Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Besser den Hut als den Kaffee aufhaben!

Von Sprichwörtern und Redensarten lernen

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Der Begriff Hut findet sich erstaunlich oft in deutschen Sprichwörtern und Redensarten. Aktiv gesprochen kann man einem anderen eins auf den Hut geben oder passiv eins auf den Hut kriegen. Wenn jemand geistig nicht recht bei Verstand scheint, sagt man auch, er sei nicht richtig ­unterm Hut. Ist jemand eher faul oder tölpelhaft, hat er Vögel unterm Hut. Und wenn etwas nicht mehr zeitgemäß ist, verstaubt oder Altbekanntes als Neuigkeit aufgetischt wird, spricht man ­gerne von einem alten Hut.

Man muss den Hut vor jemandem abnehmen, der besonders gute Leistungen erbringt, und vor diesem Respekt und Achtung zeigen, indem man den Hut zieht. Manche sagen nur Hut ab! Oder auf ­internationalem Parkett ein ein­faches Chapeau. Verschiedene Meinungen und Ansichten will man gerne unter einen Hut bringen, und unter einen Hut kommen bedeutet, dass man sich einig geworden ist. Sollte sich das Rollenspiel zwischen Mann und Frau zugunsten der Frau drehen, sagt man schon mal, die Frau hat den Hut auf. Wenn man aufgeben muss, etwas verloren geht oder man auf etwas keinen gesteigerten Wert legt, spricht man davon, sich etwas an den Hut stecken zu können. Und wenn großes Erstaunen einsetzt oder auch einem der Kragen platzt, wird schon mal ­gesagt, dass einem der Hut hochgeht. Sympathie und Antipathie lassen sich auch ausdrücken durch mit jemandem etwas am Hut haben oder eben nicht. Und wenn man jemanden herausfordern will, wirft man seinen Hut in den Ring und begibt sich aktiv in einen Wettbewerb. Natürlich heißt es im Umkehrschluss auch seinen Hut an den Nagel hängen, also aufgeben, oder gar seinen Hut nehmen, dann von einem Amt zurücktreten, mit seinem ­Beruf aufhören oder sich verabschieden.

Hat man noch einen Trumpf im Ärmel oder eine überraschende Wendung vor Augen, zaubert man schon mal etwas aus dem Hut. Und wenn etwas gar zu toll ist, dann geht es über die Hutschnur oder dieselbe reißt.

Langmut und Beharrungswillen lassen uns vor den Apothekern den Hut ziehen. Chapeau ist man geneigt zu sagen, denn selten stand eine Berufsgruppe so stark im Gegenwind wie die Apotheker. Zweifelsfrei haben sie in den letzten 10 bis 15 Jahren manches auf den Hut gekriegt und manches auch eingesteckt. Und das, obgleich man den Standesvertretern attestieren muss, dass sie alles unter einen Hut zu bringen ver­suchen, was wohl auf Dauer zum Scheitern verurteilt sein dürfte, denn 20.000 Apotheken auf einem identischen Qualitätslevel zu halten, ist schon technisch nicht umsetzbar. Gefahr läuft man, falls alle unter einen Hut kommen sollen, dass nicht das „größte gemeinsame Vielfache“ den Takt vorgibt, sondern der „kleinste gemeinsame Nenner“ quasi als Kompromiss, das wäre schade, haben Apotheken doch viel zu bieten. Beim Medikationsmanagement muss man aufpassen, dass es nicht vorschnell als alter Hut abgestempelt wird, weil das Programm zu defensiv vorgetragen, zu banal erklärt oder einfach nur falsch kommuniziert wird und deshalb von manchem wie alter Wein in neuen Schläuchen angesehen werden muss. Aber zu kompliziert darf es auch nicht werden, sonst sind die Barrieren zu hoch und die sich dahinter befindende Chance schnell verspielt, kein leichtes Terrain. Den Apothekern wurde manches an den Hut gesteckt, was dort nicht hingehört, und dass nicht öfter und lauter die Hutschnur reißt, zeigt einmal mehr die Geduld des freien Berufs Apotheker. Noch ist für Apotheker nicht Zeit, den Hut zu nehmen, mitnichten, sondern rund um das Thema ­Gesundheit öfter und bissiger als bisher den Hut in den Ring zu werfen. Da gilt es vorsichtig zu sein, dass man nicht von Politik und Kassen ausgebremst wird. Das hat zwar nichts mit dem Hut zu tun, aber mit der Hut, auf der man als Apotheker besser sein sollte. |

Prof. Dr. Andreas Kaapke

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