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Management
Das Kreuz mit dem Kreuz
Ergonomisches Arbeiten als Präventionsmaßnahme
Aufgabe der Ergonomie ist es, auf problemfreies Arbeiten in jeder Situation bewusst zu achten und damit Beschwerden zu verhindern. Wenn die Mitarbeiter in der Apotheke über Rücken- und Nackenschmerzen klagen, ist es höchste Zeit, über Abhilfe und Prävention nachzudenken. Günstig ist der häufige Wechsel zwischen Stehen und Gehen, um nicht immer die gleichen Muskeln zu beanspruchen.
Stehen Sie richtig?
Sehr viele Arbeiten in der Apotheke werden im Stehen verrichtet. Dabei wird die Wirbelsäule belastet, sodass man nach einiger Zeit den Wunsch verspürt, sich wieder zu bewegen. Besonders betroffen sind Hals- und Lendenwirbelsäule, in denen eine natürliche Krümmung vorhanden ist. Bei schlechter Haltung, mit nach vorne gekipptem Becken, wird das natürliche Hohlkreuz noch verstärkt. Dementsprechend können nach längerem Stehen in unveränderter Position allmählich Kreuzschmerzen auftreten. Auch die Haltung des Kopfes und der Schultern spielt eine Rolle. Wer unbewusst den Kopf leicht nach rechts neigt, belastet auch das rechte Bein stärker. Die Schultern werden im Stehen oft unmerklich etwas nach oben gezogen, was auf Dauer zu einer (schmerzhaften) Verspannung der Nackenmuskeln führt, die häufig weitere Beschwerden wie z. B. Kopfweh nach sich zieht. Durch Verschleiß oder wiederholte Fehlhaltung der Wirbelsäule werden die Abstände zwischen den Wirbelkörpern verringert. So kommt es zu einer Abnutzung der Wirbelgelenke, die schließlich Schmerzen hervorrufen kann.
Größere Menschen haben meist eine leichte Neigung des Oberkörpers nach vorne. Diese Haltung belastet den unteren Lendenwirbelbereich und führt auf Dauer zu Schmerzen. Im Kundengespräch konzentriert man sich auf alles Mögliche, aber nicht auf die innere Balance beim Stehen. Will man auf eine ergonomisch sinnvolle Körperhaltung achten, so muss man sich zusätzlich auch darauf konzentrieren und ist daher skeptisch, ob man das durchhält. Nach einer Eingewöhnungsphase wird jedoch die richtige Haltung automatisch angewendet und so Ermüdung und Unwohlsein vermieden.
Zur Vorbeugung gegen Beschwerden ist die aufrechte Haltung, der gerade Rücken, der einfachste Weg. Eine bewusst gerade Haltung des Oberkörpers kann man sich auf Dauer angewöhnen. „Dynamisches Stehen“ bedeutet, sich im Stehen zu bewegen und dabei gelegentlich vom Stand- zum Spielbein zu wechseln. Dabei kann man ab und zu beim Spielbein die Ferse und dann wieder die Fußspitze leicht anheben. Das reduziert die Ermüdung der Beine. Idealerweise stehen die Beine etwa hüftbreit auseinander, die Fußspitzen sind nach vorne gerichtet. Eine andere Möglichkeit ist es, das eine Bein um eine Fußlänge vor das andere zu stellen und dabei Stand- und Spielbein zu wechseln. Durch das Heben der Fußspitze werden die Muskeln im Unterschenkel angespannt, was auf Dauer die Gefahr von Krampfadern verringert. Ärzte empfehlen „zentriertes Stehen“, das heißt den Oberkörper und Kopf möglichst gerade zu halten.
Der Rücken beim Bücken
Wenn man aus einer unteren Schublade etwas entnimmt, bückt man sich meist unbewusst mit gekrümmtem Rücken. Richtig ist es, sich mit geradem Rücken zu bücken. Damit erfolgt zwar eine Belastung der Oberschenkel, aber auch eine Entlastung des Rückens. Keinesfalls darf man sich während des Hochgehens drehen, eine Drehung in eine andere Richtung erfolgt erst, wenn man wieder oben steht. Geht man in die Hocke, wird eingeatmet, beim Aufrichten ausgeatmet. Es ist nicht richtig, sich mit durchgedrückten Knien zu bücken, um diese zu schonen. Dadurch wird der Rücken belastet.
