Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Glück auf

Von Redewendungen und Sprichwörtern

Andreas Kaapke 

Glück ist etwas, was gerne anderen gewünscht wird und was deshalb in sehr vielen Redewendungen und Sprichwörtern zum Einsatz kommt. Dabei zählt das Glück zu den Begrifflichkeiten, die tendenziell nahezu ausschließlich positive Verwendung finden, wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Hans im Glück ist besonders bekannt, mit eben diesem Hans wird demnach oft Glück assoziiert, er hat das Glück gepachtet. Wenn jemand Attribute aufweist, bei denen man ihm immer wieder Glück attestieren kann, spricht man vom Glückskind oder altersunabhängiger vom Glückspilz. Etwas bildhafter geht es zu, wenn gesagt wird: Ihm lacht das Glück.

Wer etwas ausprobiert, tut es auf gut Glück, oder aber man sagt auch, er versucht sein Glück. ­Dieses Versuchen kommt auch bei den Redewendungen „sein Glück machen“ und „sein Glück in der Fremde oder Ferne suchen“ zum Ausdruck. Die Erste zeigt auf, dass ein Mensch auch mal etwas anpacken muss, um sein Glück zu erzwingen, die Zweite soll andeuten, dass es bisweilen eines Ortswechsels bedarf, um dann doch noch Glück und Erfolg zu haben. In einem weiteren Verständnis könnte man daraus auch lesen, dass jemand in einem anderen ­Gebiet sein Glück versuchen sollte, also die Fremde nicht mit einem Ortswechsel, sondern mit einer nicht vertrauten Sache übersetzt wird.

Als Ausdruck der Freude, vielleicht auch des Erstaunens gilt die Redewendung „Glück muss der Mensch haben“, wenn jemandem etwas geglückt ist, was man so nicht erwarten durfte, oder sich der Ausgang einer Sache plötzlich positiver darstellt, als man dachte. In manchen Situationen ahnt oder weiß man noch nichts von seinem Glück. Dies ist immer dann der Fall, wenn positive Wendungen eintreten, von denen andere vor dem Betroffenen oder besser Begünstigten wissen. Wenn jemand dauerhaft vom Glück beseelt ist, wird auch gesagt, dass er dem Glück im Schoß sitzt.

Wie oben angedeutet, gibt es aber auch Sprichwörter, die eher einen negativen Touch haben. Wenn jemand ins Glück tritt, dann hat er sich „verhoben“ oder „vergaloppiert“. In eine ähnliche Richtung geht die Redewendung „sein Glück mit Füßen treten“, weil man es nicht erkennt oder nicht annehmen kann und von daher Chancen ungenützt verstreichen lässt. Besonders populär ist der Satz „Glück im Unglück haben“. Obgleich der Betroffene Pech hatte, hätte es deutlich schlimmer kommen können, ihm ist dann doch noch Glück widerfahren. Und natürlich gibt es noch den Versuch der Ausgewogenheit, wenn es heißt, man hat „Glück im Spiel, aber Pech in der Liebe“, oder auch andersherum.

Apotheker sind fürwahr nicht vom Glück verwöhnt worden, zumindest nicht in den letzten zehn Jahren. Dass man trotz allem den Eindruck gewinnt, es hätte noch schlimmer kommen können, also Glück im Unglück vorliegt, mag richtig sein, manchmal hat es den Anschein, als ob dies bewusst suggeriert würde. Es mag den einen oder anderen Apotheker geben, der für sich Glück reklamieren darf, aber als freier Beruf in Gänze war es eher die Performance einer Pechmarie als die vom Hans im Glück. Apotheker waren nicht vom Glück verwöhnt, haben es aber auch nicht herausgefordert oder eingeklagt. Apotheker sind keine Glücksbringer wie der viel bemühte Klee oder der Glückskäfer. Wenden sich die Standesorganisationen an Politik oder Kassen, hat man den Eindruck, dass das Fazit lautet: Damit habt ihr bei mir kein Glück. Ist aber nicht Glück etwas, das jeder in einer gewissen Regelmäßigkeit erfahren sollte, ja erfahren muss, um sich immer wieder aufs Neue motivieren zu können? Die Neigung in der Apotheker­zunft, etwas auf gut Glück zu unternehmen, ist eher schwach ausgeprägt, genauso wie sein Glück zu versuchen. Wie gerne würde ich verkünden, dass der Apotheker noch nichts von dem sich für ihn abzeichnenden Glück weiß. Man würde dem Berufsstand für die nächsten zehn Jahre mehr Glück, vielleicht auch eine glückliche Hand wünschen. Doch Apotheker sind ein Berufsstand, der mehr Verstand als Glück hat. Mit Blick auf die anstehenden Reformen wäre eine leichte Anpassung dieser Relation vielleicht nicht schlecht. Da der Verstand ja da ist und nicht verschwindet, wünsche ich den Apothekern mehr Glück als Verstand. Das wäre eine dann üppige Situation, es wäre auch hilfreich, vor allem aber nötig. |

Andreas Kaapke


Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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