Gesundheitspolitik

Erneute Verspätung für ARMIN

Letzte Phase „Medikationsmanagement“ startet erst im Spätherbst

BERLIN (lk) | Als letzte Phase der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) startet das Medikationsmanagement mit einiger Verspätung voraussichtlich im Herbst. Der Grund: Die technischen Voraussetzungen sind vor allem auf Arztseite noch nicht in erforderlichem Umfang gegeben. Derzeit laufe mit „einer Handvoll Patienten“ die erste Pilotierungsphase, teilte die Arzneimittelinitiative mit.

Seit dem Frühjahr würden gemeinsam die Prozesse des Medikationsmanagements ohne die dazugehörige Computerunterstützung mit wenigen Ärzten, Apothekern und Patienten getestet. Apotheker führen dazu sogenannte Brown-Bag-Checks durch und analysieren die Arzneimitteleinnahme dieser Patienten. Die Informationen leiten sie an die behandelnden Ärzte weiter. Diese erstellen den Medikationsplan. Auf ­Basis der Wirkstoffverordnung ­benennen die Apotheker die konkreten Arzneimittel.

Frühestens im Herbst sollen dann die technischen Voraussetzungen für einen Testlauf des Medikationsmanagements zur Verfügung stehen, hieß es. Zunächst muss der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gesteuerte Medi-Server im KV-Safenet freigegeben werden. Das soll im Sommer geschehen. Während die meisten Apothekensoftwareanbieter bereits ihre Produkte für das ARMIN-Medikationsmanagement aufgerüstet haben, hapert es noch bei der Praxissoftware für Ärzte. Erst ein kleiner regionaler Anbieter (Pegamed) bietet seit März zertifizierte Software für 200 Euro Einmalkosten und 45 Euro monatliche Gebühr an. In Sachsen sind damit circa zehn Prozent der Arztpraxen ausgestattet. Große Praxissoftwarehäuser wollen im Herbst mit ihren Angeboten folgen.

Siegel soll Datenschutz unterstreichen

Bevor mit der breiten Anwerbung von Patienten für das Medikationsmanagement begonnen werden soll, will die Arzneimittelinitiative ein Datenschutzsiegel als Nachweis für die Sicherheit der Patientendaten vorlegen. Erteilt werden soll das Datenschutzsiegel vom als besonders streng bekannten Landesdatenschützer Dr. Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein.

Positive Zwischenbilanz

Trotz der erneuten Verzögerungen zogen die ARMIN-Beteiligten ein positives Zwischenfazit: Die teilnehmenden Ärzte seien einmütig der Ansicht, dass durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern die Betreuung multimorbider Patienten verbessert und ihre Versorgung damit optimiert werden konnte. Apotheker verwiesen darauf, dass durch die Abstimmung zwischen Arzt und Apotheker beim Medikationsmanagement die Therapietreue und das Vertrauen der Patienten gefördert werde. An dem Projekt nehmen zurzeit 527 Ärzte bzw. Praxen und 905 Apotheken teil. |

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