Praxis aktuell

Appetit auf Apps

Smarte Helfer für die Gesundheit

Von Reinhild Berger | Smartphones erobern den Alltag: Mehr als 90 Prozent der Deutschen besitzen ein Handy – und knapp zwei Drittel aller Handys waren bereits im 1. Quartal 2013 Smartphones, das heißt, sie verfügen über eine mobile Internetanbindung. Inzwischen dürfte die Zahl noch höher liegen. Was liegt also näher, als sich auch in der Apotheke einmal anzuschauen, wie das Smartphone in Beratungsgespräche rund um die Gesundheit mit einbezogen werden kann? Und auch für Kunden kann die eine oder andere App eine wertvolle Unterstützung sein. Wir stellen Ihnen hier einige Apps aus der Kategorie „Gesundheit und Fitness“ vor, die in den „Topcharts“ gelistet sind. Damit auch App-Anfänger Appetit bekommen, sich diese „smarten“ Helfer einmal anzuschauen.

„Erste Hilfe“

Quelle: alle Bilder DAZ/Berger
Die „Erste-Hilfe“-App vom Deutschen Roten Kreuz sollte auf keinem Smartphone fehlen.

Beginnen wir mit einer App, die nicht nur für Ihre Kunden, sondern für das gesamte Apothekenteam nützlich sein kann: „Erste Hilfe“, offiziell entwickelt und autorisiert vom Deutschen Roten Kreuz. Hier bietet sich eine wahre Fundgrube an Tipps und praktischer Hilfe im Krankheits- und Notfall – und das alles für nur 89 Cent! Diese App sollte eigentlich auf keinem Smartphone fehlen. Natürlich weist der Anbieter darauf hin, dass die App keinen Erste-Hilfe-Kurs mit praktischen Übungen ersetzt. Aber sie hilft, auf spielerische Weise Wissen zu vermitteln bzw. aufzufrischen. Im Notfall lässt sich die App wie ein „Navi“ einsetzen. Ganz oben in der Menüleiste geht es los mit „Erste Hilfe starten“. Wahlweise per Sprache oder mit Bildern und Texten wird man durch eine Notfallsituation geführt – man antwortet jeweils mit „Ja“ oder „Nein“ und erhält weitere Hinweise. So wird man angeleitet, die richtigen Entscheidungen in der richtigen Reihenfolge zu treffen – das wirkt beim Durchblättern sehr überzeugend (möge im Ernstfall niemals der Akku leer sein!). Ein „Notrufassistent“ hilft beim Absetzen eines korrekten Notrufs und verbindet mit der Rettungsleitstelle. Unter dem Menüpunkt „Der kleine Lebensretter“ lassen sich – ebenfalls in Bild und Text – Informationen zu insgesamt 30 speziellen medizinischen Notsituationen bzw. Erkrankungen abrufen. Was tue ich zum Beispiel, wenn ich eine bewusstlose Person finde? Wie reagiere ich, wenn eine Person zu ersticken droht? Wie erkenne ich die Symptome eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls? Wie sichere ich eine Unfallstelle beim Verkehrsunfall? Woran erkenne ich Vergiftungen – wie erreiche ich die Giftinformationszentrale? Was ist insbesondere bei der Wiederbelebung von Kindern zu beachten? Alle Texte sind gut verständlich formuliert, klar gegliedert und bebildert. Wer sich mit den Inhalten schon vorab vertraut macht, kann im Ernstfall und unter Stressbedingungen kompetent und im Idealfall lebensrettend tätig werden. Übrigens: Sehr ergiebig sind auch die Infos zum Stichwort „Reiseapotheke“. In einem vierten Menüpunkt „DRK Infodienste“ findet man Blutspende-Termine des DRK, Infos zu Erste-Hilfe-Kursen und aktuelle Tipps, zurzeit zum Beispiel zum Thema Erkältungen.

Gut zu wissen: Mit dem Kaufpreis von 89 Cent unterstützt man die Erste-Hilfe-Ausbildung beim Deutschen Roten Kreuz. Apropos – wollten Sie nicht schon längst mal wieder Ihr Ersthelfer-Wissen auffrischen?

Was heißt „App“?

