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Management
Wie Sie Selbstsabotage verhindern
Mit Selbstmanagement Veränderungen meistern
Ob es um eine kleine Umgewöhnung oder ein großes Problem geht: Zögern und Selbstsabotage verhindern eine schnelle Anpassung bzw. Lösung, Mitbewerber sind vielleicht schon auf und davon. Der Veränderungscoach Ilja Grzeskowitz verdeutlicht: Die Basis ist hier die Auseinandersetzung mit sich selbst. Veränderungen bedeuten, sich umzugewöhnen, Vorurteile und Überzeugungen zu hinterfragen und aus der eigenen Bequemlichkeit herauszufinden. Dabei kann der Anstoß zur Veränderung durchaus auch von Ihnen selbst kommen, z. B. weil Sie sich und anderen lange genug das Leben mit einem bestimmten Verhalten schwer gemacht haben.
Eine Apothekenleiterin* beklagte sich bei mir, dass ihre Mitarbeiterinnen Arbeitsanweisungen oder neue Beschlüsse nur zögerlich umsetzten. Alles geriete ins Schleppen, das Nichtstun blockiere Erleichterungen im Betriebsablauf. Wie kann man die Mitarbeiterinnen verändern? Gar nicht. Wir variieren unser eigenes Verhalten, darauf reagiert das Gegenüber. Im Coaching stellte sich in diesem Fall heraus, dass die Chefin selbst oft zweifelt und zögert, aber von den Angestellten erwartet, dass sie „das Richtige“ tun. Für sie heißt es nun: „Entscheide Dich, übernimm die Verantwortung, stehe dazu und teile es klar mit!“
Einen ganz anderen Anstoß zu Veränderungen bieten einschneidende Lebensereignisse wie der Tod eines nahen Verwandten, eigene Krankheiten oder das Ende einer Beziehung. Urplötzlich wird offenbar, dass etwas Neues da ist und wir uns anders verhalten müssen. Hier sind die Rahmenbedingungen vorgegeben, wir sind frei, unsere Einstellung dazu zu finden und uns entsprechend zu ändern. Bei alledem ist rationale Einsicht schnell gegeben, schwieriger ist es jedoch, neue Gedanken zu denken und eingefahrene Gleise zu verlassen.
Wir finden viele, viele, viele Gründe, die Lage zu verkomplizieren, brauchen unbedingt noch diese oder jene Information oder die Rückmeldung einer anderen Person, die natürlich nicht erfolgt. Schon ist wieder eine Ausrede da. Dabei sind Veränderungen einfach, was zu tun oder zu lassen ist liegt klar auf der Hand, das Handeln fordert uns Entscheidung, Durchhalten und Dranbleiben ab. Nehmen Sie so etwas Simples wie eine morgendliche Joggingrunde. Natürlich wissen Sie, dass es Ihnen selbst gut tut, Sie ein Vorbild für Kunden und Angestellte sind, es jede Menge Vorteile hat. Aber schaffen Sie es tatsächlich, Ihren Vorsatz umzusetzen? Oder: Sie haben bei einer Fortbildung den Anstoß bekommen, sich auch in höchster Betriebsdichte auf Ihre Kunden einzulassen. Nun ist die Situation da und Sie fertigen dann doch Ihr Gegenüber schnell ab – wie immer. Wenn Sie nichts ausprobieren, wissen Sie auch nicht, wie gut es wäre.
Noch ein Beispiel: Da in Ihre Apotheke viele Kunden aus Russland kommen, haben Sie sich und Ihren Mitarbeiterinnen Sprachkurse geschenkt. Ach! Aber schon die neu zu erlernende Schrift bildet eine hohe Hürde. Und das nach Feierabend! Haben wir das Gefühl, an unsere Grenzen zu stoßen, steht der erste große Durchbruch an. Sie beißen sich durch. In den nächsten Monaten kommen Sie gut voran, die Kunden danken es Ihnen und sind begeistert, fühlen sich willkommen. Nach dem ersten Kurs sagen Sie sich: Wenn nicht jetzt, wann dann? Sie buchen den zweiten Kurs. Das reicht für den Beratungsbedarf. Dadurch, dass Sie täglich praktizieren, bleiben Sie fit und steigern sich noch. Die Kundenkontakte bringen Spaß, nachdem sie früher so mühevoll und zäh waren.
