Gesundheitspolitik

2015: Apothekenhonorar steigt um 100 Millionen Euro

Halbjahresbilanz der Arzneimittelausgaben – Schmidt: Keine Kostenexplosion

BERLIN (lk/ks) | Die knapp über 20.000 inhabergeführten Apotheken in Deutschland können sich im laufenden Jahr voraussichtlich über einen kleinen Honorarzuwachs freuen: Das Gesamt-Apothekenhonorar wird einer Projektion auf Grundlage der Halbjahresdaten zufolge um rund 100 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro steigen. Das ergibt im Durchschnitt ein Plus von knapp 5000 Euro pro Apotheke. 2014 hatten die Apotheken in Deutschland nach DAV-Angaben 4,7 Milliarden Euro Honorar erhalten.

Hauptgrund für die Honorarentwicklung ist die steigende Zahl abgegebener Rx-Packungen. Außerdem sank der Apothekenabschlag im Jahresvergleich leicht von 1,80 Euro auf 1,77 Euro. Im 1. Halbjahr 2015 wurden nach Angaben von IMS Health 366 Millionen Rx-Packungen abgegeben, ein Plus von 1,7 Prozent. Ein Teil dieses Zuwachses geht auf die Grippe- und Erkältungswelle zu Jahresbeginn zurück. Allerdings wirkte sich dieser Effekt deutlich stärker auf den OTC-Markt aus. Hier wurden mit einem Plus von 9,2 Prozent in den ersten sechs Monaten 430 Millionen Packungen verkauft – mit einem Umsatzvolumen von 2,4 Milliarden Euro.

Schmidt: moderate Steigerung

Gegenüber der Presseagentur dpa betonte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, dass die Arzneimittelausgaben im 1. Halbjahr im Rahmen des vereinbarten Korridors liegen. Trotz Grippewelle und einigen hochpreisigen neuen Präparaten seien die Arzneimittel­kosten im ersten Halbjahr 2015 nur sehr moderat um 5,6 Prozent gestiegen. Damit sei die Prognose, die für 2015 von einer 5,5-prozentigen Steigerung ausging, „fast punktgenau eingehalten“ worden, sagte Schmidt.

Nach den ABDA-Zahlen beliefen sich die Arzneimittelausgaben (ohne Impfstoffe) im ersten Halbjahr auf insgesamt knapp 16,2 Milliarden Euro. Auf das Gesamtjahr 2015 hochgerechnet beträgt die Zunahme 3,1 Prozent. Die Zahlen beziehen sich bei der ABDA auf die „effektiven GKV-Ausgaben für Arzneimittel“: Inklusive Mehrwertsteuer, aber nach Abzug von Hersteller- und Apothekenabschlägen sowie Patientenzuzahlungen. Sie weichen daher auch von denen von IMS Health ab, die sich am Abgabepreis der Hersteller orientieren. So erklären sich unterschiedliche Gesamtbeträge und Steigerungsraten, da hier Veränderungen von Abschlägen wirken.

Verantwortlich für die Mehrausgaben, da sind sich alle Statistiker einig, sind vor allem die neuen Hepatitis-C-Präparate. Das ­hatten GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schon erwartet, als sie ihre Rahmenvorgaben für 2015 aushandelten. In dem für 2015 erwarteten Ausgabenplus von insgesamt 5,5 Prozent waren bereits drei Prozentpunkte für die neuen Hepatitis-C-Mittel vorgesehen. Schmidt betonte nun ­gegenüber der dpa: „Wir stellen jetzt fest, dass die vermehrt in den Markt gebrachten, sehr, sehr hochpreisigen Präparate zu keiner Kostenexplosion bei den Arzneimitteln geführt haben.“

Und weiter: „Das System hat nach unserer Erfahrung inzwischen so viele selbsthemmende Mechanismen, die in den letzten Jahrzehnten eingezogen wurden, dass es in der Lage ist, solche hochpreisigen Innovationen aufzunehmen und zu verarbeiten, ohne dass die Deckel in die Luft fliegen.“ Auch hätten die Ärzte „über Jahre gelernt, vorsichtig zu verordnen ... und entscheiden äußerst verantwortungsbewusst“, so Schmidt. Diese Entwicklung beruhige insofern, als daran auch deutlich werde, dass Deutschland nicht auf einen hochwirksamen Wirkstoff verzichten müsse, weil es ihn sich nicht ­leisten kann. |

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