Arzneimittel und Therapie

HIV-Prophylaxe bei Bedarf

Tenofovir-Emtricitabin scheint effektiv zu sein

jb | Kondome bleiben nach wie vor der wichtigste Baustein der HIV-Prophylaxe. Nichtsdestotrotz gibt es eine Reihe weiterer Interventionen, um das Risiko für eine Ansteckung zu verringern. Eine sehr vielversprechende Maßnahme ist dabei die sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP), bei der HIV-negative Personen mit hohem Infektionsrisiko täglich prophylaktisch Medikamente einnehmen, meist die fixe Kombination aus Tenofovir und Emtricitabin (Truvada®). Dabei scheint allerdings die Adhärenz ein Problem zu sein. In einer Studie, die die Wirksamkeit dieser Maßnahme belegt, zeigte sich insgesamt lediglich eine relative Risikoreduktion um 42%. Bei den Probanden, bei denen tatsächlich ein nachweisbarer Wirkstoff-Spiegel vorhanden war, betrug die Risikoreduktion jedoch 92%.

Eine Multicenter-Studie unter Männern, die Sex mit Männern haben, hat sich nun mit der Frage befasst, ob nicht eine bedarfsweise Einnahme der PrEP vergleichbare Effekte erzielt. 414 Patienten wurden in sieben Zentren randomisiert und erhielten vor geplantem Geschlechtsverkehr entweder Placebo oder Tenofovir-Emtricitabin. Der Beobachtungszeitraum betrug durchschnittlich 9,3 Monate (4,9 bis 20,6).

Unter den Teilnehmern kam es zu 19 HIV-Infektionen, davon drei im Zeitraum zwischen Randomisierung und Studienbeginn, später zwei unter Tenofovir-Emtricitabin und 14 unter Placebo. Daraus ergibt sich insgesamt eine relative Risikoreduktion von 86%. Die zwei HIV-Infektionen in der Verum-Gruppe sind nach Ansicht der Autoren auf Non-Adhärenz zurückzuführen. Die Teilnehmer gaben alle bzw. fast alle der ausgegebenen Tabletten zurück. Hinsichtlich der Rate an schweren Nebenwirkungen gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Verum- und Placebogruppe.

Die Autoren sehen Hinweise darauf, dass für eine effektive HIV-Prophylaxe eine kontinuierliche Einnahme nicht notwendig ist. Darauf hatten im Vorfeld auch Versuche an Affen hingedeutet. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Zahl der eingenommenen Tabletten in der aktuellen Studie mit 15 pro Monat relativ hoch war und die Ergebnisse nicht auf Personen übertragen werden können, die seltener Geschlechtsverkehr haben und daher weniger Tabletten einnehmen. Aus früheren Untersuchungen wird ein Richtwert von vier Tabletten pro Woche für einen adäquaten Blutspiegel postuliert. Bis eine Impfung verfügbar ist, sehen die Autoren aber die PrEP als wichtiges Instrument, bei Hochrisikogruppen die Rate an HIV-Infektionen zu reduzieren. |

Quelle: Molina JM, et al. On-Demand Preexposure Prophylaxis in Men at High Risk for HIV-1 Infection; N Engl J Med 2015;373:2237-2246

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