Das ist natürlich nur sinnvoll, wenn Sie überzeugt und motiviert sind. Sonst wird zumindest der Anfang eine reine Disziplinsache, Motivation kommt dann hinterher, wenn Sie merken, wie gut es tut. Fangen Sie einfach an! Sind Sie ängstlich durch zu viele Zweifel und Sorgen, fragen Sie sich grundsätzlich: Was kann schlimmstenfalls passieren? Die Antwort ist meist immer noch eine bessere Variante, als gar nichts zu tun. Wenn Sie im Alten verharren, sieht Ihre Zukunft genauso aus wie Ihre Vergangenheit. Dasselbe gilt für Ihre Apotheke.
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“
Hermann Hesse
Lassen Sie sich übrigens nicht von anderen Menschen von Ihren Ideen abbringen. Viele von uns möchten sich eigentlich selbst in irgendeiner Weise ändern und trauen sich nicht. Sie wollen aber auch nicht miterleben, dass jemand mit mehr Mut vorankommt. Das hieße: „Es funktioniert! Jetzt bist du dran, auch für dich die Verantwortung zu übernehmen, anstatt das Opfer zu spielen.“ Da ist es doch einfacher, andere Menschen wieder auf die gleiche Ebene hinunterzuziehen, um sagen zu können: „Es geht eben nicht, ich brauche es gar nicht zu versuchen.“
Vom Wählen, Wollen, Wagen und Wiederholen
Auf geht’s! Grzeskowitz empfiehlt die Reihenfolge: Wählen, wollen, wagen und wiederholen.
Zunächst ist die Entscheidung zwischen verschiedenen Wegen gefragt. Es ist auch ein Beschluss, bewusst im alten Zustand zu bleiben, weil alles andere und der Weg dorthin vermutlich unangenehm sind. Hat man geringe Erwartungen an sich, bekommt man auch geringe Resultate. Wählen Sie das Weiterkommen, heißt es Starten und Durchhalten, Hindernisse sind normal und oft a priori bekannt, man setzt sich mit Schwung darüber weg.
Sie müssen sich verändern wollen, sonst verpufft unterwegs die Energie und man fällt wieder ins alte gewohnte Gleis. Da brauchen wir nicht nachzudenken, handeln schön bequem und automatisch. Man braucht vielleicht mehrere Anläufe, weil immer wieder der Mut fehlt, das Angefangene aus anderen Gründen versiegt oder wegen „Nebenwirkungen“ variiert werden muss.
Wissen Sie, warum und wofür Sie sich umstellen wollen, wird es viel einfacher. Ob es sich darum handelt, den Schlüssel immer an eine bestimmte Stelle zu legen, um ihn nicht suchen zu müssen, oder ob Sie sich ein größeres Paket wie „Perfektionismus abgewöhnen“ schnüren – der Ablauf Wählen, Wollen, Wagen, Wiederholen bleibt gleich.
Entweder – oder
Was nicht funktioniert: Die Sicherheit des Alten zu behalten und gleichzeitig das Neue zu tun. Es wagen, Altes loszulassen und unbekanntes Neuland zu betreten, ist jetzt angesagt. Hat man es einmal geschafft, sind viele Wiederholungen nötig, bis es automatisch wird, denken Sie ans Autofahren, wo man anfangs jede Bewegung einzeln durchführt. Auch bei Ihrem aktuellen Vorhaben brauchen Sie einen Plan mit kleinen, gut zu bewältigenden Schritten. Falls Ihnen dabei Hindernisse einfallen, überlegen Sie gleich, wie Sie damit umgehen.
Dem „inneren Nörgler“ widersprechen
Enorm effektiv ist übrigens die unbewusste Selbstsabotage, so benennt es der TV-Journalist und Coach Walter Grothkopp. Gefühle der Unsicherheit und des Selbstzweifels produzieren entsprechende Körperhaltungen und Gedanken, die sich dann im Handeln bzw. Nichthandeln ausdrücken. Fertig ist der Teufelskreis!
