Arzneimittel und Therapie

Tamoxifen mit Langzeiteffekt

Brustkrebsinzidenz bei Risikopatientinnen gesenkt

Die Langzeitauswertung der Präventionsstudie IBIS zeigte, dass Tamoxifen bei Risikopatientinnen das Brustkrebsrisiko senkt. Dieser Effekt blieb auch nach Absetzen von Tamoxifen bestehen. Zum Nutzen-Risiko-Verhältnis besteht allerdings noch keine einheitliche Auffassung.

1992 wurde die randomisierte, internationale IBIS-1-Studie (International Breast cancer Intervention Study 1) initiiert, an der mehr als 7000 prä- und postmenopausale Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko teilnahmen. Die Hälfte von ihnen erhielt fünf Jahre lang täglich 20 mg Tamoxifen, die andere Hälfte ein Placebo. Der primäre Studienendpunkt war das Auftreten eines Mammakarzinoms. Verschiedene Zwischenauswertungen zeigten unter der Einnahme von Tamoxifen eine Risikoreduktion für das Auftreten Estrogenrezeptor-positiver Tumore sowie duktaler Karzinome in situ. Nun liegen die Daten eines medianen Follow-ups von 16 Jahren vor. Nach dieser Zeit war bei 7% der Frauen unter Tamoxifen-Einnahme und bei 9,8% der Frauen unter Placebo ein Mammakarzinom aufgetreten (HR = 0,71). Der stärkste Effekt zeigte sich bei der Reduktion invasiver Estrogenrezeptor-positiver Karzinome (HR = 0,66) sowie bei der Abnahme duktaler Karzinome in situ (HR = 0,62). Die Häufigkeit invasiver Estrogenrezeptor-negativer Karzinome wurde durch die Tamoxifen-Einnahme nicht beeinflusst. Ein Kommentator der Studie weist auf die günstige NNT von 22 (das heißt, 22 Frauen müssen fünf Jahre lang Tamoxifen einnehmen, damit in einem Fall in den nächsten 20 Jahren eine Brustkrebserkrankung verhindert wird), macht sich aber auch Gedanken über die erhöhte Brustkrebssterblichkeit in der Tamoxifen-Gruppe (18 Fälle vs. neun Fälle unter Placebo). Dieser Unterschied ist aufgrund der geringen Fallzahl statistisch nicht signifikant, seine Ursache sollte aber hinterfragt werden. Möglicherweise ist der Unterschied dem Zufall geschuldet, es könnte aber auch sein, dass unter Tamoxifen vor allem das Auftreten von Mammakarzinomen mit guter Prognose gesenkt wird, die Inzidenz prognostisch ungünstiger Tumore könnte unter Tamoxifen vielleicht sogar erhöht sein. Ob Tamoxifen in Zukunft vermehrt zur Prävention bei Risikopatientinnen eingesetzt wird, hängt unter anderem auch von der Interpretation dieser Daten ab. 

Quelle

Cuzick J et al. Tamoxifen for prevention of breast cancer: extended long-term follow-up of the IBIS-I Breast cancer prevention trial. Lancet Oncology, published online 11. Dezember 2014 DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(14)71171-4

Chlebowski R. IBIS-I tamoxifen update: maturity brings questions. Lancet Oncology, published online 11. Dezember 2014 DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(14)71184-2

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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