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Gesundheitspolitik
ABDA vor wichtigen Weichenstellungen
Umbau der Konzernstruktur – Umzug des Apothekerhauses
BERLIN (lk) | Mitte Mai steht die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vor wichtigen ökonomischen Weichenstellungen: In den Gremiensitzungen am 19. und 20. Mai sollen der Umzug des Apothekerhauses und der Umbau der Konzernstruktur auf den Weg gebracht werden. Für den Umzug des Apothekerhauses soll der ABDA-Gesamtvorstand der ABDA-Mitgliederversammlung Mitte Juni eine Empfehlung aussprechen: Vorübergehender Umzug in anzumietende Büros und Neubau eines Apothekerhauses in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Und die wirtschaftenden ABDA-Töchter sollen klarer von den Aufgaben der Verbandsführung getrennt werden.
Der Umzug des Apothekerhauses nimmt damit in Kürze konkrete Formen an. Die Auswahl des neuen Apothekerhauses konzentriert sich jetzt offenbar auf eine Zwei-Stufen-Lösung. Zunächst soll in absehbarer Zeit als Zwischenlösung der Umzug vom jetzigen Apothekerhaus in der Jägerstraße unweit des Berliner Gendarmenmarktes unbestätigten Informationen zufolge in ein frisch renoviertes Bürohaus an der Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße über dem Showroom des VW-Konzerns erfolgen. Bis 2018 will die ABDA dann nahe des Berliner Hauptbahnhofs einen Neubau nach eigenen Vorstellungen errichten.
Der Zwischenumzug wird notwendig wegen der erforderlichen Sanierungsarbeiten am derzeitigen Apothekerhaus. Ein Indiz für die Dringlichkeit der Maßnahmen ist die Auslagerung des traditionellen ABDA-Sommerfestes in eine Kreuzberger Kirche. Es geht um Brandschutzmaßnahmen, aber auch um die Sanierung der durch Neubauten in der näheren Umgebung (Nachbarhaus/Schloßbau) entstandenen Schäden am Apothekerhaus. Die Sanierung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Verkauf des Mendelssohn-Palais. Die Sanierungskosten werden mit circa sechs Millionen Euro veranschlagt. Der Kaufpreis betrug vor über zehn Jahren 42 Millionen D-Mark (21 Mio. Euro).
Neue Konzernstruktur – externe Experten beraten
Als wichtige zweite Weichenstellung steht der Umbau der ABDA-Konzernstruktur mit ihren wirtschaftenden Töchtern auf dem Terminplan. In den zurückliegenden Jahren gab es regelmäßig Diskussionen mit dem Finanzamt wegen der intransparenten Bilanzstruktur. Die Finanzbehörden haben die ABDA aufgefordert, für mehr Klarheit und Abgrenzung von den Verbandsaufgaben zu sorgen. Mithilfe der Unternehmensberatung KPMG, der Treuhand Hannover und anderer Berater wurde in den letzten Monaten, seit dem kurzfristigen Abgang von Jürgen Siegemund als Geschäftsführer für den Bereich Finanzen, Personal und Verwaltung vor einem Jahr, eine neue Konzernstruktur erarbeitet.
Auf AZ-Anfrage teilte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt dazu Folgendes mit: „Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass die Geschäftsführung den Auftrag hat, zu prüfen, ob bzw. wie die Institutionen unter dem Dach der ABDA zukünftig noch effektiver arbeiten bzw. zusammenarbeiten können. Das haben wir ja auch an unsere Mitgliedsorganisationen kommuniziert. Es ist ebenso naheliegend wie legitim in diesen Prozess auch externen Sachverstand einzubeziehen. Er dauert aber noch an. Näheres werden wir voraussichtlich bis zum Ende dieses Monates dazu mitteilen können. Im Moment ist es dafür noch zu früh.“
Klarere Trennung
Die Aktivitäten der wirtschaftenden Töchter sollen klarer von der Verbandsarbeit getrennt werden. Im Gespräch ist zudem eine Zusammenlegung der beiden wichtigsten ABDA-Unternehmen: dem Govi-Verlag und der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV). Offiziell will sich die ABDA noch nicht zu den Details äußern, weil möglicherweise personelle Veränderungen damit verbunden sein können.
