Arzneimittel und Therapie

Nichts Neues zu Paracetamol und kindlichem Asthma

Einfluss von Atemwegsinfektionen unklar

Die Zahl der Studien und Diskussionen um die Sicherheit von Paracetamol ist mittlerweile fast unüberschaubar. Eine aktuelle Metaanalyse legte den Fokus auf den Zusammenhang zwischen der Einnahme des Analgetikums in der Schwangerschaft und frühen Kindheit und dem Asthma-Risiko zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Daten nicht ausreichen, um die gegenwärtigen Empfehlungen zu verändern.

Frühere Untersuchungen hatten einen Zusammenhang zwischen der Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft bzw. der Verabreichung an Säuglinge und einem erhöhten Asthma-Risiko gezeigt. Als möglicher Schädigungsmechanismus wird die Entleerung der Speicher für Glutathion diskutiert, einem wichtigen Antioxidans in den Atemwegen. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Risikoerhöhung nicht auch durch häufige Atemwegsinfektionen in Schwangerschaft und früher Kindheit verursacht sein könnte. Denn bei diesen Erkrankungen gilt Paracetamol sowohl für werdende Mütter als auch ihre Nachkommen zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung als unbedenklich. Und es ist gut belegt, dass häufige Atemwegsinfektionen in der frühen Kindheit, insbesondere wenn sie durch RSV- oder Rhinoviren verursacht sind, das Asthma-Risiko steigern. Das Gleiche gilt für häufige Erkältungen und fieberhafte Infektionen in der Schwangerschaft.

Vorgehen und Ergebnisse

Der beste Weg, um die bestehenden Unsicherheiten auszuräumen, wären randomisierte klinische Studien (RCTs). Eine australische Forschergruppe an der Universität von Melbourne stellte jedoch fest, dass zurzeit keine derartigen Studien durchgeführt werden – und wegen ethischer Bedenken möglicherweise auch zukünftig nicht damit zu rechnen ist. Daher stützten sie sich auf Kohortenstudien und kontrollierte Untersuchungen (darunter auch unveröffentlichte) zu dieser Thematik.

Elf Beobachtungsstudien erfüllten die Einschlusskriterien. Dazu zählten unter anderem eine Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft (fünf Studien) und in den ersten beiden Lebensjahren (fünf Studien) sowie eine Asthma-Diagnose ab dem 5. Lebensjahr. Eine der ausgewerteten Untersuchungen hatte beide Lebensphasen analysiert. Die beiden ersten Lebensjahre gelten als besonders sensible Phase der Lungenentwicklung, und eine Asthma-Diagnose vor dem 5. Lebensjahr als mit vielen Unsicherheiten behaftet.

Erhöhtes Risiko gezeigt

Nahmen Schwangere im ersten Trimenon Paracetamol ein, ergab die gepoolte Odds ratio (OR) eine 39%ige Steigerung des kindlichen Asthma-Risikos (OR = 1,39, 95% KI 1,01 bis 1,91). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die Heterogenität der Untersuchungen sehr groß war und nur eine von ihnen auch mütterliche Atemwegsinfektionen berücksichtigte. Bezüglich der anderen beiden Schwangerschaftsdrittel waren die Risiken sehr heterogen; die ORs reichten in den Einzelstudien von 1,07 bis 2,15.

Die Studien zur Anwendung von Paracetamol bei Säuglingen kamen zum Ergebnis, dass das Analgetikum das Asthma-Risiko erhöht. Allerdings ließ eine Adjustierung auf Atemwegsinfektionen dieses wieder schrumpfen.

Keine Änderung der Empfehlungen notwendig

Insbesondere die Heterogenität der ausgewerteten Studien hat die Autoren zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass es zurzeit nicht notwendig ist, die bestehenden Empfehlungen zur Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und die Gabe an Säuglinge zur Schmerzstillung und Fiebersenkung zu verändern.

Sie raten zu weiteren Untersuchungen, die ein mögliches Risiko vielleicht einmal abschließend klären könnten. Zukünftige Studien sollten speziell auch die Wirkung von Paracetamol auf die Lungenfunktion untersuchen, da der Wirkstoff im Verdacht steht, in den Atemwegen oxidativen Stress zu verursachen. 

Quelle

Cheelo M et al. Paracetamol exposure in pregnancy and early childhood and development of childhood asthma: a systematic review and meta-analysis. Arch Dis Child 2014;0:1–9, doi:10.1136/archdischild-2012-303043, online publiziert am 26. November 2014

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

 

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