Arzneimittel und Therapie

Kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten

Studie entlastet NSAR

Auch werdende Mütter nehmen gelegentlich Analgetika ein – nicht selten zu einer Zeit, wenn ihnen ihre Schwangerschaft noch gar nicht bekannt ist. Ob dies die Fehlgeburtenrate erhöht, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Eine großangelegte israelische Studie fand für die gängigsten NSAR heraus, dass sie das Risiko eines Spontanaborts nicht erhöhen.

Etwa 15% aller nachgewiesenen Schwangerschaften enden vorzeitig mit einer spontanen Fehlgeburt – auch in Deutschland. Die Häufigkeit subklinischer Spontanaborte liegt mit einer Inzidenz zwischen 22 und 26% sogar noch höher. Auch Arzneimittel zählen zu den möglichen Ursachen. Zum Einfluss einer Analgetika-Einnahme auf das Risiko eines Spontanaborts gibt es bisher nur wenige Untersuchungen, die zudem uneinheitliche Ergebnisse erbracht haben. In einigen Studien beobachtete man bei Frauen, die zu Beginn ihrer Schwangerschaft nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) eingenommen hatten, kein erhöhtes Risiko. In zwei weiteren war es unter Wirkstoffen wie Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen oder Celecoxib signifikant häufiger zu Fehlgeburten gekommen.

Die Autoren einer großangelegten Studie werteten nun die Krankenakten von 65.457 Frauen zwischen 15 und 45 Jahren aus, die zwischen 2003 und 2009 an einer israelischen Klinik entweder entbunden hatten (n = 58.949) oder sich dort wegen eines Spontanaborts behandeln lassen mussten (n = 6508). 4495 von ihnen hatten NSAR eingenommen, und zwar die nicht-selektiven COX-Inhibitoren Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Nabumeton, Etodolac oder Lornoxicam sowie die selektiven COX-2-Hemmer Etoricoxib, Celecoxib oder Rofecoxib.

Die Einnahme der meisten NSAR war nicht mit einer erhöhten Rate von Fehlgeburten assoziiert. Bei den nicht-selektiven COX-Hemmern wurde eine adjustierte Hazard Ratio von 1,10 (95% KI 0,99 bis 1,22) ermittelt: 8,2% der Frauen, die ein solches NSAR während der Schwangerschaft eingenommen hatten, erlitten eine spontane Fehlgeburt. Unter denen, die selektive COX-2-Hemmer eingenommen hatten, lag der Anteil bei 16,9% (adj. HR 1,43; 0,79 bis 2,59). Dosis-Wirkungs-Beziehungen wurden nicht festgestellt.

Ausnahme: Indometacin

Allein für Indometacin wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Einnahme und Spontanabort-Rate gefunden (HR 2,8; 1,70 bis 4,69). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass dieser Wirkstoff häufig als Tokolytikum zur Abwendung einer drohenden Früh- oder Fehlgeburt eingesetzt wird. Daher könnte die Verordnung nicht wegen Schmerzen oder Entzündungen, sondern zur Verhinderung eines solchen Ereignisses indiziert gewesen sein. Diese Annahme wird dadurch unterstützt, dass das mittlere Gestationsalter bei Einnahme von Indometacin 89 Tage betrug, während es bei den anderen NSAR zwischen 20 und 40 Tagen lag.

Die Autoren geben an, dass für die selektiven COX-2-Hemmer weitere Untersuchungen notwendig sind, da sie in der Studie von relativ wenigen Frauen (n = 71, entspricht 1,6%) eingenommen wurden. Das am häufigsten verordnete NSAR war Ibuprofen (n = 2732). Nach Aussage des Leiters des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin, Priv.-Doz. Dr. Christof Schäfer, gehört dieser Wirkstoff neben Paracetamol in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln in Deutschland zu den Analgetika bzw. Antiphlogistika der Wahl. 

Quelle

Daniel S et al. Fetal exposure to nonsteroidal anti-inflammatory drugs and spontaneous abortions. CMAJ online 3. Februar 2014, DOI: 10.1503/cmaj.130605.

Nielsen GL. Risk of adverse birth outcome and miscarriage in pregnant users of non-steroidal anti-inflammatory drugs: population based observational study and case-control study. BMJ (2001) 322: 266-270.

Nakhai-Pour HR, et al.: Use of nonaspirin nonsteroidal anti-inflammatory drugs during pregnancy and the risk of spontaneous abortion. CMAJ (2011) 183(15): 1713-1720.

Schaefer C in: Nicht Absetzen, sondern Therapie rational begleiten. DAZ (2013) 13: 32-33.

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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