Nicht in die Karten schauen lassen will sich die ABDA auch hinsichtlich des Wertes ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten: „Alle wesentlichen Information über die Arbeit der von Ihnen angesprochenen Institutionen der Apothekerschaft wurden im Geschäftsbericht der ABDA 2013/2014 veröffentlicht. Bei Institutionen wie dem DAPI oder dem ZL handelt es sich um eingetragene Vereine und damit um Non-Profit-Organisationen ohne Gewinnerzielungsabsicht, die keine Umsätze im eigentlichen Sinne generieren. Bei den als GmbH organisierten Institutionen können schon aus Gründen des Wettbewerbs keine über die Informationen im Jahresbericht hinausgehenden wirtschaftlichen Eckdaten veröffentlicht werden. Ich bitte dafür um Verständnis“, teilte ABDA-Sprecher Reiner Kern auf Anfrage mit.
Bilanzdaten zur WuV und dem Govi-Verlag
Ein Blick in öffentlich zugängliche Bilanzdaten vermittelt folgendes Bild: Die WuV wies für 2012 Aktiva im Wert 30 Millionen Euro aus, davon 21 Millionen als Kassenbestand oder Guthaben bei Kreditinstituten. Finanzanlagen schlugen mit 2,7 Millionen Euro extra zu Buche. Der Jahresüberschuss 2012 wurde mit 4,7 Millionen Euro ausgewiesen. 15 Millionen Euro stehen als Bilanzgewinn, davon wurden zehn Millionen Euro als Gewinnvortrag auf die hohe Kante gelegt. Für 2011 legte die WuV eine vergleichbare Bilanz vor.
Treuhänderisch hält die WuV seit 1991 für die ABDA zudem das in Eschborn stehende Apothekerhaus. Der Buchwert des Grund und Bodens ist im Jahr 2012 mit 614.000 Euro angegeben. In den ABDA-Büchern sind beide Häuser mit 19,7 Millionen Euro (Berlin) und 8,7 Millionen Euro (Eschborn) bilanziert.
Der Govi-Verlag weist für das Jahr 2012 Aktiva in Höhe von 14,3 Millionen Euro und ein Rohergebnis von 14,45 Millionen Euro aus. Der Jahresüberschuss wird wie im Jahr 2011 mit 1,9 Millionen Euro ausgewiesen. Der Bilanzgewinn betrug 2012 8,8 Millionen Euro aus dem 6,8 Millionen Euro als Gewinnvortrag ausgewiesen wurden.
Die Treuhänder im Hintergrund
Gesteuert werden die ABDA-Töchter aus der Zentrale im Apothekerhaus über sogenannte Treuhänder. Nach ABDA-Angaben für die WuV zuständig sind Thomas Benkert (AK Bayern), Hans-Peter Hubmann (LAV Bayern ) und Axel Pudimat (LAV Mecklenburg-Vorpommern). Als Treuhänder für den Govi-Verlag agieren Magdalene Linz (AK Niedersachsen), Christian Belgardt (AK Berlin) und wieder Hans-Peter Hubmann. Die Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) als Steuerungsgesellschaft der beiden Schwesterunternehmen WuV und Govi wird kontrolliert von Jens Dobbert (AK Brandenburg), Ronald Schreiber (AK Thüringen), und Claudia Berger (LAV Saarland).
Zum ökonomischen Einflussbereich der Apothekerschaft gehören zudem die von den Landesapothekerverbänden gesteuerten Apothekenrechenzentren mit ihren Milliarden-Umsätzen wie das NARZ, ARZ Haan, ARZ Darmstadt und die VSA Group in Machen. Inzwischen haben die Apothekenrechenzentren ihre Geschäftsfelder über die Rezeptabrechnung ausgeweitet und verdienen Geld mit dem Verkauf von aufbereiteten Arzneimitteldaten, Abrechnungsdienstleistungen für andere Heilberufe oder mit Softwarehäusern.
Im Aufsichtsrat der apoBank sitzen nicht ohne Grund ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker und als Vorsitzender Hermann Stefan Keller. Zwar halten Apotheker nur circa zehn Prozent Bank-Anteile. Allerdings führen die ABDA und viele der Landesapothekerverbände und Kammern dort ihre Konten. Die apoBank ist außerdem mit ihrem Anteil am Apothekenrechenzentrum ARZ Haan mit der Apothekerschaft unternehmerisch verbunden.
Ausdrücklichen Wert auf ihre Unabhängigkeit von der ABDA legt die Treuhand Hannover GmbH Steuerberatungsgesellschaft, die vom Treuhand-Verband Deutscher Apotheker e. V. getragen wird. Im geschäftsführenden Vorstand des Vereins finden sich jedoch prominente Namen aus der ABDA-Landschaft wie Dr. Peter Froese, Wilhelm Soltau, Jens Dobbert, Magdalene Linz und Klaus Michels. Als Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover fungiert Dr. Frank Diener, früher einmal in führender Funktion bei der ABDA beschäftigt. |
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