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Arzneimittel und Therapie
Nicht töten, nur entwaffnen
Virulenzinhibition als neues antibakterielles Konzept
Die Virulenzinhibition ist ein innovatives Forschungskonzept bei der Suche nach neuen Antibiotika. Wie Prof. Dr. Stephan Sieber von der TU München auf einem Symposium der Paul-Martini-Stiftung in Berlin berichtete, werden damit zwar die pathogenen Eigenschaften eines Bakteriums abgeschwächt, dennoch bleibt es vermehrungsfähig.
Für die Anwendung beim Menschen werden vor allem zwei Vorteile gesehen: Da sich die Keime weiter vermehren können, wird kein Selektionsdruck ausgeübt, die Gefahr von Resistenzen ist gering. Außerdem schont man die körpereigenen apathogenen Bakterien, vor allem die wichtige Darmflora. Beispiele für bereits bekannte Virulenzfaktoren sind das α-Hämolysin und das Toxic-Shock-Syndrom-Toxin, die bei der Sepsis-Entstehung eine wichtige Rolle spielen. Sieber und seine Mitarbeiter haben nun neue Substanzen mit einer β-Lacton-Struktur entwickelt, die auf Naturstoffen basieren und sowohl in In-vitro-Virulenzassays als auch in vivo (Maus-Abszess-Modell) antibakteriell wirkten. Inzwischen wurde auch das Target dieser Substanzen in der Bakterienzelle identifiziert: die caseinolytische Protease ClpP, eine aus 14 Untereinheiten bestehende Serin-Protease, die eine wichtige Rolle bei der bakteriellen Virulenzregulation spielt. Durch Kooperation mit anderen Forschergruppen gelang es, die Bindungstasche des Enzyms zu charakterisieren, den Mechanismus der Inhibition aufzuklären sowie Inhibitoren mit verbesserten pharmakologischen Eigenschaften zu synthetisieren. Ziel ist es, diese Substanzen in naher Zukunft reif für die klinische Anwendung zu machen. |
Quelle
Sieber SA. Naturstoffe als Leitstrukturen für antibakterielle Wirkstoffe. Drug Res (2014) 64(Suppl 1):58
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