, nach alternativen Formen des Gesundheitsmanagements zu suchen. Laut Michael Strübin, Program Manager Europe der Non-profit-Organisation Continua Health Alliance (CHA), könnte mHealth (mobile Health) eine Angebotslücke schließen, denn sie sei einfach zugänglich und kostengünstig.

Edwin Maarseveen von der EU-Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher (DG SANCO) nannte einige befürchtete Risiken von mHealth, u.a. Verletzung der Privatsphäre, größere gesundheitliche Ungleichheit in der Gesellschaft, Qualitätsmängel in der Therapie. Dem stünden aber viele Chancen gegenüber, die, wenn sie richtig genutzt werden, dem Gesundheitssystem viele Ausgaben ersparen. So könnten Evidenz-basierte und personalisierte Apps dem Patienten bessere, für ihn wichtige Informationen liefern.

„Apotheker müssen sich dieser neuen Welt anpassen“, begann John Chave, Generalsekretär der PGEU (Pharmaceutical Group of the European Union), seinen Vortrag. Bisher sei zwar nicht belegt worden, dass Online-Apps den Patienten nützen. Problematisch seien die mangelnde Online-Adhärenz und die Tatsache, dass viele Kranke kein Smartphone benutzen und mit diesen Apps nicht erreicht werden. Aber in einer funktionierenden mHealth-Welt könnten ältere Personen länger allein zu Hause statt in einem Heim leben und dabei sozial integriert werden; chronisch Kranke könnten aus der Ferne überwacht werden, und auch Akutpatienten könnten durch Telemonitoring betreut werden.

Alex Wyke, Gründerin der Patienteninitiative „Patient View“, meinte, die Nachfrage nach Gesundheits-Apps und digitalen Anwendungen werde weiter steigen, um fehlende Heilberufler zu ersetzen, besonders wenn es um die zeitaufwendige Betreuung von chronisch Kranken geht. In Zukunft müsse man sie durch mehr „patient empowerment“ zu mehr „self care“ ermutigen, u.a. durch „healthcare apps“.

Was ist im Angebot?

Bei mHealth stehe der Patient stets im Zentrum, sagte Strübin. Geräte und Anwendungen der Bereiche „Wellness und Lifestyle“ und „Vorsorge“ zielen darauf ab, die Fitness des Patienten zu verbessern, Verhaltensweisen zu ändern und das Gesundheitsbewusstsein zu stärken. Diagnostik-Tools gebe es für Ärzte wie für Patienten, das gleiche gelte für „Tracker“, die Vitalparameter überwachen. Sie messen und speichern Gesundheitsparameter von chronischen Patienten oder auch von Probanden, die an Studien teilnehmen.

Wyke empfahl Patienten, die vertrauenswürdige Healthcare-Apps suchen, die Website www.myhealthapps.net von Patient View. Verschiedene Partner aus Technologie und Pharma sowie viele Patientengruppen seien an der Website beteiligt. Aufgrund der großen Datenmengen sieht Wyke in mHealth auch die Chance, nach bisher unbekannten Krankheitsmustern zu suchen und die Diagnostik zu verbessern.

Die Rolle des Apothekers

Das Sammeln von Daten ist einfach, schwierig ist die Auswertung, konstatiert Roberto Frontini, Präsident der EAHP (European Association of Hospital Pharmacists). So könne es einen „Overkill an Input“ geben. Andererseits könnten über Big Data Risikopatienten gefunden und direkt mit einem Arzt verbunden werden, meinte Richard Bergström, Generaldirektor der EFPIA (European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations). Der Apotheker solle hier eine halb-aktive Rolle einnehmen. Er solle den Patienten überwachen, ihm beratend zur Seite stehen und ihn im richtigen Umgang mit den Angeboten der mHealth schulen. Strübin konnte sich zudem vorstellen, dass der Apotheker das für den Patienten passende Tool auswählt und ihn in der nun erweiterten Therapie begleitet. Der Apotheker könnte auch den Vertrieb von mHealth-Produkten übernehmen, parallel zu den bereits existierenden Anbietern. 

Daniela Kolberg

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