Prisma

Mini-Niere aus dem Labor

Nieren-Organoide für In-vitro-Tests

cae | Wie die Australierin Melissa Little kürzlich berichtete, ist es ihrer Arbeitsgruppe gelungen, ­Nieren-Organoide zu züchten, die aus Nephronen, einem Netz von Harn- und Blutkapillaren sowie einem umgebenden Epithel bestehen.
Foto: Minoru Takasato

Das Organoid hat keine Ähnlichkeit mit einer Niere, erfüllt aber alle ihre Funktionen.

Nach Organoiden der Brustdrüse und des Gehirns (s. DAZ 2015 Nr. 26, S. 6 und Nr. 33, S. 6) steht nun das Organoid der Niere im Fokus der Wissenschaft: Von der echten Niere unterscheidet es sich fast nur in quantitativer Hinsicht, denn eine Niere besteht aus 250.000 bis zwei Millionen Nephronen, die das Blut filtrieren und den Harn produzieren. Die nachgebauten Nephronen des Organoids sind mit ­denen in der Niere von zwei bis drei Monate alten Föten nahezu identisch. Damit bieten sie jetzt schon die Möglichkeit, potenzielle Arzneistoffe auf ihre Nephrotoxizität zu testen und damit eventuell sogar Tierversuche zu ersetzen. In ferner Zukunft könnte auch die Transplantation der Organoide bei niereninsuffizienten Patienten eine therapeutische Option sein, die die Dialyse oder eine Organtransplantation überflüssig machen würde.

Der Bau von Nieren-Organoiden stellt deshalb eine besonders große Herausforderung dar, weil die Niere mehr als 20 verschiedene Zelltypen besitzt. Die Vorarbeiten der Forscher haben immerhin etwa 15 Jahre gedauert. Aus induzierten pluripotenten Stammzellen schufen sie verschiedene Zelltypen, die sie erst isoliert kultivierten und in bestimmten Entwicklungsstadien zusammenbrachten, sodass sie miteinander kommunizieren konnten und sich darauf dreidimensional zu organisieren begannen. |

Quelle

Takasato M, et al. Kidney organoids from human iPS cells contain multiple lineages and model human nephrogenesis. Nature; Epub 7.10.2015

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