Gesundheitspolitik

Kommentar: Mehr Heilberuf wagen!

Christine Ahlheim

Nachdem das Jahr 2015 alles andere als erfreulich für die Apotheker war, gilt es nun, den Blick nach vorne zu richten. Ziel muss sein, dass die Politik den Apothekern zukünftig mehr zutraut – und mehr bezahlt. Dabei ist es hilfreich, nicht nur (und keineswegs unberechtigt) auf die ignoranten Politiker zu schimpfen, sondern auch einmal selbstkritisch auf die eigene Zunft zu blicken.

Tatsache ist: Die Gesellschaft ist offensichtlich nicht bereit, für die Arzneimitteldistribution mehr Geld als bisher auszugeben. (Dass dabei auch der Inflationsausgleich unter die Räder gekommen ist, sei hier nur am Rande erwähnt.) Echte Honorarzuwächse sind nur zu erwarten, wenn die Apotheker sich verstärkt als Heilberufler profilieren. Das Problem dabei ist die Janusköpfigkeit des Berufs – sowohl Kaufmann als auch Heilberufler. Dabei gilt: Wer sich als Kaufmann benimmt, wird als Kaufmann behandelt – und bezahlt. Wer sich aber als Heilberufler benimmt, wird auch als Heilberufler behandelt – und (besser) bezahlt.

Das heißt natürlich nicht, dass prinzipiell weniger verkauft werden soll, aber vielleicht ein bisschen anders. So sollte auch in der Freiwahl ein pharma­zeutischer Anspruch spürbar sein, sowohl beim Sortiment als auch durch ein proaktives Be­ratungsangebot. Und am HV-Tisch dürfen zwar Tempos und Taler verteilt werden; sie dürfen aber kein Ersatz sein für ein zumindest kurzes Be­ratungsgespräch.

In vielen Apotheken ist dies ­natürlich gang und gäbe. Für die anderen sollte der gute ­Vorsatz für 2016 lauten: mehr Heilberuf wagen! Dann klappt es auch (irgendwann) mit mehr Kompetenzen – und mit mehr Geld.

Dr. Christine Ahlheim


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