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Die ersten Tage nach der Entlassung der „Pille danach“ aus der Rezeptpflicht

STUTTGART (jb) | Vergangenen Freitag wurde im Bundesanzeiger die Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung veröffentlicht. Damit waren am Samstag alle Notfallkontrazeptiva ohne Rezept in der Apotheke zu haben. Allerdings gestaltete sich der Start der „OTC-Pille-danach“ ein wenig holprig.

Da die Veröffentlichung der Änderung erst für Montag erwartet worden war, war auch die Auslieferung der ellaOne®-Packungen im OTC-Design ursprünglich für Montag angedacht. Allerdings war der Rückruf der Rx-Packungen bereits für Sonntag angekündigt. Das bedeutete, im Sonntagsdienst hätte kein verkehrsfähiges ellaOne®-Präparat zu Verfügung gestanden.

Schneller als gedacht

Doch dann ging alles schneller als gedacht. Die Veröffentlichung im Bundesanzeiger erfolgte Freitag, die Änderung trat somit Samstag in Kraft, ebenso wie übrigens das Versandverbot. Entgegen anfangs widersprüchlicher Aussagen einzelner Großhandelsniederlassungen waren die OTC-Packungen von ellaOne® ab Samstag im Großhandel erhältlich. Doch damit der Verwirrung nicht genug: Das Bundesgesundheitsministerium verkündete, dass Levonorgestrel-haltige Präparate (Pidana®, Postinor®, Unofem®) ebenfalls ab diesem Wochenende abgegeben werden dürften und zwar die Rx-Packungen Hier müsse im Gegensatz zu ellaOne® nicht auf die Änderung der Packunsgsbeilage gewartet werden (siehe auch S. 12, ausführliche ­Berichterstattung finden Sie in der AZ vom 16. März 2015).

Jetzt sind die ersten Tage und Notdienste nach der Freigabe überstanden. Wir haben Kollegen befragt, wie es denn so läuft nach der Entlassung der „Pille danach“ aus der Rezeptpflicht.

Beratung mit Checkliste

Dr. Marc Muchow, Inhaber dreier Apotheken in Bad Kreuznach und Kirchheimbolanden, macht sich wenig Sorgen. Sein Team sei gut vorbereitet. Die OTC-Ware sei seit Samstag in allen Apotheken verfügbar. Man habe sich im Team dafür entschieden, eher ella­One zu empfehlen. Bedenken gebe es lediglich wegen des Preisunterschieds. Zumindest anfangs solle die Checkliste der BAK bei der Beratung als Orientierung immer zu Hand sein und die Abgabe nur nach Rücksprache mit einem Approbierten erfolgen. Wenn sich das Ganze etwas eingespielt habe, traue er aber auch seinen PTAs durchaus die Beratung zu, so Muchow. Eine erste telefonische Anfrage, ob das Präparat vorrätig sei, habe es auch schon gegeben, aber bisher keine Probleme.

Ebenfalls gut vorbereitet sehen sich Sina Pompe und ihr Team aus Gersthofen. Man berate ebenfalls mit der Checkliste und dokumentiere dies.Montag hatte eine Kundin die „Pille danach“ verlangt. Im Beratungsgespräch stellte sich dann heraus, dass die Verhütungspanne bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag passiert war. Um möglichst schnell, eine Notfallkontrazeption zu erhalten, sei die junge Frau Samstag im Krankenhaus vorstellig geworden. Dort habe man sie mit der Information abgespeist, doch bis Montag zu warten, dann könne sie sich das entsprechende Präparat ohne Rezept in der nächsten Apotheke holen.

Auf Vorrat für die Töchter

Deutlich desillusionierter klingt Apotheker Stefan Zerrle aus Bad Wörrishofen nach seinem ersten Sonntagsdienst mit rezeptfreier „Pille danach“. Da habe eine Mutter gleich mehrere Schachteln auf Vorrat für ihre Töchter verlangt. Das finde sie besser, als jeden Tag diese unnatürlichen Hormone zu schlucken. Nach 40 Minuten Beratung mit dem Ziel, Internetmythen auszuräumen, habe er keinen Euro Umsatz gemacht, keine Beratungsgebühr bekommen und nicht einmal die 2,50 Euro Notdienstgebühr erhalten. Stattdessen habe er erklären müssen, warum er nicht verpflichtet sei, ihr das Präparat zu verkaufen, wie es laut Kundin im Internet steht. Schimpfend habe sich die Frau dann verabschiedet. „In ihren „Laden“ komme ich nie wieder, ich bekomme meine Schachteln schon noch wo anders!“ Hätte er ihr fünf Packungen verkauft, so Zerrle resigniert, wäre er wahrscheinlich heute noch ihr Held und nach drei Minuten wäre der Spuk vorbei gewesen. |

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