Legen Sie sich auf die Lauer, um sich bei einem „Das schaffe ich sowieso nicht!“ zu erwischen, und widersprechen Sie dem „inneren Nörgler“. Genauso wie das Unterbewusstsein schnell lernt, uns zu verunsichern, können wir es in ein bis zwei Monaten täglichen „Gegenanhandelns“ umprogrammieren. Schließlich ist jeden Tag Erfolg zu vermelden, der das Gegenteil von „Schaffst-du-nicht“ beweist.
Das lässt sich zum Beispiel gut beim Thema Zusatzverkäufe ausprobieren. Wenn Sie bisher gedacht haben „Ich brauche gar nicht erst zu fragen, der Kunde wird es sowieso nicht nehmen“, versuchen Sie es jetzt einfach einmal - und unterschlagen Sie nicht länger Ihre Hilfeleistung aus Angst vor vermeintlicher persönlicher Ablehnung: Trennen Sie Ihre Handlungen von Ihrer Gesamtperson. Selbst wenn der Kunde momentan kein Interesse hat, steht er vielleicht morgen wieder vor Ihnen. Unter dem Strich werden Sie mehr sinnvolle Ergänzungen verkaufen, als wenn Sie nie etwas anbieten. Grothkopp meint dazu: „Scheitern ist die Grundvoraussetzung für nachhaltige, große Erfolge.“
Perfektes anvisieren, Ergebnis akzeptieren
Gehen wir davon aus, Sie haben sich entschieden und möchten Ihr Verhalten in einem bestimmten Punkt ändern. Wir kennen uns selbst am besten und wissen, wie wir unsere Chancen erhöhen. Das Vorhaben aufzuschreiben, hilft. Das kann im einfachsten Fall das positiv formulierte Ziel sein, das an mehreren Orten wie Spiegel, Schreibtisch, Kaffeemaschine etc. immer wieder auftaucht.
„Wenn Du eine bestimmte Eigenschaft haben willst, handle so, als ob Du sie schon hättest!“
William James
Vielleicht sind es auch die einzeln formulierten Schritte inklusive der Klippen, die umschifft werden wollen. Ein schriftlicher Vertrag, unterschrieben und mit Konsequenzen, falls man den Zeitplan nicht einhält, hilft ebenso. Der Psychologe Patrice Ras empfiehlt in seinem Übungsheft zum „Wahrhaftig sein“, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Diese ermuntern, loben, wenn „es“ klappt, oder fragen, ob Sie vorwärtskommen und was als nächste Stufe geplant ist – das Ganze freundschaftlich und spielerisch. Sie selbst überlegen sich täglich zu einem festen Zeitpunkt, ob und wie Sie Ihrem Ziel heute nähergekommen sind, unterteilen die einzelnen Schritte, wenn Sie merken, dass Sie sich zu sehr unter Druck setzen, und feiern Etappensiege. Tun Sie ganz einfach Ihr Bestes, indem Sie gründlich arbeiten, mit Energie und Leidenschaft. Ist die Änderung vollbracht, lassen Sie los und verbieten Sie sich jegliches Hinterherzweifeln mit „wenn“ und „hätte“. Visieren Sie das Perfekte an und akzeptieren Sie das Ergebnis (Ras). Es ist sowieso klar, dass es das Perfekte in der Realität nicht gibt. Das Beste, was Sie in diesem Moment vermögen, reicht aus und ist gut genug! |
Literatur
Walter Grothkopp:
Das Ende der Selbstsabotage – So bekommen Sie im Job endlich das, was Ihnen zusteht.
Kösel Verlag 2015
ISBN 978-3-466-31017-3
Ilja Grzeskowitz:
Die Veränderungs-Formel - Aus Problemen Chancen machen.
Gabal Verlag 2014
ISBN 978-3-8693-6591-6
Patrice Ras:
Das kleine Übungsheft – Wahrhaftig sein sich selbst und Anderen gegenüber.
Trinity Verlag 2015
ISBN 978-3-95550-127-3
Zu beziehen über:
Deutscher Apotheker Verlag, Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart
Telefon 0711 2582-341, Telefax 0711 2582-290, E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de
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