App – das ist die Kurzform für „application“. So wird im englischsprachigen Raum eine Anwendungssoftware für mobile Betriebssysteme und Mobilgeräte bezeichnet. In Deutschland versteht man unter einer App meist eine Anwendung für Smartphones und Tablet-Computer. Inzwischen gibt es mehr als eine Million Apps zu den unterschiedlichsten Themengebieten. Das Angebot reicht von einfachsten Werkzeugen und Spaßanwendungen bis hin zu anspruchsvolleren Programmpaketen mit umfangreichen Funktionen.

Hilfen für Diabetiker

Für Diabetiker gibt es eine Fülle an Apps, mit deren Hilfe sie Blutzuckerwerte und Medikation verwalten können.

Für Diabetiker gibt es eine wahre Fülle an Apps. Viele werden kostenlos von Firmen angeboten. Einfach und übersichtlich erscheint die von MSD zur Verfügung gestellte App „DiabetesPlus für Typ2-Diabetiker“. Zunächst legt der Nutzer ein Tagebuch an. Unter dem Datum des jeweiligen Tages gibt er seine Messwerte ein: Blutzuckerspiegel, Broteinheiten-Verzehr, Sport in Minuten usw. Mit kleinen Piktogrammen lassen sich Symptome wie Unterzuckerung, Überzuckerung, Schwitzen, Herzklopfen usw. dokumentieren, auch selbst geschriebene Notizen lassen sich hinzufügen. Die App erstellt Grafiken und Statistiken aus den eingegebenen Werten, sodass man einen guten Überblick über alle Parameter und eventuelle Veränderungen bekommt. Die Messwerte lassen sich als PDF-Datei exportieren und ausdrucken bzw. per Mail an den Arzt senden. Unter dem Menüpunkt „Einstellungen“ hat man die Möglichkeit, noch weitere Daten (Blutdruck, Puls, Gewicht) einzugeben und zu verwalten. Außerdem können verordnete Antidiabetika und Insulin sowie alle zusätzlichen Medikamente mit Packungsgrößen und Anzahl der Einnahmen eingetragen werden. Die App meldet, wenn ein Arzneimittel verbraucht ist und versendet auf Wunsch eine Mail zur Bestellung eines neuen Rezeptes. Auch App-Anfänger werden mit dieser App gut zurechtkommen. Sie ist einfach zu verstehen und frei von verwirrendem Schnickschnack.

Vergleichbar aufgebaut sind die Apps „Diabetes Plus“ und „Diabetes Plus Typ2“ von SquareMed Software GmbH.

Wie kommt die App aufs Smartphone?

Ganz einfach. Man stöbert im Internet auf den Vertriebsplattformen AppStore (für iPhone und iPad) oder Google Play (für Android-Smartphones und Tablet-PC). Zunächst wählt man eine Kategorie (z.B. „Gesundheit und Fitness“, „Essen und Trinken“, „Kinder“ usw.). Dann erscheinen die Angebote – noch einmal unterteilt in „Neu“, „Topaktuell“, und „Gratis“. Wenn man schon genau weiß, welche App man haben möchte, kann man auch die Bezeichnung der App direkt ins Suchfeld eingeben. Für das Herunterladen einer App muss man sich im jeweiligen Store anmelden und ein Konto einrichten. Folgen Sie einfach den Anweisungen, alles wird Schritt für Schritt erklärt. Das Installieren der (gratis oder kostenpflichtig) erworbenen App erfolgt dann automatisch auf Ihrem Smartphone oder Tablet. Ebenso automatisch werden Ihnen dann später Updates der von Ihnen erworbenen Apps angeboten. Hinweis für Ihre (älteren) Kunden: An vielen Volkshochschulen beginnen im Frühjahr neue Kurse mit Angeboten wie „So lernen Sie Ihr Smartphone/Tablet kennen“.

