DAZ aktuell

Positive Zahlen, Problem PTA-Schulen

Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe

MÜNSTER (wes) | Der alte und neue Vorsitzende des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, Klaus Michels, hat angekündigt, das Geld aus dem Verkauf der ARZ-Haan-Anteile zur Stabilisierung der Beitragssätze zu verwenden – und um einen Innovationsfonds zu gründen.

Bei der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung im neuen Domizil am Stadtrand von Münster konnte Michels erfreuliche Zahlen verkünden: Die neu erbaute Verbandsgeschäftsstelle wird rund 200.000 Euro günstiger als die ursprünglich veranschlagten 6,5 Millionen Euro. Dazu kämen Mieteinnahmen sowie die Einsparungen der bisherigen Miete an die Apothekerkammer Westfalen-Lippe, in deren Gebäude am Münsteraner Aasee der Verband bisher residierte. Dies summiere sich auf einen jährlichen sechsstelligen Betrag, so Michels. Weitaus mehr dürfte der Verkauf der Anteile am Rechenzentrum ARZ Haan in die Verbandskassen spülen. Wegen des mit den anderen Eigentümern, dem Apothekerverband Nordrhein und der ApoBank, vereinbarten Stillschweigens über den konkreten Kaufpreis wollte Michels keine näheren Angaben zur Höhe machen. Der AVWL hatte die vom ARZ Haan ursprünglich angebotenen 29,50 Euro pro Aktie als deutlich unterbewertet abgelehnt. Vor der Einigung Ende September wurden 34 Euro pro Anteil kolportiert. Das würde Gesamteinnahmen in Höhe von rund 15 Millionen Euro für den Verband bedeuten. Das Geld soll laut Michels zum größten Teil „sicher und rentierlich“ angelegt werden, um die Beitragssätze in Zukunft – trotz eines erwartbaren Rückgangs der Mitgliederzahl – stabil halten zu können. Außerdem sollen zwei Darlehen, die im Zusammenhang mit dem Hausbau aufgenommen wurden, vorzeitig abgelöst werden. Mit einem kleineren Teil der ARZ-Verkaufserlöse soll ein Innovationsfonds gegründet werden, der neue Dienstleistungsangebote des Verbands entwickeln soll. Zwei Anträge aus der Mitgliedschaft über die Verwendung der Gelder waren nicht frist- und formgerecht eingegangen, weshalb die Mitgliederversammlung nicht über sie diskutieren wollte – auch wenn dies laut Vorstand möglich gewesen wäre.

Wiederwahl für Michels, Ehrung für von Dellingshausen

Die anwesenden Mitglieder wählten Michels mit großer Mehrheit für eine dritte Amtszeit zu ihrem Vorsitzenden. Auch die anderen Vorstandsmitglieder wurden in einer offenen Wahl in ihren Ämtern bestätigt. Zuvor hatte die Mitgliederversammlung den ehemaligen langjährigen Verbandsgeschäftsführer Dr. Rötger Freiherr v. Dellingshausen zum Ehrenmitglied ernannt. Von Dellingshausen, heute Geschäftsführer der Bundesverbände Zytostatika herstellender (VZA) und klinik- und heimversorgender Apotheker (BVKA) war sichtbar bewegt von der „ersten Ernennung eines Nichtapothekers zum Ehrenmitglied des Apothekerverbands“.

Sorge um Zukunft der PTA-Schulen

Weniger gute Nachrichten hatte Michels, was die Finanzierung der PTA-Schulen in Westfalen-Lippe angeht. Zwar sei durch den Kompromiss mit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, die ihre finanzielle Unterstützung für die PTA-Schulen erhöht hatte, der Ausbildungsjahrgang 2015 bis 2017 gesichert, man habe schon erste Ausbildungsverträge für das Jahr 2016 unterschreiben können. Doch weder das Bundesgesundheitsministerium noch die Kammern und Verbände der anderen Bundesländer hätten sich mit dem vom AVWL vorgeschlagenen „Verzahnungsmodell“ von theoretischem Unterricht in der PTA-Schule und praktischer Ausbildung in der Apotheke anfreunden können.

Auch aus den Äußerungen einiger AVWL-Mitglieder sprach Sorge um die Zukunft der Schulen und des PTA-Berufs. Er könne sich durchaus vorstellen, seine Apotheke ohne angestellte Approbierte zu betreiben, sagte einer. Aber ohne PTA müssten die Apotheken in kürzester Zeit schließen. Deswegen erfülle ihn die Situation in diesem Beruf mit großer Sorge. Die ersten Angehörigen dieses ja noch recht jungen Berufs gingen nun in Rente, ergänzte ein Kollege, dazu komme das Problem, dass viele PTA-Schülerinnen die Ausbildung gar nicht beendeten.

Nachdem das Land Nordrhein-Westfalen seine finanziellen Zuschüsse zu den PTA-Schulen eingestellt hat, war es im Laufe dieses Jahres zum offenen Streit zwischen Apothekerkammer und -verband in Westfalen-Lippe gekommen. Hier ist der Apothekerverband über einen Verein der Träger der vier PTA-Schulen – eine bundesweit einmalige Konstellation. Der Streit war vor allem über die Frage der Beteiligung der Apothekerkammer an der finanziellen Rettung des Trägervereins entsprungen und teilweise sehr emotional und öffentlich geführt worden.

Der Verbandsvorsitzende Michels sandte nun Friedenssignale in Richtung der Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening: Er werde alles in seiner Macht stehende tun, um den jetzigen Zustand zu beenden, sagte er. Dass eine gemeinsame Vorstandssitzung von Kammer und Verband, die die weitere Zusammenarbeit zum Gegenstand ­haben sollte, von ihm aus gesundheit­lichen Gründen kurzfristig abgesagt werden musste, bedauere er sehr. Sie werde bei nächster Gelegenheit nach­geholt, versicherte Michels. |

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