Wirtschaft

Deutsche zahlen (noch) am liebsten bar

Bar- und EC-Zahlung leicht zurückgegangen – Kreditkarten legen zu

STUTTGART (wes) | Zwar zahlen die Deutschen immer weniger mit Bargeld, vorerst bleibt diese Zahlungsart aber die beliebteste. Knapp über die Hälfte des Umsatzes im stationären Einzelhandel wurde 2015 bar bezahlt. Die „mit Karte“ bezahlten Umsätze erreichten knapp 45 Prozent. Weit abgeschlagen auf Platz Drei liegt der Einkauf auf Rechnung.

52,4 Prozent der Umsätze im deutschen Einzelhandel wurden im vergangenen Jahr bar bezahlt. Das ergibt sich aus einer am 26. April vorgestellten Studie des EHI Retail Institute, das die Zahlen von 498 Einzelhandelsunternehmen mit insgesamt rund 80.000 Betrieben aus 35 Branchen ausgewertet hat. Damit bleibt Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen, auch wenn sein Anteil gegenüber dem Vorjahr um knapp einen Prozentpunkt gesunken ist (Bargeld-Anteil 2014: 53,3%).

Umsatzanteile der Zahlungsarten im stationären deutschen Einzel­handel 2015 (vom Bruttoumsatz).

Kartenzahlung auf dem zweiten Platz

Insgesamt 177,8 Milliarden von rund 400 Milliarden Euro Einzelhandelsumsatz wurden 2015 „mit Karte“ bezahlt. Die verschiedenen Arten der Kartenzahlung kamen damit auf 44,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes (Vorjahr: 43,7%).

Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Kartentypen. Während Kreditkartenzahlungen zulegen konnten, verloren Girocards und electronic-cash-Karten („EC-Karten“) erstmals seit ihrer Einführung 1990/91. Mit einem leichten Minus von 0,5 Prozentpunkten auf aktuell 23,2 Prozent bleiben sie aber weiterhin die führende Kartenart. (Der Betreiber des Girocard/electronic-cash-Systems, die Deutsche Kreditwirtschaft, gibt selbst sogar einen Umsatzrückgang von 3,4 Prozent an. Diese Zahl enthält jedoch auch die Umsätze mit Treibstoff und in der Hotellerie und Gastronomie.)

Kreditkarten und Lastschrift legen zu

Das EHI geht davon aus, dass vor allem der gestiegene Kreditkartenumsatz die EC-Umsätze „kannibalisiert“ hat. Die Deckelung der Kreditkartengebühren habe dazu geführt, dass auch „Hart-Discounter“ wie Aldi und Lidl, aber beispielsweise auch MediaMarkt und Saturn nun flächendeckend Kreditkarten akzeptieren.

Kurz vor dem lukrativen Weihnachtsgeschäft wurden am 9. Dezember 2015 durch eine EU-Verordnung neue Obergrenzen bei Zahlungen mit Giro- und Kreditkarten eingeführt. Händlergebühren, die an die kartenausgebende Bank weitergeleitet werden, sind seitdem auf 0,2 Prozent des Umsatzes bei der Zahlung mit Girocard begrenzt. Bei Zahlung per Kreditkarte sind es 0,3 Prozent. Nicht ­erfasst von dieser Regelung sind Servicegebühren für die EC-Cash-Netzbetreiber. Das EHI berichtet denn auch von zunehmenden Beschwerden wegen solcher Servicegebühren einzelner Anbieter.

Ein „regelrechtes Comeback“ sieht das EHI für das vom Handel selbst entwickelte ec-Lastschriftverfahren (ELV), bei dem der Kunde unterschreibt. 2015 wurden 14,2 Prozent des Umsatzes über ELV ab­gewickelt (+ 0,8%). 77 Prozent der großen Einzelhandelsunternehmen setzen auf dieses Verfahren, oft in Kombination mit dem electronic-cash-/Girocard-System.

Mobile Payment in den Startlöchern?

Nicht ausgewiesen wird, welchen Anteil das mobile oder kontaktlose Bezahlen im vergangenen Jahr ­erreichen konnte. Zwar habe der Handel die Voraussetzungen für das Bezahlen auf Basis der NFC-Technologie geschaffen, auf marktreife Lösungen warte er aber immer noch. Bis zum Jahresende werden aber immerhin rund 60 Prozent der großen Einzelhändler eine mobile Zahlungsmöglichkeit anbieten, erwartet das EHI. |

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