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DAZ aktuell
Der Apotheker ohne Packung
Ein Gastkommentar von Olaf Rose
Das Perspektivpapier ist verabschiedet, nun haben wir eine Phase der Ruhe, schien sich mancher Kollege nach dem DAT zu denken. Nicht ganz, würde man meinen, die großen Veränderungen stehen erst noch ins Haus. Und bei jedem Hausbau fängt man mit dem Fundament an. Bei uns Pharmazeuten ist das neue Fundament eine Änderung der Approbationsordnung und somit des Studiums. Man war sich auf dem Apothekertag mit dem ABDA-Präsidenten allseits einig, dass hier dringend reformiert werden muss, der Änderungsdruck ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Trotz inzwischen vieler hoffnungsvoller Einzelprojekte (genannt sei die Neuausrichtung der pharmazeutischen Biologie hin zu Biologicals und stratifizierter Pharmazie oder das fächerübergreifende PharmSchool-Projekt), haben einige Hochschuldozenten das Vertrauen des Berufsstandes in die Unis mächtig strapaziert und den Hochschulen damit einen Bärendienst erwiesen. Seitdem geklärt ist, dass Pharmakotherapie keine Sozialwissenschaft ist und die Pharmazie durch Therapieorientierung allenfalls medizinischer wird, nimmt auch niemand mehr das Schreckgespenst von der Verbannung unseres Faches an die FH ernst. Zu den alten Zöpfen gehört ebenfalls die Mär von der zu erhaltenden Breite der Ausbildung. Auch und gerade in Industrie, Verwaltung und Krankenhaus kann der klinisch ausgebildete Apotheker wesentlich besser und breiter eingesetzt werden. Abgesehen vom unstrittigen Feld der Galenik, geht er auch dort typischerweise in die Bereiche Zulassung, Med.-Wiss./Information und Marketing, allesamt Tätigkeiten, die klinisches Wissen erfordern. Die Ausrede der Industriequalifizierung zieht nicht mehr.
Spätestens mit der neuen Approbationsordnung müssen dann auch Angebote her, wie die „Altexaminierten“ ihr Wissen angleichen können. Solche Angebote werden übrigens – wie man inzwischen weiß – von Apothekern aller Tätigkeitsfelder genutzt, gerade auch von Industrieapothekern.
Wie aber geht es in der Offizin weiter? Am Ende des Entwicklungsprozesses wird der Apotheker ohne Packung stehen. Das bedeutet nicht, dass in der Apotheke keine Medikamente mehr abgegeben werden, sondern dass der Apotheker beim Großteil seiner täglichen Arbeit sein pharmakotherapeutisches Wissen am Patienten einsetzt, etwa bei der ärztlich verordneten Schulung von Patienten, bei der Aufklärung nach Erstverordnung oder bei der Medikationsanalyse. Die logistische Tätigkeit und die unkomplizierte Beratung wird zunehmend von den PTAs übernommen. Dadurch werden beide Berufsbilder sichtbar aufgewertet und zusammen mit einer neuen Approbationsordnung dreht sich dann auch das Bild an den Unis: die Mehrheit der Studenten wird sich ab dem ersten Semester wieder für die Offizin begeistern können.
Nachdem die ABDA Medikationsanalyse und Medikationsmanagement definiert hat, scheint sich auch die Kreativität der verschiedenen Akteure zu wandeln. Es werden aktuell deutlich weniger absurde Modelle unter dem „Deckmantel Medikationsmanagement“ entwickelt, dafür aber zahlreiche Hilfsmittel, die den Apotheker beim Medikationsmanagement unterstützen können. Hier ist durch Bücher, Tabellen und Vordrucke, aber auch durch Softwarelösungen einiges – aber eben nicht alles – möglich. Auch wenn man nach außen gerne bekannt gibt, dass der Berufsstand schon längst fit für die neuen Betätigungsfelder ist, so hat man bei der Bundesapothekerkammer wohl doch zur Kenntnis genommen, dass ein Crash-Kurs Medikationsmanagent am Bedarf vorbeigeht. Hier stellt sich die Frage, ob ein BAK-Curriculum nur eine erste Grundlage abdecken soll oder eine echte Hilfe für die Teilnehmer sein kann. In der Praxis hat sich inzwischen deutlich gezeigt, dass im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit schon jetzt ein großes Verständnis in den Apotheken vorhanden ist und mit den richtigen Tools die Methodik schnell vermittelt werden kann, die Therapiebeurteilung jedoch eine nennenswerte Hürde darstellt, die man aber auch erst einmal auslassen kann (und muss). Der letzte Versuch den Wandel zu unterbinden ist nun, einen Zwiespalt zwischen Arzt und Apotheker zu beschwören. Längst ist aber jedem vernünftigen Pharmazeuten (und Mediziner) klar, dass ein Medikationsmanagement als pharmazeutisches Konsil immer nur für und zusammen mit dem behandelnden Arzt erstellt werden kann. Ängste, dass man sich gegenseitig schaden möchte, sind sicherlich real, aber unbegründet. Die Anzahl der Krankenhausapotheker auf Station zu fördern, muss in diesem Zusammenhang ein zentrales Anliegen aller Pharmazeuten sein. Nur durch gemeinsames Arbeiten und Lernen voneinander kann auch hier Zusammenwachsen, was zusammen gehört: das therapeutische Team zum Nutzen des Patienten.
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