Arzneimittel und Therapie

Wann starten und wie tief senken?

Bei Typ-2-Diabetikern mit Risikofaktoren rechtzeitig den Blutdruck regulieren

In einer Metaanalyse wurde untersucht, welchen Zusammenhang es zwischen blutdrucksenkender Behandlung und dem Outcome von vaskulären Erkrankungen bei Typ-2-Diabetikern gibt. Die Autoren diskutieren, ob Empfehlungen für blutdrucksenkende Behandlung bei Diabetes mellitus Typ 2 in aktuellen Leitlinien revidiert werden sollten.
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Ein systolischer Blutdruck von unter 130 mmHg kann bei hypertensiven Diabetikern das Risiko für Albumin­urie, Retinopathie und Schlaganfall signifikant reduzieren.

Hypertonie ist ein bekannter Risikofaktor für makrovaskuläre (z. B. Herzinfarkt oder Hirnschlag) und mikrovaskuläre (z. B. Erblindung und Niereninsuffizienz) Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus Typ 2. In der aktuellen Metaanalyse mit Daten aus 45 Studien und insgesamt 104.586 Patienten wurde untersucht, ob und bei welchen Werten blutdrucksenkende Behandlung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes die Gesamtmortalität oder das Risiko von vaskulären Komplikationen beeinflusst.

Einteilung der Studien

Die untersuchten Studien wurden nach dem initialen, systolischen Blutdruck (≥ 140 mmHg, < 140 mmHg), dem durch Behandlung erreichten, systolischen Blutdruck (≥ 130 mmHg, < 130 mmHg) und nach den unterschiedlichen Arzneistoff-Gruppen stratifiziert, und die Assoziation von blutdrucksenkender Behandlung mit dem vaskulären Outcome wurde zwischen den Gruppen verglichen.

In der Gruppe mit einem initialen, systolischen Blutdruck ≥ 140 mmHg führte eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg zu einer signifikant niedrigeren Gesamtmortalität und zu einem signifikant verringerten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Herzinsuffizienz. Bei einem initialen systolischen Blutdruck von < 140 mmHg konnte dieser Zusammenhang nicht gesehen werden. Unabhängig vom initialen systolischen Blutdruck wurde das Risiko für Albuminurie und Schlaganfall signifikant reduziert.

In der Gruppe des nach der Behandlung erreichten systolischen Blutdruckes ≥ 130 mmHg zeigte eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg eine signifikant niedrigere Gesamtmortalität und ein signifikant verringertes Risiko für kardiovasku­läre Erkrankungen und Herzinsuffizienz. Dieser Zusammenhang war bei den Patienten mit einem erreichten systolischen Blutdruck von < 130 mmHg deutlich weniger ausgeprägt. Unabhängig vom erreichten systolischen Blutdruck konnte eine signifikante Reduktion des Hirnschlag- und Albuminurie-Risikos observiert werden.

Bei den eingesetzten Arzneistoff-Gruppen gab es nur geringe Unterschiede. Eine wesentliche Ausnahme waren Diuretika, die verglichen mit anderen Arzneistoff-Gruppen mit einem signifikant geringeren relativen Risiko für Herzinsuffizienz assoziiert werden konnten. Dieses Ergebnis wurde jedoch wesentlich von einer Studie mit sehr großer Studienpopulation beeinflusst.

Geltende internationale Leitlinien

Neuere Leitlinien zur Behandlung von Hypertonie bei Typ-2-Diabetikern empfehlen eine blutdrucksenkende Behandlung erst ab einem systolischen Blutdruck von 140 mmHg. Zur Begründung wird angegeben, dass bei dem Vergleich von Patienten mit einem systolischen Blutdruck von < 140 mmHg mit < 120 mmHg keine signifikante Reduktion des Outcomes für unter anderem Herzinfarkt und Hirnschlag beobachtet werden konnte. In der aktuellen Metaanalyse konnte ebenfalls keine signifikante Reduktion von kardiovaskulären Erkrankungen bei einem systolischen Blutdruck < 140 mmHg gezeigt werden. Jedoch wurde in der Metaanalyse deutlich, dass eine Senkung des systolischen Blutdrucks von 140 mmHg auf 130 mmHg das Risiko für Albumin­urie, Retinopathie und Schlaganfall signifikant reduziert.

Wie auch in einem Kommentar zur Metaanalyse diskutiert wird, deuten die Ergebnisse der Metaanalyse darauf hin, dass erwägt werden sollte, Patienten mit einem hohen Risiko für Retinopathie, Albuminurie und Hirnschlag bereits bei einem initialen, systolischen Blutdruck von < 140 mmHg zu behandeln und bis zu einem erreichten, systolischen Blutdruck von < 130 mmHg fortzuführen. |

Quelle

Emdin CA et al. Blood pressure lowering in type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. JAMA 2015;313(6):603-615

Mancia G et al. ESH/ESC guidelines for the management of arterial hypertension: the Task Force for the management of Arterial Hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J 2013;34(28):2159-2219

James PA et al. Evidence-based guideline for the management of high blood pressure in adults: report from the panel members appointed to the Eighth Joint National Committee (JNC 8). JAMA 2014;311(5):507-520

Williams B. Treating hypertension in patients with Diabetes-when to start and how low to go? JAMA 2015;313(6):573-574

Apothekerin Lillian Reiter

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