Prisma

Enterale Mitbringsel aus Asien

Resistente Darmbakterien können gefährlich werden

cae | In zwei Studien haben Wissenschaftler in Helsinki und Leipzig unabhängig voneinander dargelegt, dass sich viele Touristen in Süd- und Südostasien mit multiresistenten Darmbakterien infizieren.

Infektiologen und Mikrobiologen des Universitätsklinikums Leipzig haben bei 225 Personen vor dem Antritt ihrer Fernreise und nach ihrer Heimkehr anhand von Stuhlproben untersucht, ob sich in ihrem Darm Breitspektrum-β-Lactamase-produzierende Entero­bacteriaceen (­ESBL-PE) befinden, also Darmbakterien, die gegen β-Lactam-Antibiotika (Penicillin u. a.) resistent sind. Vor der Reise war dies bei 14 Personen der Fall, nach der Reise war diese kleine Minderheit um weitere 58 Personen angewachsen; diese waren alle mit ESBL-produzierender E. coli infiziert, fünf von ihnen außerdem noch mit ­ESBL-produzierender Klebsiella pneumoniae. Die Infektionsrate hing von den Reisezielen ab; sie war besonders groß in Indien, wo sich elf von 15 Touristen die ESBL-PE einverleibten, und in Südostasien, wo 22 von 46 Touristen sich die gefährlichen Keime eingefangen hatten. Erfreulicherweise war kein Urlauber mit Carbapenemase-produzierenden Enterobacteriaceen (CPE) zurückgekehrt. Eine Befragung der ESBL-PE-Träger ergab, dass sie sich im Urlaubsland an die hygienischen Vorsichtsmaßnahmen gehalten hatten; es konnten keine Risikofaktoren für die Infektionen ermittelt werden.

Von 35 ESBL-PE-Trägern, die sechs ­Monate später noch einmal untersucht wurden, waren 32 den Keim losgeworden, während drei ihn immer noch ­besaßen. Jeder ESBL-PE-Träger kann noch nach einer langen symptomlosen Phase an Diarrhö erkranken und natürlich auch andere Personen infizieren. Die Autoren der Studie fordern deshalb, dass Personen bei ihrer Aufnahme ins Krankenhaus auf ESBL-PE untersucht werden sollten, falls sie sich im letzten halben Jahr in Süd- oder Südostasien aufgehalten haben.

Die Infektiologen in Helsinki untersuchten die Stuhlproben von 430 Finnen, die außerhalb Skandinaviens verreist waren. Fünf von ihnen besaßen schon vor der Reise ESBL-PE, und 89 weitere akquirierten die Keime (darunter keine CPE) erst im Ausland. Bei ihnen war das Infektionsrisiko in Südasien am größten: Dort infizierten sich 28 von 61 Reisenden, in Südost- und Ostasien 35 von 107, in Afrika und Mittelost 27 von 205, in Europa, Amerika und Australien keiner von 57. Von den 288 Personen, die unterwegs an Reisediarrhö litten, waren 26 Prozent mit ESBL-PE infiziert, von den anderen immerhin elf Prozent. Von den 52 Personen, die ihre Diarrhö mit Fluorchinolonen oder Makroliden behandelt hatten, ­kamen 24 mit ESBL-PE zurück.

Fazit: ESBL-PE-Infektionen verlaufen oft symptomlos. Andererseits wird nicht jede Reisediarrhö durch ESBL-PE ausgelöst, sondern mancher Patient züchtet die ESBL-PE erst aufgrund der Antibiotikaeinnahme in sich heran. |

Quellen: Lübbert C, et al. Colonization with ­extended-spectrum beta-lactamase-producing and carbapenemase-producing Enterobacteriaceae in international travelers returning to Ger­many. Int J Med Microbiol 2015;305:148-156.

Kantele A, et al. Antimicrobials Increase Travelers‘ Risk of Colonization by Extended-Spectrum Betalactamase-Producing Enterobacteriaceae. Clin Infect Dis; Epub 21.01.2015

Foto: asab974 – Fotolia.com

Ästhetik korreliert nicht mit Hygiene. Auch hier lauern ESBL-PE.

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