Arzneimittel und Therapie

Update Ebola

Neue Zahlen, neue Impfstoffe, neue Hoffnung?

ck | Die Angst vor Ebola ist groß, und Afrika scheint doch nicht so weit entfernt, wie mancher glaubt. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso warnte, die Epidemie könne zu einer „schwerwiegenden humanitären Katastrophe“ werden. Das Virus sei bei Weitem „nicht nur ein Problem einiger westafrikanischer Staaten“.

Die gute Nachricht: Die WHO hat inzwischen offiziell den Ebola-Ausbruch im Senegal und in Nigeria für beendet erklärt. Ein Ebola-Ausbruch gilt als beendet, wenn 42 Tage lang kein neuer Fall aufgetreten ist. Das entspricht der doppelten maximalen Inkubationszeit. Die schlechte Nachricht: Entwarnung kann auf keinen Fall gegeben werden: Insgesamt sind in den drei Ländern (Guinea, Liberia und Sierra Leone), in denen Ebola immer noch vorkommt, bisher 9191 Fälle registriert, 4546 Personen sind verstorben (Stand 17. Oktober 2014).

Fakten zum Ebola-Virus

  • Das Virus kann von Mensch zu Mensch über direkten körperlichen Kontakt zu Patienten oder Verstorbenen übertragen werden, insbesondere durch direkten Kontakt mit deren Körperflüssigkeiten.
  • Eine Übertragung ist auch über Gegenstände möglich, die mit infektiösen Flüssigkeiten Kontakt hatten (z.B. Nadeln, Operationsbesteck, Kleidung).
  • Die Inkubationszeit beträgt mindestens zwei, meist acht bis zehn Tage, nach 21 Tagen ist nicht mehr mit einer Erkrankung zu rechnen.
  • Die Frühsymptome sind unspezifisch, ähnlich einem grippalen Infekt: Fieber, Kopfschmerz, Gliederschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Schmerzen im Oberbauch.
  • Bevor Symptome auftreten und einige Tage nach dem Abklingen gelten Patienten als nicht mehr ansteckend. Durch Sperma ist beim Geschlechtsverkehr eine Übertragung noch mehrere Wochen lang möglich!

Und die Lage in Europa?

In einigen Ländern müssen bereits alle Passagiere von Flügen aus Westafrika ihre Körpertemperatur messen lassen. In Deutschland werden solche Maßnahmen nicht durchgeführt, es bestehe nur ein geringes Risiko, dass eine infizierte Person nach Deutschland einreist, so das Robert Koch-Institut (RKI). Sollte dennoch ein Patient einreisen, wird eine Ausbreitung des Ebola-Virus bei uns aufgrund der guten medizinischen Versorgung und Vorbereitungen praktisch ausgeschlossen. Falls eine infizierte Person erst in Deutschland erkrankt, würde sie bei einem begründeten Verdacht in eine Sonderisolierstation eingewiesen werden. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stehen in Deutschland in sieben Kompetenz- und Behandlungszentren fünfzig Betten für Ebola-Infizierte zur Verfügung. Allerdings fehle oft qualifiziertes Personal. Alle Personen, die engen Kontakt hatten, werden durch Befragung des Patienten und der Angehörigen ermittelt und in ihrem Alltagsumfeld 21 Tage lang auf Ebola-typische Symptome hin überwacht.

Was tun bei einem Verdacht?

Vermutet ein Patient, sich mit Ebola infiziert zu haben, so sollte er telefonisch Kontakt mit einem Arzt aufnehmen und auf den Verdacht mit genauer Beschreibung der Symptome, der Reiseorte und Reisedauer hinweisen. Für das seuchenhygienische Management sind die Gesundheitsämter zuständig, die sofort über einen begründeten Verdachtsfall informiert werden sollten. Für spezielle Fragestellungen gibt es in Deutschland ein Netzwerk von Kompetenz- und Behandlungszentren (STAKOB). Die Geschäftsstelle befindet sich im Robert Koch-Institut. Ausschließlich für die Fachöffentlichkeit steht am RKI eine 24-stündige Rufbereitschaft zu speziellen infektionsepidemiologischen Fragen (z.B. mögliche Verdachtsfälle) zur Verfügung, die über die Telefonzentrale erreichbar ist.

Die Suche geht weiter

Es gibt noch immer keine zugelassene spezifische Therapie, die Behandlung erfolgt ausschließlich symptomatisch. In 30 bis 90% der Fälle verläuft die Erkrankung tödlich. Dabei beeinflusst die Qualität der medizinischen Versorgung die Sterblichkeit. Beim aktuellen Ausbruch in Westafrika stirbt mehr als die Hälfte der Erkrankten. Die wenigen spezifischen Therapieansätze sind experimentell. Gleiches gilt für die Impfstoffe. Zwei Vakzine befinden sich derzeit in klinischer Erprobung. GlaxoSmithKline entwickelt zusammen mit dem US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases die Vakzine cAd3-EBO Z, die auf Adenoviren von Schimpansen basiert. Der zweite Impfstoff rVSV-ZEBOV wurde von der Public Health Agency of Canada entwickelt. Er basiert auf einem attenuierten Stamm des Vesicular Stomatitis Virus, Erreger einer Infektionskrankheit bei Huftieren. Versuche mit Tieren waren vielversprechend, Studien der Phase II und III laufen noch nicht. Nach Angaben der kanadischen Gesundheitsbehörden könne Anfang 2015 eine größere Anzahl an Impfdosen bereitgestellt werden.  

Quelle

Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), www.who.org, Stand 20. Oktober 2014

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Ebola. Robert Koch-Institut (RKI) und Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB), www.rki.de, Stand: 15. Oktober 2014

 

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