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- AZ 17/2016
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Gesundheitspolitik
Kommt bald das eRezept?
Modellprojekt in Ingolstadt geplant / Gröhe macht Druck
Digitale ärztliche Verordnungen haben in Deutschland einen langen Leidensweg hinter sich. Eigentlich war die Einführung des eRezeptes schon 2006 mit dem ersten Rollout der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) geplant. Weil insbesondere die Ärzte immer wieder vor Datenlecks warnten, nahm der damalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) das eRezept aus dem Einführungsplan. Es gehört jedoch nach wie vor zu einer der wenigen Pflichtanwendungen der eGK, deren Einführung der Gesetzgeber als unbedingt notwendig eingestuft hat. Doch auch im 2015 verabschiedeten E-Health-Gesetz war kein Fahrplan für die Einführung elektronischer Verschreibungen zu finden.
Nun könnte das Thema jedoch an Fahrt gewinnen. Nach Informationen von DAZ.online bereiten das bayerische Gesundheitsministerium, die Bayerische Ärztekammer sowie Landesapothekerverband und -kammer ein gemeinsames Modellprojekt im oberbayerischen Ingolstadt vor. Dabei soll der Patient künftig angeben können, ob er das Rezept digital oder in Papierform haben möchte. Wird auf das Papierrezept verzichtet, soll die Verordnung auf einem zentralen Server gespeichert werden, auf den nur Ärzte und Apotheker mithilfe eines Sicherheitscodes zugreifen können.
Dem Vernehmen nach soll die Bayerische Landesärztekammer ihre Mitglieder in der Region Ingolstadt auf das Projekt aufmerksam machen, sodass sich interessierte Ärzte dafür einschreiben können. Ob sich auch die Apotheker einschreiben müssen, ist derzeit noch nicht geklärt. Auch nicht zu erfahren war, wie die digitalen Verordnungen bei den Krankenkassen abgerechnet werden könnten.
Federführend organisiert wird das Projekt von einem zum Bayerischen Gesundheitsministerium gehörenden Institut, der Bayerischen Telemedallianz (BTA). Das Institut wurde gegründet, um E-Health-Projekte und die Telemedizin im Freistaat voranzutreiben. Ziel des Konsortiums aus Gesundheitsministerium, Apothekern und Ärzten ist es, sich mit dem Projekt beim Innovationsfonds zu bewerben. Bis Anfang Juli muss die Bewerbung beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorliegen.
Zur Erinnerung: Der G-BA vergibt jährlich 225 Millionen Euro, um innovative Versorgungsprojekte zu fördern. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des G-BA, hatte mehrfach erwähnt, dass Arzneimittel-Projekte zu den förderungswürdigen Bereichen gehörten. Um einen Zuschlag zu erhalten, müssen die Bewerber aber strenge Auflagen erfüllen. Unter anderem muss mindestens eine Krankenkasse bereit sein, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Dem Vernehmen nach stehen die Gespräche zwischen dem Konsortium und einer größeren Kasse kurz vor dem Abschluss.
Erhält das Vorhaben eine Finanzspritze vom G-BA, könnten in Ingolstadt noch in diesem Jahr die ersten eRezepte zur Anwendung kommen. Erst dann könnte auch die Frage nach der Vergütung der Heilberufler geklärt werden. Aber selbst wenn der G-BA keinen Zuschlag erteilt, könnte das Konsortium das Projekt weiterverfolgen. Dem Vernehmen nach ist der landesweite Rollout schon geplant. Unklar ist allerdings noch, wie man das Vorhaben ohne Fördermittel finanzieren soll.
BVDVA freut sich aufs eRezept
Auch Bundesgesundheitsminister Gröhe hat kürzlich bei der Eröffnung der ConhIT, einer Fachmesse für Medizin-IT, geäußert, dass die eGK mehr könne – und das möglichst bald. Laut Presseberichten gab er bekannt, dass das eRezept auf der eGK ab Juni 2017 in Angriff genommen werden solle.
Einen besonderen Nutzen vom eRezept erwarten sich offensichtlich die Versandapotheken. In einer Pressemeldung begrüßt der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) die Äußerungen des Ministers: „Die Versandapotheken plädieren seit Langem für ein elektronisches Rezept, da es im Sinne der Patienten Abläufe beschleunigt und vereinfacht. Wir freuen uns sehr, dass die Spitze des Ministeriums sich nun auch öffentlich als Treiber der Digitalisierung positioniert.“
Das eRezept sei aus BVDVA-Sicht die „Königsanwendung mit Blick auf die patientennahe Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Es verknüpfe optimal Patient, Arzt und Apotheker und werde erhebliche Synergieeffekte bringen. Ob diese Synergieeffekte am Ende wirklich dem Patienten am meisten nutzen oder nicht vielmehr seiner eigenen Klientel – darüber schweigt der BVDVA allerdings geflissentlich. |
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