Arzneimittel und Therapie

Keine Zunahme schwerwiegender Impfkomplikationen

Nebenwirkungsprofil der Impfungen bestätigt

Das Paul-Ehrlich-Institut hat den jährlichen Bericht zur Sicherheit von Impfstoffen veröffentlicht. Trotz der höheren Gesamtzahl an Meldungen ist die Zahl der schwerwiegenden Nebenwirkungen nahezu gleich geblieben. Todesfälle, die bei Säuglingen und alten Menschen über 70 Jahren auftraten, können nicht kausal mit den Impfungen verknüpft werden. Ebenso wurden die bleibenden Schäden, bis auf einige Abszesse mit Narbenbildung, nicht von den Impfstoffen ausgelöst. Eine gesonderte Analyse von Masern-Impfstoffen ergab keine neuen Risikosignale.
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Seitdem Andrew Wakefield Ende der neunziger Jahre einen Zusammenhang zwischen der Mumps-Masern-Röteln-Impfung und dem Auftreten von Autismus bei Kindern hergestellt hat, sind Impfschäden in aller Munde. Obwohl die entsprechende Studie nur zwölf Kinder betrachtete, mehrfach widerlegt und letztlich auch zurückgezogen wurde, hat sie das Bild von Impfungen in der Öffentlichkeit negativ geprägt. Doch welche Nebenwirkungen haben Impfungen wirklich, und wie viele davon sind schwerwiegend? Dies analysiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in einem aktuellen Bulletin zur Arzneimittelsicherheit.

2013 gingen beim PEI insgesamt 3299 Meldungen ein. Davon waren 35,2% schwerwiegende Fälle. Bei 1,3% wurden bleibende Schäden festgestellt, und 0,5% waren Todesfälle. Damit ist die Anzahl der nicht-schwerwiegenden Meldungen im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen, während die Zahl der schwerwiegenden Fälle nahezu konstant blieb.

Am häufigsten ist Fieber

Die Mehrheit der Nebenwirkungen, die beobachtet wurden, ist durch die Aktivierung des Immunsystems erklärbar. Hierzu gehören Fieber, Grippe-ähnliche Symptome oder lokale Reaktionen an der Einstichstelle. Auch Übelkeit und Erbrechen traten häufig auf.

Es gab 15 Todesfälle in zwei Altersgruppen. Vier Säuglinge im Alter zwischen zwei und 22 Monaten starben im unterschiedlichen zeitlichen Abstand zur Sechsfach-, Pneumokokkenkonjugat- und Rotavirus-Impfung an einem plötzlichen Kindstod. Bei zwei anderen Säuglingen sowie bei einem fünfjährigen Kind sind die Todesursachen unbekannt. Es gibt bisher keine wissenschaftliche Evidenz für einen Zusammenhang mit Kinder-Impfstoffen. Auch die acht Todesfälle in der Gruppe der 70- bis 84-Jährigen lassen sich nicht durch die Impfungen erklären. Sieben dieser Fälle traten im zeitlichen Zusammenhang mit Grippe-Impfungen auf; der letzte Fall ereignete sich kurz nach einer Tetanus-Impfung. Alle Patienten starben an anderen Erkrankungen wie Pneumokokkensepsis oder Herzinfarkt.

In 43 Fällen wurde von bleibenden Schäden nach Impfungen berichtet. Drei Fälle eines sterilen Abszesses mit Narbenbildung wurden kausal mit der Verabreichung von Sechsfach-Impfstoffen und gleichzeitiger Pneumokokken-Impfung in Verbindung gebracht. Sieben Fälle von multipler Sklerose, vier Fälle von Autismus und drei Fälle von Diabetes mellitus Typ 1 wurden nicht mit den Impfungen verknüpft, da es dafür keine wissenschaftliche Evidenz gibt. Diverse Studien zu diesen Krankheiten in Bezug auf Impfungen konnten keine Kausalität feststellen. Elf Meldungen waren wegen fehlender Informationen nicht auswertbar.

Keine Hinweise auf Risiko bei Masern-Impfung

Aus gegebenem Anlass untersuchte das PEI die Sicherheit von Masern-haltigen Impfstoffen genauer. Es wurden 309 Komplikationsfälle, aber kein Todesfall gemeldet. Am häufigsten wurde (neben den oben genannten leichten Nebenwirkungen) von Impfmasern berichtet. Diese abgeschwächte Form der Masern-Erkrankung wird von den attenuierten Lebendviren hervorgerufen, klingt aber schnell ab und birgt ein mindestens 1000fach geringeres Enzephalopathie-Risiko als die Wildtyp-Infektion. Die Analyse ergab keine neuen Risikosignale für Masern-Impfstoffe.

Diese Ergebnisse bestätigen, dass moderne Impfstoffe sicher und gut verträglich sind. Dem Apotheker als Vertrauensperson kommt die Aufgabe zu, vor allem besorgten Eltern die Wichtigkeit des flächendeckenden Impfschutzes zu vermitteln, damit Masern­-Endemien wie zuletzt in Berlin der Vergangenheit angehören. Das Robert Koch-Institut bietet dazu auf seinen Internetseiten Antworten auf die 20 häufigsten Einwände gegen das Impfen. |

Quelle

Mentzer D, Keller-Stanislawski B. Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus dem Jahr 2013, Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 2015;1:12 -20

Impfungen: Nebenwirkungen und Komplikationen, Informationen des Robert Koch-Instituts, www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Nebenwirkungen/nebenwirkungen_node.html (abgerufen: 1. April 2015)

Apothekerin Sarah Katzemich

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