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Wirtschaft
Mangelhafte Prüfung
Versandapotheken beliefern gefälschte Privatrezepte
Das Verbraucherportal testberichte.de wollte überprüfen, ob man bei Versandapotheken wirklich so einfach verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept bekommt, wie in manchen Internetforen behauptet wird. So bestellte man online Vordrucke für „Privatrezepte“ und einen „Arztstempel“ – allerdings ohne Telefonnummer. Mithilfe dieser Utensilien – Kostenpunkt ca. 30 Euro – wurden dann bei zehn über eine Preissuchmaschine ausgewählten Versandapotheken verschreibungspflichtige Arzneimittel bestellt: Viagra, Dolomagon, Deltaran, Losartan, Lorazepam, Vigil, Modafinil, Fluoxetin, Gabapentin und Hydrocortison.
Nur zwei der Apotheken, nämlich apomagic.de und vitalix24.com, erkannten die „eingebauten Ungereimtheiten“ wie das Fehlen der Telefonnummer des Arztes, den frei erfundenen Namen des Arztes oder dass die Lieferadresse mit der des angeblichen Arztes identisch war, so testberichte.de. Die anderen acht Versandapotheken lieferten anstandslos.
In ihrem Fazit bescheinigen die Tester diesen Apotheken Mängel bei der Rezeptprüfung. Beim gegenwärtigen System sei die Wahrscheinlichkeit gering, einen derartigen Betrug aufzudecken, insbesondere bei Lieferung auf Rechnung ohne Identitätsprüfung des Kunden, heißt es im Testbericht.
Fälschungen von Privatrezepten werden in Deutschland dadurch begünstigt, dass es keine Formvorschriften für Privatrezepte gibt, im Prinzip kann ein Arzt Arzneimittel auf einem Bierdeckel verordnen – wenn er die vorgeschriebenen Angaben macht. Auch ein zentrales Arztregister, in dem Apotheken überprüfen könnten, ob es einen Arzt tatsächlich gibt, existiert in Deutschland nicht. Die „durchgefallenen“ Versandapotheken wünschen sich aber lieber das elektronische Rezept. Das würde auch gleich den lästigen Rezeptversand unnötig machen – und ihrem Rx-Geschäft so wohl einen kräftigen Schub verpassen. |
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