Wirtschaft

Einsparungen kompensieren Mehrkosten

Arzneimittel-Atlas des vfa analysiert Arzneimittelausgaben der GKV

ks | Als Gegenentwurf zum Arzneiverordnungs-Report der Kassenseite veröffentlicht der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) seit einigen Jahren den Arzneimittel-Atlas. In der vom Berliner IGES Institut erstellten Studie wird der allseits beklagte Anstieg der GKV-Arzneimittelausgaben relativiert.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) präsentierte am vergangenen Dienstag seinen aktuellen Arzneimittel-Atlas. ­Diesen erstellt alljährlich das Berliner IGES Institut. IGES-Leiter Professor Bertram Häussler warf einen relativierenden Blick auf die stets im Fokus stehenden Arzneimittelausgaben. Nach IGES-­Berechnungen stiegen sie seit 2010 im gleichen prozentualen Umfang wie die Ausgaben für die ärztliche Behandlung – nämlich um 4,4 Prozent.

Sparen durch Patentabläufe und Erstattungsbeträge

Zudem seien die Mehrausgaben, die die Innovationen mit sich brachten, durch Einsparungen auf anderen Ebenen mehr als kompensiert worden – insbesondere durch Patentabläufe und ausgehandelte Erstattungsbeträge.

Für vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer eine bemerkenswerte Feststellung: Die erforderlichen Mehrausgaben würden somit aus dem Arzneimittelbereich selbst generiert. „Forschende Pharma-Unternehmen sorgen also buchstäblich für Balance im Arznei­mittel-Kostengefüge der GKV“, stellte Fischer fest. Allerdings sorgt der Mehrverbrauch – der aus vfa-Sicht ebenfalls zu begrüßen ist – letztlich doch für eine Steigerung der Ausgaben.

Ausgaben für Hepatitis-C-Therapien sinken

Häussler warf zudem einen Blick auf die beiden Therapiebereiche, die zusammen fast die Hälfte der (Mehr-)Verbrauchskomponente und mehr als die Hälfte der Innovationskomponente ausmachen: Hepatitis C und Krebs.

Bei den neuen Therapien der Hepatitis C hätten sich die „apokalyptischen Erwartungen nicht realisiert“, erklärte der IGES-Chef. Grund: Geringere Erstattungsbeträge und ein inzwischen sinkender Verbrauch nach einem kurzfristigen Nachholeffekt. „Daher erwarten wir, dass die Ausgaben für diese Krankheit 2016 spürbar zurückgehen und sich anschließend weitgehend stabilisieren werden“, so Häussler. Ein weiterer Nebeneffekt der neuen Therapien: Der Verbrauch der zuvor bei Hepatitis C eingesetzten Interferone ist deutlich gesunken – da sie allerdings erheblich günstiger sind als die Innovationen in diesem Gebiet, macht sich das auf der Ausgabenseite nicht allzu stark bemerkbar.

Auch bei Krebstherapien sei letztlich der Anteil der Ausgaben für onkologische Wirkstoffe an den gesamten Arzneimittelausgaben in den vergangenen fünf Jahren nur moderat gestiegen, so Häussler. Dafür sei die Krebsmortalität seit 1993 um 25 Prozent zurück­gegangen.

Fischer leitet aus den aktuellen Analysen im Zusammenspiel mit der gegenwärtigen Finanzlage der Krankenkassen ab, dass der Politik Handlungsspielräume bei dem Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung eröffnet sind. Sie könne auf Versorgungsqualität setzen. Doch Fischer meint, dass im Moment das Gegenteil geschehe. So erwäge die Politik neue Optionen für Verordnungsausschlüsse für bestimmte Patientengruppen.

Fischer befürchtet Rationierung statt Information

Zudem bestehe die Sorge, dass das geplante Arztinformationssystem die Therapiefreiheit der Ärzte einschränken werde. Grundsätzlich, so Fischer, sei es ein guter Ansatz, Ärzte besser über den Nutzen von neuen Arzneimitteln zu informieren. Allerdings befürchtet sie, dass hier „unter dem Deckmäntelchen der Information tatsächlich Ansätze der Rationierung gemacht werden“. |

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