Arzneimittel und Therapie

Bisphenol doch nicht so schlimm?

Auch Säuglinge bauen Substanz ab

jb | Auch wenn die genauen Auswirkungen und möglichen Schäden von Bisphenol A (BPA) auf den Organismus nicht eindeutig bewiesen sind, steht die Chemikalie, die in Gegenständen aus Polycarbonat enthalten ist und in höheren Dosen Estrogen-artige Wirkung hat, seit Längerem in der Kritik. Die zulässigen Grenzwerte wurden gesenkt, in Babyflaschen ist die Anwendung ganz verboten worden. Einer Untersuchung zufolge scheinen jedoch Neugeborene besser mir der Substanz umgehen zu können als bisher gedacht. Denn auch sie sind in der Lage, BPA zum als harmlos eingestuften Abbauprodukt BPA-Glucuronid zu verstoffwechseln, bisher war das nur für Erwachsene bekannt. So fand ein US-Forscherteam in keiner einzigen Säuglings-Urinprobe, die im Alter von drei bis sechs Tagen und von sieben bis 27 Tagen nach der Geburt genommen worden waren, freies BPA. Der harmlose Metabolit BPA-Glucuronid hingegen konnte in 70% der Proben nachgewiesen werden. Daraus zogen die Autoren den Schluss, dass BPA offenbar von Geburt an abgebaut werden kann. Auf welche Weise die Säuglinge das BPA aufgenommen hatten, bleibt allerdings unklar. Unterschiede zwischen Still- und Fläschchenkindern wurden nicht gesehen.

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Auch wenn möglicherweise BPA für Neugeborene weniger kritisch ist als gedacht, sollte dennoch auf eine möglichst geringe Belastung geachtet werden. Vor allem weil die Effekte niedriger Dosierungen von Bisphenol A noch nicht abschließend geklärt sind. BPA wird oral und dermal aufgenommen. Es ist unter anderem in Gegenständen enthalten ist, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. So findet man es in der Innenbeschichtung von Getränken- und Konservendosen oder Trinkflaschen, aber auch in Thermopapieren von Druckern und Faxgeräten. Laut Berechnungen liegt die „aggregierte Exposition“, also oral und dermal zusammen, täglich maximal zwischen etwa 1 und 1,5 µg BPA pro Kilogramm Körpergewicht und somit niedriger als bisher angenommen. Der „tolerable daily intake“, also die Menge an Bisphenol A, die pro Kilogramm Körpergewicht jeden Tag ein Leben lang aufgenommen werden kann, ohne dass gesundheitliche Schäden entstehen, liegt bei 4 µg BPA pro Kilogramm Körpergewicht. |

Quelle: J Pediatr. 2015 Apr 25. pii: S0022-3476(15)00337-6

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