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DAZ aktuell
Apotheken am medialen Pranger
Testkäufe in NRW – Verbraucherzentrale moniert Apotheken-Beratung
Die seit 2012 explizit vorgegebene Beratungspflicht bei der Abgabe rezeptfreier Arzneimittel lässt aus Sicht der Verbraucherzentrale zu wünschen übrig. Sie hatte ihre Testkäufe in jeweils fünf Apotheken in zehn Städten in NRW durchgeführt. Bei der geforderten Menge von insgesamt 60 Tabletten auf einmal hatten die Testkäuferinnen erwartet, dass das pharmazeutische Personal stutzig wird. Aber selbst wenn dieses nachfragte und die Testkäuferinnen auf ihren regelmäßigen und hohen Konsum des Mittels gegen Kopfschmerzen hinwiesen, blieb dies vielfach unberücksichtigt. Acht Apotheken gaben selbst bei solchen Alarmsignalen die gewünschten drei Packungen ab. Ebenfalls acht Apotheken machten hingegen pharmazeutische Bedenken geltend und gaben nur eine geringere Menge ab. Drei Apotheken hatten laut Verbraucherzentrale nur jeweils zwei Packungen vorrätig, die sie bereitwillig abgaben. Auch in puncto Aufklärung und Beratung hätten die meisten gepatzt: Elf Apotheken reichten die gewünschten Präparate kommentarlos über den HV-Tisch. Nur 18 Apotheken warnten vor einer dauerhaften und zu hohen Einnahme und rieten dazu, einen Arzt aufzusuchen. „Um Medikamentenmissbrauch und darauf folgende Gesundheitsschäden zu vermeiden, sollten Apotheker umdenken“, sagt Schuldzinski. Bei der Abgabe rezeptfreier Medikamente müsse die Gesundheit der Kunden und nicht das Verkaufsinteresse im Vordergrund stehen. „Dies gilt auch dann, wenn Kunden vehement auf einen Kauf pochen.“
Overwiening: Es gibt noch Verbesserungspotenzial, aber …
Overwiening hielt der Verbraucherzentrale entgegen: „Gemeinsam mit der Kammer Nordrhein haben wir in den vergangenen zehn Jahren in NRW rund 15.000 eigene, professionelle Testkäufe durch pharmazeutisches Fachpersonal vornehmen lassen – und kommen hier zu ganz anderen Ergebnissen.“ Nach den Erfahrungen der AKWL bieten immerhin zwei von drei Apotheken in Nordrhein-Westfalen ihren Patienten eine sehr gute bzw. gute Beratung. Die Kammerpräsidentin räumte zwar ein, dass es wie in allen Lebensbereichen bei Apotheken Verbesserungspotenzial gebe. „Dies schöpfen wir jedoch lieber im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen aus und stellen nicht gleich einen ganzen Berufsstand an den medialen Pranger!“ Die Kammerpräsidentin kritisiert bereits das methodische Vorgehen der Verbraucherzentrale: „Nur 50 Apotheken und ein einziges Testszenario sind nicht mal ein Versuch, sich der Thematik seriös zu nähern, sondern schlichtweg nur ein Mittel der Verbraucherzentrale, sich auf Kosten der Apothekerschaft zu profilieren.“ |
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