DAZ aktuell

Diefenbach bittet um Unterstützung

Datensammlung: Wo gibt es Lieferengpässe? Welche Hochpreiser bereiten Probleme?

BERLIN (ks) | Die Landesapothekerkammer Hessen will beim diesjährigen Deutschen Apothekertag einen Antrag zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln stellen. Das Problem habe sich in den vergangenen Monaten nicht entschärft, erklärte der Kammerdelegierte Dr. Hans Rudolf Diefenbach gegenüber der DAZ. Um den geplanten Antrag mit aktuellen Daten untermauern zu können, ruft er nun erneut Kollegen bundesweit auf, ihm Listen ihrer Defekte zu schicken. Darüber hinaus bittet Diefenbach auch um Berichte über Erfahrungen mit Hochpreisern.

Auch im vergangenen Jahr gab es beim Apothekertag Anträge zum Thema Lieferengpässe – nachhaltige Wirkung hatten sie aber nicht. Hessen will daher in diesem Jahr einen eigenen Anlauf starten. Der Antrag sieht vor, dass die Hersteller stärker und gesetzlich verpflichtet werden: Sie sollen ihre Engpässe in kurzer Frist dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mitteilen – und dieses soll ebenso flink für eine Veröffentlichung sorgen. Denn Diefenbach, der frühere stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes, ist nicht zufrieden mit den Aktivitäten, die die Politik in Sachen Lieferengpässe an den Tag legt. Abgeordnete beteuern zwar immer wieder, dass das Problem beim Pharmadialog thematisiert werde. Konkrete Maßnahmen bleiben bislang aber aus. Damit das Thema in den Köpfen bleibt, sucht Diefenbach nun Unterstützung bei allen hierzu bereiten Apothekerinnen und Apothekern. Sie sollen Daten sammeln, in welchem Maße und bei welchen Präparaten weiterhin Engpässe auftreten.

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Hochpreisige Arzneimittel machen neben Lieferengpässen derzeit Probleme in den Apotheken.

Problematische Hochpreiser

Zudem möchte Diefenbach wissen, wie andere Apotheken wahrnehmen, dass einige hochpreisige Arzneimittel nur noch direkt über den Hersteller zu beziehen sind. Diese Umgehung des Großhandels habe zur Folge, dass so manche Apotheke in Zahlungsschwierigkeiten komme, erklärt er. Einige mögen bereits Kunden weggeschickt haben, weil sie nicht für tausende Euro in Vorleistung gehen wollten. Das Nachsehen hat am Ende der Patient. Aber wenn die Umgehung des Großhandels Schule mache, würden auch die Konditionen für die Apotheken so massiv verschlechtert, dass die Finanzierung der Arzneimittel nicht mehr gesichert sei. Als ein Beispiel aus seiner Offizin führt Diefenbach das Lungen-Arzneimittel Ofev® an, das Boehringer Ingelheim nur direkt vertreibe. Für die Versorgung eines Patienten habe er mit einem Betrag von über 10.000 Euro in Vorlage treten müssen, das kurzfristige Zahlungsziel sehe zwei Prozent Skonto vor. „Bei ‚klassischen‘ Vereinbarungen mit dem jeweiligen Rechenzentrum und sich häufenden Rezepten dieser Art gerät die typische Individualapotheke so schnell an den Rand des Möglichen bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit“, so Diefenbach. Probleme hatte er beispielsweise auch bei Remsima® (Mundipharma) oder Otezla® (Celgene).

Konkret bittet Diefenbach Kolleginnen und Kollegen daher nun um

  • aktuelle Defektlisten (Wochen oder quartalsbedingt) sowie
  • Angaben, welche Hochpreiser sie in 2015 direkt beim Hersteller beziehen mussten, ob dies ihre Zahlungsmodalitäten beeinflusst hat und ob sie möglicherweise sogar Patienten wegschicken mussten.

Wer Herrn Diefenbach unterstützen will, kann die Informationen faxen (069 883 608) oder mailen (rosenapo.of@t-online.de). |

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