Gesundheitspolitik

Unruhige Konditionenpolitik im Großhandel

Alliance Healthcare: Im Einvernehmen mit Apotheken Kosten vermeiden

BERLIN (lk) | Auch im Jahr 2015 müssen sich die Apothekeninhaber auf eine unruhige Konditionenpolitik des Großhandels einstellen. Für Alliance Healthcare Deutschland führt der neue Mindestlohn von 8,50 Euro zu Mehrkosten in Millionenhöhe: „Der Mindestlohn kostet uns einen deutlichen einstelligen Millionenbetrag, den uns unsere Logistiker weiterreichen. Unsere Ertragslage gibt es nicht her, diese zusätzlichen Belastungen alleine zu schultern“, sagte Frieder Bangerter, seit Mai 2014 Vorstandsvorsitzender von Alliance Healthcare, im AZ-­Interview. Daher befinde sich ­Alliance Healthcare in intensiven Gesprächen zur Kostenvermeidung, auch mit den Apothekern.

„Die Wettbewerbssituation ist nach wie vor nicht einfach. Nach mehreren harten Wettbewerbs­runden schreiben wir schwarze Zahlen, sind aber noch nicht wieder auf einem auskömmlichen ­Ertragsniveau angekommen. Es gibt immer noch Aufholbedarf.“

Alliance Healthcare drehe nicht an der Skonti-Schraube. Es gehe auch nicht um einseitige Leistungseinschränkungen. Aber Alliance Healthcare versuche, im Einvernehmen mit den Apothekern zu kostensparenden Anpassungen zu kommen. „Wir diktieren keine einseitigen Tourenkürzungen, dann würde nur ein Wettbewerber reinspringen. Wir versuchen aber, mit der Apotheke die Abläufe effizienter zu gestalten, um so zu Einsparungen zu kommen“, so Bangerter. Alliance Healthcare ziele darauf ab, mit den Apothekern eine für sie optimale Belieferung sowie ein für sie optimales Warenlager zu organisieren.

Bis zu zehn Warenlieferungen pro Tag von verschiedenen Großhändlern und Paketdiensten verursachten in der Apotheke einen enormen organisatorischen Aufwand im Back-Office. Bangerter: „Das lässt sich sicherlich optimieren. Darüber sind wir im Gespräch. Wir nennen das Leistungsanpassung, die auf beiden Seiten zu einer Win-Win-Situation führen soll.“ Prozessoptimierung in der Apotheke führe dort zu Kostenvermeidung ebenso wie bei Alliance Healthcare. „Es wäre der Idealzustand, wenn wir darüber insgesamt zu weniger Touren kämen.“

Skonti-Klärung abwarten

Der Alliance-Healthcare-Chef begrüßte die durch die Wettbewerbszentrale angeschobene Klärung der Skonti-Vergabe. Allerdings habe Alliance Healthcare nichts mit dem Verfahren zu tun, betonte Bangerter. „Wir warten jetzt auf die gerichtliche Klarstellung.“ Skonti gehörten grundsätzlich zum Geschäftsleben. Bei Alliance Healthcare gebe es Skonto nur bei einer entsprechenden Gegenleistung beim Zahlungsziel durch den Apotheker.

Alliance Healthcare fahre eine sehr individuelle Konditionenpolitik, so Bangerter: „Das ist immer eine Einzelbetrachtung pro Apotheke. Das hängt immer vom Sortiment ab. Wir schauen uns das bei jeder Apotheke genau an.“ In den letzten Jahren sei die Konditionenpolitik „sehr zulasten des Großhandels“ gelaufen. Jetzt verschiebe es sich wieder leicht zugunsten des Großhandels. „Wir müssen ja auch Geld verdienen“, so Bangerter. Apotheker müssten sich in 2015 daher weiterhin auf eine unruhige Konditionenpolitik des Großhandels einstellen.

Keine Änderungen durch Integration in Walgreens Boots

Durch die Integration von Alliance Healthcare in den neuen Walgreens Boots Alliance Konzern habe sich für das deutsche Unternehmen nichts geändert. „Wir arbeiten weiterhin für den deutschen Markt und müssen auf dem deutschen Markt erfolgreich sein“, so Bangerter. Am Tagesgeschäft ändere sich nichts. Alliance Healthcare agiere wie ein „ganz normales Tochterunternehmen“. Allerdings wolle der Gesellschafter sehr differenziert wissen, was auf dem deutschen Markt vor sich gehe. Bangerter: „Wir haben einen sehr interessierten Gesellschafter, der regelmäßig sehr qualifizierte Fragen zum deutschen Markt stellt.“

Nicht genau in die Karten schauen lassen wollte sich der Alliance-Healthcare-Chef zur Entwicklung der Alphega-Kooperation. „Wir ­befinden uns mitten im Prozess zur Neuorganisation der Mitgliedsstufen, darum können wir aktuell keine exakten Zahlen nennen“, so Bangerter. Der Umbenennungs-Prozess von Vivesco zu ­Alphega sei allerdings wie erwartet „schwierig“. Die Umstellung laufe Zug um Zug. Man könne auch nicht ausschließen, dass es hier und dort länger als geplant dauere. „Wir haben Apotheker ­verloren, aber wir gewinnen auch wieder dazu“, so Bangerter. „Unterm Strich haben wir heute genauso viele Alphega-Apotheken wie früher bei Vivesco.“ |

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