Kopfschmerz-Tagebuch und Menstruationskalender

Unter den Stichwörtern „Migräne“ und „Kopfschmerzen“ findet man Apps, mit deren Hilfe sich ein Schmerz-Tagebuch führen lässt. Anhand einer farbigen Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster Schmerz) kann man die Intensität seiner Schmerzen protokollieren. Man kann auf einer Grafik mit verschiedenen Hirnregionen den aktuell schmerzenden Bereich markieren und Schmerz-auslösende Faktoren benennen. Und man kann auch seine Medikation verwalten. Die App wertet die Daten aus, erstellt Statistiken und hält Tipps und Infos bereit. Ein kostenloses Migräne-Tagebuch (nur für das iPhone) mit einfacher Nutzerführung gibt es z.B. von der Firma acis Arzneimittel GmbH. Auch Menstruationskalender gibt es kostenlos in Hülle und Fülle sowie in vielen Sprachen. Wichtig ist hier immer wieder der Hinweis, dass diese Apps keinesfalls die Verhütung ersetzen können und wollen – auch wenn Eisprung und fruchtbare Tage errechnet werden. Auffallend ist, dass die Menstruations-Apps meist rosarot oder pink und blumig gestaltet sind. Sie preisen sich z.B. als „süße Sekretärin“ an und werben geradezu damit, nicht mit „komplizierten Diagrammen“ zu nerven (weil Statistik eher etwas für Männer ist?). Es scheint fast unmöglich, hier eine Empfehlung auszusprechen, jede Frau sollte selbst herausfinden, was ihr zusagt.

Menstruationskalender-Apps kommen meist pink und blumig daher.
Auch ein Schmerztagebuch lässt sich mithilfe einer App führen.

Bewegung und Entspannung

Motivationshilfen für mehr Bewegung und Entspannung haben Hochkonjunktur. Es wundert also nicht, dass Fitness-Apps im AppStore ganz oben auf der Verkaufshitliste stehen. Sowohl im AppStore als auch bei Google Play findet man diverse „7-Minuten-Workouts“, die den Anspruch erheben, auf „wissenschaftlicher Basis entwickelt“ zu sein. Männliche und weibliche Trainer führen mithilfe von Videos, Audio, Bildern und Texten durch das Training. Man kann Buch führen über seine Aktivitäten und wird für sein Training mit Auszeichnungen belohnt.

Die App „RuntasticPro“ (AppStore und Google Play) wird ehrgeizige Läuferinnen und Läufer erfreuen. Sie zeichnet Laufstrecken und Sportaktivitäten via GPS auf, misst automatisch Zeit, Distanz, Tempo, Puls usw. und legt ein Trainingstagebuch an. Gleichzeitig kann man sich beim Laufen durch Powermusik motivieren und mit Sprachansagen und Applaus anfeuern lassen. Auch Wettbewerbe mit Freunden sind möglich. „Achtung, Suchtgefahr“ heißt es in der Beschreibung der App.

Eine der bewährtesten Entspannungsmethoden ist nach wie vor das von Johannes Heinrich Schultz begründete Autogene Training. Auch hierfür gibt es eine Fülle an Apps. Beispielhaft stelle ich Ihnen die App „Autogenes Training“ der zertifizierten Entspannungstrainerin Iris vor, die einen sieben-Wochen-Kurs anbietet. Auch wenn im Textteil ein paar Schreibfehler nerven, so sind die gesprochenen und von Musik untermalten Trainingsmodule sehr angenehm und von überzeugender Wirkung. In einem Tagebuch werden die absolvierten Trainingseinheiten dokumentiert, so dass man einen guten Überblick über seine Entspannungszeit gewinnt. Zusätzlich zu den klassischen Übungen des Autogenen Trainings enthält die App eine 28-minütige Meditation, eine Fantasiereise und sechs Module „Innovatives Autogenes Training“, eine moderne Kurzform des Autogenen Trainings. Im Menüpunkt „Affirmationen“ findet man Bilder und Sprüche für Herz und Seele. Der Kurs kostet im AppStore 3,99 €, bei GooglePlus 2,99 €. 

Bitte weitersagen!

Sie kennen eine App rund um das Thema Gesundheit, von der Sie begeistert sind und die Sie gerne Ihren Kolleginnen und Kollegen empfehlen möchten? Die DAZ-Redaktion freut sich auf Ihre Tipps. Schreiben Sie eine Mail an daz@deutscher-apotheker-verlag.de  – danke!

Autorin

Reinhild Berger, Apothekerin und frühere Chefredakteurin PTAheute, jetzt im Ruhestand, ruhelos im Ausprobieren neuer Medien.

reinhild_berger@t-online.de

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