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Arzneimittel und Therapie
Ist Glibenclamid krebserregend?
Erhöhtes Risiko im Vergleich zu anderen Sulfonylharnstoffen
Einige Beobachtungsstudien weisen auf ein erhöhtes Krebsrisiko unter der Einnahme von Sulfonylharnstoffen hin. Es ist jedoch unklar, ob es sich dabei um einen Klasseneffekt handelt oder ob das Risiko nur für einzelne Sulfonylharnstoffe erhöht ist. Im Visier steht hier Glibenclamid. Als Erklärung für das krebsfördernde Potenzial wird die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies herangezogen, die unter Glibenclamid auftritt, hingegen nicht bei der Einnahme anderer Sulfonylharnstoffe. Ferner bewirkt Glibenclamid eine starke Insulin-Ausschüttung, die wiederum das Tumorwachstum fördern könnte. Um den krebsfördernden Effekt von Glibenclamid im Vergleicht zu anderen Sulfonylharnstoffen einzuschätzen, führte eine kanadische Arbeitsgruppe eine populationsbasierte Kohortenstudie durch. Es wurden die Daten von 52.600 Typ-2-Diabetikern ausgewertet, die zwischen 1988 und 2013 Glibenclamid oder einen Sulfonylharnstoff der zweiten Generation (Gliclazid, Gliquidon, Glimepirid bzw. das derzeit in Deutschland nicht zugelassene Glipizid) erhalten hatten.
In einer Follow-up-Periode von mehr als 280.200 Personenjahren wurde bei 4105 Patienten eine Tumorerkrankung diagnostiziert. Das entspricht einer Inzidenzrate von 14,6 bezogen auf 1000 Personenjahre. Vergleicht man nun die Inzidenzraten für die verschiedenen Sulfonylharnstoffe, so zeigt sich für Glibenclamid eine leichte, statistisch nicht signifikante Erhöhung des Risikos. Allerdings stieg das Risiko bei längerfristiger Anwendung, so dass bei einer Einnahme von mehr als drei Jahren eine signifikante Hazard Ratio von 1,21 ermittelt wurde. Ebenso zeigte sich eine Zunahme des Risikos in Abhängigkeit der kumulativen Gesamtdosis. Für kumulative Einnahmemengen von über 1096 Defined Daily Doses betrug die Hazard Ratio 1,27. Differenzierte man das Risiko nach einzelnen Tumorentitäten, so wurde unter Glibenclamid eine leichte Risikosenkung für das Auftreten von Lungenkrebs und eine stärkere Zunahme für eine Bustkrebs-Erkrankung ermittelt.
Krebsrisiko unter oralen Antidiabetika
Der Einfluss oraler Antidiabetika auf das Krebsrisiko wird seit Längerem diskutiert. Diabetes-Patienten ohne Behandlung scheinen im Vergleich zu Nicht-Diabetikern ein erhöhtes Risiko aufzuweisen. Im Vergleich zu keiner Therapie reduzieren alle antidiabetischen Therapieregime das Krebsrisiko. Die Frage, welche oralen Therapien in welchem Ausmaß das Krebsrisiko beeinflussen, ist schwieriger zu beantworten. Metformin scheint in hoher Dosierung das Risiko zu senken. Das diskutierte erhöhte Blasenkrebs-Risiko unter Pioglitazon hat sich einer neueren Studie zufolge nicht bestätigt. Der aktuellen Veröffentlichung zufolge scheint innerhalb der Gruppe der Sulfonylharnstoffe nur Glibenclamid das Krebsrisiko zu erhöhen. |
Quelle
Tuccori M et al. The use of glyburide compared with other sulfonylureas and the risk of cancer in patients with type 2 diabetes. Diabetes Care, online veröffentlicht 4. September 2015
Currie CJ et al. Mortality after incident cancer in people with and without type 2 diabetes: Impact of metformin on survival. Diabetes Care 2012;35:299-304
Lin HC et al. Effects of Metformin dose on cancer risk reduction in patients with type 2 diabetes mellitus: A 6-year follow-up study. Pharmacotherapy 2014;34:36-45
Levin D et al. Pioglitazone and bladder cancer risk: a multipopulation pooled, cumulative exposure analysis. Diabetologia 2015;58:493-504.
Orale Antidiabetika schützen vor Krebs, 26. Juli 2013: www.campus-pharmazie.de
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