Die Teammitglieder sollten sich untereinander immer wieder an die ergonomische Haltung erinnern, um Fehlhaltungen beim Bücken oder Tragen zu vermeiden. Je früher man beginnt, darauf zu achten, desto weniger stellen sich später Verschleißerscheinungen ein.
60 Millionen Fehltage durch „Rücken“
Anlässlich des Tages der Rückengesundheit am 15. März hat die Techniker Krankenkasse (TK) erste Vorab-Daten aus ihrem jährlich erscheinenden Gesundheitsreport veröffentlicht. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass Rückenbeschwerden auch im vergangenen Jahr für hohe Fehlzeiten sorgten. Von den 15,4 Tagen, die die TK-versicherten Erwerbspersonen 2015 durchschnittlich krankgeschrieben waren, entfielen fast 10% (1,4 Tage) allein auf Rückenbeschwerden. Hochgerechnet auf die über 43 Millionen Erwerbspersonen in der Bundesrepublik ergibt das über 60 Millionen Fehltage.
Vermeider und Durchhalter
Der „Vermeider“ fürchtet den Schmerz und nimmt eine sogenannte Schonhaltung ein. Dadurch belastet er andere Muskeln zusätzlich und hat an anderer Stelle Schmerzen. Der „Durchhalter“ beherrscht seine Schmerzen, ignoriert damit die Warnfunktion des Schmerzes und bahnt einer weiteren Schädigung den Weg. In beiden Fällen hilft nur ein bewusster Ausbruch aus diesem Teufelskreis.
Sitzen Sie richtig?
Gerade im Backoffice der Apotheke werden viele Arbeiten im Sitzen verrichtet. Grundsätzlich sollten nur Bürodrehstühle mit GS-Zeichen verwendet werden (Gütesiegel, Zeichen für geprüfte Sicherheit). Somit sind die erforderlichen Standards garantiert.
Beim Sitzen müssen die Oberschenkel im rechten Winkel zu den Unterschenkeln sein, die Füße stehen also unter der Arbeitsplatte, nicht unter der Sitzfläche. Die Füße sollten dabei 30 bis 50 cm auseinanderstehen und nicht überkreuzt werden. Bei verstellbarer Rückenlehne soll die Rückenstütze so eingestellt werden, dass sie auch bei vorgeneigtem Rumpf den unteren Teil des Rückens abstützt. Eine Sitzhaltung auf der Vorderkante der Sitzfläche ist zu vermeiden. Die aufrechte Sitzhaltung ist zwar anstrengend, muss aber zur festen Gewohnheit werden: Ganz bewusst den Rücken aufrichten und die Schultern zurücknehmen. Diese neue Gewohnheit wird schnell vergessen, deshalb sollte man kleine Zettel (Post-it) z. B. an den Bildschirm kleben, um sich selbst immer wieder daran zu erinnern. Nach wenigen Minuten gerader Haltung fällt man sonst schnell wieder zurück in die alte ungesunde Sitzhaltung.
Rückenübungen
Eine Broschüre zu Rückenbeschwerden sowie Videofilme mit Übungen gibt es bei der Deutschen Rheuma-Liga unter www.rheuma-liga.de/ruecken
Die Sitzfläche des Stuhls ist idealerweise hinten etwas erhöht oder sie hat einen Wulst, denn dadurch wird die Lendenwirbelsäule aufgerichtet und die Sitzposition verändert. Mit einem zusammengefalteten Sitzkissen oder einem speziellen Keilkissen erreicht man eine nach hinten erhöhte Fläche. Mühelos richtet sich der ganze Rücken auf, der Bauch hat mehr Raum zum Atmen. Wer auf einem Hocker oder auf einem Sitzball sitzt, bemüht sich zwar anfangs um eine gerade Sitzposition, dies wird aber meist nach kurzer Zeit wieder vergessen. Auch der Arbeitstisch entscheidet über die Sitzhaltung. Wenn der Tisch nicht höhenverstellbar ist, muss eben der Stuhl verstellt werden, denn größere Menschen brauchen eine andere Sitzeinstellung. Deshalb gilt: Der Arbeitsstuhl muss immer wieder neu eingestellt werden, wenn ihn jemand anders benutzt. |
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