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Gesundheitspolitik
Wunschzettel an das Christkind
Liebes Christkind,
es gab mal eine Zeit, da hat das Wünschen noch geholfen – da hast Du mir so manchen Wunsch erfüllt. Doch so wie es derzeit aussieht, sind diese Zeiten schon lange vorbei. Jetzt sitze ich an einem 261,97 Euro-Nachtdienstabend in meinem Nachtdienstzimmer, bin retaxfrustriert und plausideprimiert und schlürfe einen Caipirinha statt Glühwein – draußen hat’s weihnachtliche 17 Grad. Und kein Grippekunde kommt.
Vielleicht hilft mein Briefchen an Dich, uns kleine Apothekerleins nicht gänzlich untergehen zu lassen – auch wenn es arg düster draußen für uns aussieht. Unser Gesundheitsminister glaubt sogar noch, wir leben im letzten Jahrhundert: der Apotheker, eine Krämerseele, die Pillen dreht, Arzneimittel lagert und billig verkauft. Kein Wunder, wenn er uns nicht beim Medikationsplan dabei haben will. Macht mich echt traurig.
Aber, liebes Christkind, wie mag es heute Abend wohl Friedemann, Fritz und Andreas in ihrem neuen Zuhause gehen? So ganz ohne offenen Kamin, in einem Zimmerchen mit nackten Wänden, am lauten Lindencorso gelegen, für schlappe 1,5 Mio. Euro Miete im Jahr. Ob die sich gar arg den Kopf zerbrechen über ihre Erfolge in diesem Jahr? Keine Erhöhung des Honorars, der BtM-Gebühr und der Rezepturpreise! Dafür haben sie uns in ein halbseidenes Perspektivpapier gewickelt und alles mit einer reißfesten Leitbild-Diskussionsschnur zugebunden – sollte wohl ein bisschen nach schöner neuer Apo-Glitzerwelt aussehen. Ist aber irgendwie verpufft. Und die zwei Buchstaben mehr hinter ABDA bringen’s da wirklich nicht. ABDA hat sich irgendwie ausbuchstabiert, Erfolg geht anders.
Ja, ich weiß, liebes Christkind, wir sind ungerecht: Ein Palais zu verkaufen und einen neuen Spiegelpalast zu kaufen, kostet einfach Zeit und Mühe. Vielleicht kannst Du uns fürs neue Jahr wenigstens von der Retaxplage befreien und für weniger Lieferengpässe sorgen.
Mein Wunsch: Mach dem eingetragenen Verein in spe doch mal ein wenig Feuer unterm kalten Hintern, irgendwie wär’s doch schade, wenn die Apothekerei den Bach runterginge. Und weil Weihnachten das Fest der Liebe ist, hier mein Geschenke-TTIP für Dich: Spendier’ dem ABDA-Verein eine Kinokarte für Star Wars, damit sie in 3-D sehen, was „Das Erwachen der Macht“ bedeutet.
Oh, gerade klingelt die Nachtdienstglocke – vor der Tür steht eine kleine syrische Familie, sucht sie Herberge heut? Da bring ich ihnen gleich mal einen leckeren Pfefferminztee raus.
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