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Die Kompetenz des Apothekers nutzen!
6. Zukunftskongress öffentliche Apotheke
Vordergründig könnte man meinen, den Apotheken gehe es gut in diesem Jahr, doch die Fakten sprächen eine andere Sprache. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein betonte, dass sich viele Apotheken trotz einer Honoraranpassung im vergangenen Jahr, einer Erniedrigung des Kassenabschlags und trotz Einführung der Notdienstpauschale in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinden. Preis wörtlich: „Die Apotheker können nicht wieder zehn Jahre bis zur nächsten Honoraranpassung warten! Eine jährliche Honoraranpassung ist notwendig!“ Außerdem müssten die Arbeitspreise für die heute defizitäre Rezepturherstellung angepasst werden, eine Erhöhung der BtM-Gebühr sei dringend. Klartext sprach er zum Thema Inkassoleistungen für die Kassen durch die Apotheken. Dadurch, dass Apotheken und ihre Rechenzentren das Inkasso der Herstellerabschläge für die Krankenkassen übernehmen, die Patientenzuzahlungen erheben, den Apothekenabschlag abführen und das Handling der Rabattverträge durchführen, das zudem einen großen Zeitaufwand erfordert sowie beratungsintensiv und logistisch aufwendig ist, sparen die Kassen rund 8 Milliarden Euro ein. Die Apotheken bekommen keinen Cent für diese Leistung. „Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Apotheken Inkassoleistungen für die Krankenkassen zum Nulltarif erbringen“, forderte Preis. Eine Gegenfinanzierung durch die Krankenkassen ist dringend notwendig. Ein weiteres Problem: die Nullretaxbedrohung bei Rabattverträgen sogar dann, wenn Apotheken versehentlich sogar ein günstigeres Präparat als das verordnete Rabattarzneimittel abgäben. „So geht das nicht weiter“, gab der Verbandschef deutlich zu verstehen.
Kein Dispensierrecht für Ärzte!
Es müsse eine Lösung dafür gefunden werden, wie der ärztliche Notdienst mit dem Notdienst der Apotheke in einer Gemeinde besser synchronisiert werden könne. Die Patienten müssten oft lange Wege zur nächsten notdiensthabenden Apotheke zurücklegen. Wie die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen) in ihren Grußworten anmerkte, werde in diesen Fällen bereits über ein Dispensierrecht der Ärzte nachgedacht. Klare Ansage der Ministerin dazu: „Ich will das nicht! Diagnose und Arzneimittelabgabe sollen in getrennten Händen liegen.“ Sie rief dazu auf, andere Lösungen zu suchen, z.B. eine Zustellung des Rezeptes von der Arztpraxis direkt an eine Apotheke, die dann die Arzneimittel an den Patienten ausliefert. Eine weitere Aufgabe sei es, sich Gedanken zu machen, wie man eine bessere sektorenübergreifende Betreuung und Versorgung der Patienten erreichen kann. Hier müsse man sich, so Steffens, die Schnittstellen genauer ansehen, beispielsweise wenn Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden, aber auch bei der Medikation von Rx und OTC – eine bessere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker sei hier notwendig. Wichtig sei darüber hinaus die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), vor allem in der stationären Altenpflege. „Wie ist die AMTS sichergestellt bei älteren Menschen, die länger in ihrem häuslichen Umfeld leben wollen? Diese Fragen müssen beantwortet werden“, so Steffens. Die Apotheker müssten auch hier die Beratung übernehmen und gegebenenfalls von Arzneimitteln abraten. Allerdings müsste eine Refinanzierung stattfinden, wenn Apotheker von Arzneimitteln abraten und damit gegen ihren Umsatz handeln.
Kein Nullretax durch Krankenkassen!
