Aus den Ländern

Vom sauberen Wasser zum sauberen Wissen

4. Kongress für Arzneimittelinformation widmet sich dem Apotheker als Wissensmanager

KÖLN (du) | Unabhängige evidenz­basierte Informationen zu Arzneimitteln sind essenziell, wenn es um die Arzneimitteltherapiesicherheit geht. Doch die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass hier noch Einiges im Argen liegt. So werden Studien zu Arzneimitteln oft gar nicht, unvollständig oder verzerrt wiedergegeben. Beim 4. Kongress für Arzneimittelinformation wurde diese Problematik diskutiert. Der Kongress wurde veranstaltet vom ADKA-Ausschuss für Arzneimittelinformation unter Leitung von Dr. Cornelia Vetter-Kerkhoff, München, und Dr. Steffen Amann, München.
Fotos: ADKA/ A.Lepach

Eine Offensive für evidenzbasierte Arzneimittelinformation konnten die rund 450 Teilnehmer des 4. „Aminfo“-Kongresses in Köln erleben. Foto rechts: Die Kongressleiter Dr. Cornelia Vetter-Kerkhoff und Dr. Steffen Amann.

Unter dem Motto „Der Apotheker als Wissensmanager – mehr Sicherheit für Arzt und Patient“ beschäftigten sich die 450 Teilnehmer des ausgebuchten Kongresses in Vorträgen, Workshops und Posterpräsentationen mit unterschiedlichsten Fragen rund um die Informationsbeschaffung und -vermittlung in Sachen Arzneimittel. Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, brachte es mit einem Zitat von Sir J. Muir Gray auf den Punkt: „Im 19. Jahrhundert war sauberes ­Wasser die wichtigste Ressource für Gesundheit, im 21. Jahrhundert ist dies sauberes Wissen.“ Dabei beleuchtete er Aspekte wie die Schnelligkeit des Wissenstransfers – neues Wissen wird zu langsam umgesetzt – ebenso wie die Frage nach der Evidenz sowie das Problem der unvollständigen, tendenziösen oder falschen Information. Als Beispiele nannte Jonitz das Mammografie­screening mit der Problematik der falsch positiven Befunde und einem geringen Nutzen. Seit 2001 habe die Ärztekammer Berlin die Befürworter vor irreführenden Aussagen gewarnt, jetzt erst würden die Bedenken ernst genommen. Auch Prof. Dr. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, Freiburg, ging hart ins Gericht mit verzerrten und nicht veröffentlichten Studienergebnissen. Für ihn sind solche Informationen vor allem deshalb ein Problem, weil so Gesundheit und Leben von Patienten gefährdet und Gelder verschwendet werden. Er fordert, vor der Durchführung von Studien vorhandenes Wissen systematisch in Form eines Reviews aufzuarbeiten, um dann auf dieser Basis kontinuierlich neue Erkenntnisse fortzuschreiben. Dazu sei es notwendig, dass alle Studien und Daten auch zugänglich gemacht werden. Nur etwa 50 Prozent aller durchgeführten Studien seien veröffentlicht worden; von geschätzt 1 Million abgeschlossener kontrollierter klinischer Studien ließen sich in Medline nur 340.000 finden, kritisierte Antes.

Auch der vom Bundesgesundheits­ministerium geförderte Aktionsplan AMTS hat sich zur Aufgabe gemacht, die Arzneimitteltherapiesicherheit durch unabhängige Informationen zu Arzneimitteln zu verbessern (s. a. S. 40). Darauf wies Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), hin. Ergebnisse dieser Bemühungen seien unter anderem die Datenbank Embryotox zur Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit, die Priscus-Liste potenziell inadäquater Arzneimittel für Ältere und auch das vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) herausgebene Bulletin zur Arzneimittelsicherheit. Als weiteres wichtiges Projekt des Aktionsplans AMTS nannte Ludwig die Erarbeitung eines bundeseinheitlichen Medikationsplans mit strukturierten Daten zu verordneten Arzneimitteln.

Die steigende Zahl der Anfragen von Ärzten und Pflegekräften in Sachen Arzneimittel zeigen laut Frau Dr. Vetter-Kerkhoff, wie wichtig Apotheker als Wissenmanager sind. Um den in Krankenhausapotheken tätigen Kollegen die Arbeit zu erleichtern, steht die ADKA-Arzneimittel-Info-Datenbank zur Verfügung. Hier kann auf Antworten schon gestellter Fragen zurückgegriffen werden. Zudem hat die ADKA zur Unterstützung der Kollegen das Projekt „KAMPI = Krankenhausapotheker sorgen für medizinisch-pharmazeutische Information“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, in allen Krankenhausapotheken Arzneimittelinformations-Servicestellen zu etablieren. Gerade Kollegen kleinerer Krankenhausapotheken erhalten hier Hilfestellung (s. a. Krankenhauspharmazie 2015;36:2-5). |

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