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Akzeptanz des Medikationsplans

Polypharmazie aus Sicht der Gesundheitsökonomie

Der bundeseinheitliche Medikationsplan kommt ab Oktober 2016 in Papierform. Drei laufende Modell- und Forschungsprojekte zu diesem Thema werden dann aber noch nicht komplett abgeschlossen, ­geschweige denn vollständig ­ausgewertet sein.

Einerseits ist es verständlich, dass ­Gesundheitsminister Hermann Gröhe sein Prestigeprojekt, das E Health-­Gesetz, endlich umsetzen wollte. Denn in puncto IT-Nutzung im Gesundheitsbereich hinkt Deutschland im internationalen Vergleich wahrlich hinterher. Und was nicht rechtzeitig vor dem Wahlkampf abgeschlossen ist, ver­zögert sich erfahrungsgemäß massiv – oder ist bei neuen politischen Konstellationen vielleicht ganz gestorben. Andererseits können die Auswertungen der drei Pilot- und Forschungsprojekte zum Medikationsplan so weder ins Gesetz einfließen noch in die Implementierungsphase ab April 2016.

Foto: denisismagilov – Fotolia.com

Drei Testregionen

Neben dem ABDA-Projekt „ARMIN“ in Sachsen und Thüringen und dem Projekt „Medikationsplan Erfurt“ (Leitung Prof. Petra Thürmann, Klin. Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke) gibt es den Metropol­Mediplan 2016 (MMP 16, federführend Prof. Harald Dormann, Prof. Renke Maas), der in der Region Erlangen-Fürth den Medikationsplan aus verschiedenen Blick­winkeln unter die wissenschaftliche Lupe nimmt. Der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Zerth (Wilhelm-­Löhe-Hochschule Fürth) referierte am 9. Dezember im Competence Center Gesundheit (CCG) der Hochschule für ­Angewandte Wissenschaften Hamburg über die „Schnittstellenproblematik“ bei Patienten mit Polypharmazie.

Zerth sieht den Medikationsplan als Mittel, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) „mithilfe intersektoraler Prozessinnovationen“ zu steigern. Es geht ihm darum, an den „Schnittstellen“ im Gesundheitssystem Informationsverluste und Fehler zu vermeiden. Denn „wir denken und optimieren vertikal statt horizontal“, so Zerth, d. h. innerhalb unserer eigenen Berufsausübung statt interdisziplinär.

Mit ihren Untersuchungen und Befragungen zielen die Projekte eigentlich auf einen elektronischen Medikationsplan. Dass aus politischen Gründen nur ein „papiergebundener“ Medikationsplan kommt, wirft viele Fragen auf: Hat der Patient wirklich den aktuellsten Plan dabei? Und kann man überhaupt davon ausgehen, dass der Patient einnimmt, was auf dem Plan steht?

Für Zerth ist der Papierplan daher nur ein erster Schritt: „Da muss noch ganz viel folgen.“ Bildlich gesprochen sei man erst dabei, „Feldwege mit Schotter zu versehen“, damit man nicht im Morast stecken bleibt. Von einer Daten­autobahn ist man offensichtlich noch sehr weit entfernt.

Bei den laufenden Befragungen von Ärzten und Apothekern in der Modellregion überwiegt zwar die Zustimmung zur Einführung eines Medika­tionsplans, aber die Projektbeteiligten erhoffen sich eine noch stärkere Rücklaufquote bei beiden Berufsgruppen.

Skeptische Ärzte

In Österreich sind die Ärzte bei der Bewertung der computergestützten Medikationsliste skeptischer als die Apotheker: Gemäß einer Umfrage von 2014 hatten sie zu über 70 Prozent den Eindruck, dass durch den E-Medikationsplan keine verbesserte Compliance ­erreicht würde. Bei den Apothekern waren es nur 35 Prozent. |

Quellen

www.haw-hamburg.de/ccg > Forschung > Forschungskolloquium

www.emedikationsplan.de

Dr. Sigrid Joachimsthaler


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