Wirtschaft

Stada-Chef in der Kritik

Hohe Vergütung trotz gesunkenem Gewinn

FRANKFURT/M. (dpa/wes) | Der Chef des Arzneimittelherstellers Stada, Hartmut Retzlaff, musste auf der Hauptversammlung am 3. Juni in Frankfurt heftige Kritik für sein Gehalt einstecken. Retzlaff hatte im vergangenen Jahr trotz gesunkenem Gewinn und Aktienkurs insgesamt rund 7,1 Millionen Euro erhalten, mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Der Stada-Umsatz war 2014 nur leicht um 3 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro gestiegen, der Gewinn hatte sich fast halbiert und lag nur noch bei 64 Mio. Euro. Stada kämpft derzeit vor allem mit Problemen im krisengeschüttelten russischen Markt. Der Kurs der Stada-Aktie hatte im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent nach­gegeben.

„Im vergangenen Geschäftsjahr waren wir zwar erneut mit großen Herausforderungen konfrontiert, konnten aber nichtsdestotrotz einige Erfolge erzielen und uns in einem weltweit umkämpften Wettbewerbsumfeld weiter behaupten“, sagte Retzlaff vor den Aktionären und verwies auf die Erfolge im ­Bereich Produktentwicklung, vor allem bei den Biosimilar-Aktivitäten. Die Hauptversammlung folgte denn auch dem Vorschlag des Vorstands und beschloss eine unveränderte Dividende von 0,66 Euro je Stammaktie.

Harsche Kritik gab es an der Vergütung des Stada-Chefs. „Das hat mit Angemessenheit nichts zu tun“, beurteilte sie der Wirtschaftswissenschaftler Christian Strenger. Er forderte, dass ein Wirtschaftsprüfer von außen die Zahlungen unter die Lupe nimmt. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung des Konzerns hätten Vorstandschef und Aufsichtsrat aber zu dem Schluss kommen müssen, Retzlaffs Vergütung nicht so stark steigen zu lassen.

Aufsichtsratschef Martin Abend verteidigte Retzlaffs Gehalt. Ein Vergütungsberater von außen habe die Zahlungen an die Führungskräfte im Unternehmen überprüft und diese hätten „vollkommen den Angemessenheitstest erfüllt“. Eine geplante Reform der Vorstandsvergütung hatte das Unternehmen dennoch kurzfristig von der Tagesordnung genommen. Bereits im Vorfeld hatte sich Widerstand dagegen angekündigt.

Kritik gab es auch an der Auslagerung von Pensionsansprüchen Retzlaffs. Für die Altersvorsorge des Vorstandschefs hatte Stada nach Angaben von Aufsichtsratschef Abend 32 Millionen Euro an einen Pensionsfonds überwiesen. Darüber hinaus habe Stada jetzt aber auch für die Zukunft keine Pensionsverpflichtungen mehr ­gegenüber Retzlaff, begründete Abend den Schritt. |

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