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INTERPHARM 2015 – Infektiologie
Fitness für das Immunsystem
Der individuelle Impfschutz schützt auch die Gemeinschaft
Während der ersten Lebensmonate besitzt der Säugling eine „Leihimmunität“ durch plazentagängige Immunglobuline der Mutter, danach muss er sein körpereigenes Immunsystem aufbauen. Dieser Vorgang kann mithilfe von Impfungen unterstützt werden. Im Vergleich zu einer Infektion, die ebenfalls zu einer Induktion eines spezifischen immunologischen Gedächtnisses führen kann, sind die durch eine Impfung hervorgerufenen Krankheitssymptome wesentlich schwächer und häufig kaum wahrnehmbar. Durch die Impfung wird das Immunsystem für den Ernstfall konditioniert; neben dem Nutzen für das Individuum wird gleichzeitig ein Kollektivschutz aufgebaut. Dies ist aber nur bei einer Durchimpfungsrate von rund 80% möglich. Das Ziel einer ausreichenden Durchimpfungsrate ist noch nicht durchgehend erreicht. Dies zeigen etwa die immer wieder sporadisch gehäuft auftretenden Masernerkrankungen, die durch einen adäquaten Impfschutz verhindert werden könnten. Ein wichtiges Ziel der WHO ist die Ausrottung von Masern und Röteln bis 2020. Bis 2015 soll die Inzidenz der Masern auf fünf Fälle pro einer Million Bewohner verringert werden. Dass durchgreifende Impfstrategien erfolgreich sind, zeigen etwa die Ausrottung der Pocken seit 1980 und eine Abnahme der Polio-Inzidenz um mehr als 99%.
Impfplan der STIKO
Die derzeit in Deutschland empfohlenen Impfungen sind im aktuellen Impfkalender der STIKO (Ständige Impfkommission) aufgeführt. Dabei wird zwischen Grundimmunisierungen, Auffrischimpfungen, Standardimpfungen und Nachholimpfungen unterschieden. Der Impferfolg wird anhand der Serokonversionsrate gemessen (Prozentsatz der Impflinge mit nachweisbaren Antikörpern). Zum Zeitpunkt der Impfung muss der Proband gesund sein, so dürfen etwa immunsupprimierte Patienten nicht mit einer Lebendvakzine geimpft werden. Bei Impfungen können Impfreaktionen, Impfkrankheiten oder Impfkomplikationen auftreten. Impfreaktionen sind relativ häufig und umfassen lokale, passagere Reaktionen an der Impfstelle. Impfkrankheiten sind selten, ein Beispiel ist das Auftreten von Impfmasern durch eine attenuierte Vakzine. Die extrem selten auftretenden Impfkomplikationen sind vorübergehend therapiebedürftige Erkrankungen wie etwa eine Thrombozytopenie nach einer Masern-Mumps-Röteln-Impfung.
Einteilung der Impfstoffe
Impfstoffe werden nach ihrer Zielstruktur (Bakterien oder Viren) und nach ihrer Herstellung eingeteilt. Letztere prägt die Eigenschaften der Vakzine.
- Attenuierte, das heißt vermehrungsfähige Impfstoffe stimulieren das Immunsystem nachhaltig und verweilen lange im Körper. Aufgrund ihrer ausgeprägten Wirksamkeit sind keine weiteren Hilfsstoffe erforderlich. Von Nachteil ist das mögliche Auftreten einer starken Impfreaktion. Immunsupprimierte Patienten dürfen nicht mit einer attenuierten Vakzine geimpft werden.
- Abgetötete Impfstoffe werden in Zellkulturen angezüchtet und dann inaktiviert (z. B. durch die Behandlung mit Formaldehyd). Sie sind relativ sicher, Auffrischimpfungen sind erforderlich.
- Spaltimpfstoffe enthalten nur noch gereinigte Proteine. Sie sind daher sehr sicher, allerdings sind Auffrischimpfungen und eine Adjuvantierung erforderlich.
- Toxoide oder bakterielle Impfstoffe enthalten nur noch einen Baustein eines Mikroorganismus. Um ihre Sicherheit zu erhöhen, müssen sie konjugiert werden.|
Virusimpfstoffe bakterielle Impfstoffe vermehrungsfähig (attenuiert) MasernRötelnMumpsGelbfieberVarizellenRota-Virus Typhus (oral) abgetötet (inaktiviert) Poliomyelitis (Salk)Hepatitis ATollwutJapan-EnzephalitisFSME Cholera Einzelantigene (Spaltvakzine, Polysaccharidvakzine u. ä. InfluenzaHepatitis Bhumane Papillomviren MeningokokkenPneumokokkenHaemophilus influenza bTyphus-Vi-AntigenPertussis (azellulär) Toxoide DiphtherieTetanusPertussis (azellulär)
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