„Wenn es zum Thema Nullretaxgefahr bei Rabattarzneimitteln keine Verhandlungslösung mit den Krankenkassen gibt, muss man das gesetzlich regeln“, machte Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in der gesundheitspolitischen Diskussionsrunde auf dem Zukunftskongress deutlich. Preis konfrontierte Spahn auch mit der Forderung der Apotheker, eine jährliche Anpassung des Apothekerhonorars vorzunehmen sowie die Rezepturpreise und die BtM-Gebühr zu erhöhen. Spahn machte den Apothekern hier keine Hoffnungen: „Mein Eindruck aus den Koalitionsgesprächen: Wir können uns nicht über Mehrausgaben für Apotheker einigen. Ich sehe nicht, dass es zu einer regelmäßigen Anpassung des Apothekerhonorars kommen wird – aber wir werden es uns anschauen.“ Die Apotheker könnten sich dagegen freuen, dass sie im Koalitionsvertrag kaum vorkämen, fügte der CDU-Politiker hinzu: „Denn das bedeutet auch, dass wir Sie erst mal in Ruhe lassen.“ Preis konterte, das sei keine Perspektive für den Berufsstand, der sich den demografischen Herausforderungen stellen müsse. Preis: „Wenn keine Honoraranpassung erfolgt, werden Apotheker nicht am Wachstum teilnehmen. Das ist mutig, dass Sie das sagen, Herr Spahn!“ Und Spahn hielt entgegen: „Das ist meine realistische Einschätzung, dass die Koalition hier nichts machen wird – sehen Sie das Positive darin!“ Und was andere Vergütungsformen für den Apotheker betreffen, so wiederholte Spahn seinen Appell an die Apotheker: „Da müssen Vorschläge aus der Apothekerschaft kommen.“ Die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Katja Dörner, und die Sprecherin für Arzneimittelpolitik der Bundestagsfraktion Die Linke, Kathrin Vogler, sprachen sich dagegen für eine Anpassung der Apothekerhonorierung aus. Auch für Dörner ist die Nullretaxgefahr nicht akzeptabel, das sollte dringend gesetzlich geregelt werden.
Mehr AMTS
Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, zeigte, dass der Apotheker seine wichtige Rolle im Rahmen des Aktionsplans zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), den das Bundesgesundheitsministerium für die Jahre 2013 bis 2015 durchführt, wahrnehmen muss. Verschiedene Pilotprojekte, die als Aufgaben des Offizinapothekers die Medikationsanalyse und das Medikationsmanagement nennen, laufen bereits. Ziel ist es, das Medikationsmanagement im SGB V zu verankern. Gespannt blicke man auf den Start des ABDA-KBV-Modells (jetzt ARMIN genannt) in Sachsen/Thüringen, der Vertrag wird zum 1. April erwartet. Auch Prof. Dr. Petra Thürmann, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie an der Universität Witten/Herdecke, hob die Bedeutung des Apothekers im Rahmen der AMTS hervor. So sollte nach ihrer Auffassung in Zukunft jeder Patient, der mehrere Arzneimittel einnehmen muss, einen Medikationsplan erhalten. Als Zukunftskonzept sieht sie den Apotheker im Team mit dem Arzt und den Pflegern in einer sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung. Vorschläge, wie in Zukunft die wirtschaftliche Basis der Apotheke stimmt, gab der Apotheken-Ökonom Prof. Dr. Andreas Kaapke. Er plädierte dafür, mehr Kundennähe zu schaffen. „Die Kunden wollen Problemlösungen und gute Gefühle“, so Kaapke. Die emotionale Bindung des Kunden an die Apotheke ist entscheidend. Apotheker sollten ihre kommunikativen Fähigkeiten ausbauen. Ein falscher Hebel, um sinkenden Margen entgegenzuwirken, sei die Preisreduktion. Bessere Möglichkeiten ergäben sich beispielsweise durch Couponing, durch das Setzen von Preisankern, durch den Ausbau von Serviceleistungen oder durch Garantieversprechen.
Zukunftspreis öffentliche Apotheke
Über den Zukunftspreis öffentliche Apotheke berichten wir in dieser DAZ auf S. 98
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