Gesundheitspolitik

Kommentar: Doch nur warme Worte?

Kommentar von Benjamin Wessinger

„Das Vergütungssystem (für Apotheken) muss Beratung, Packungsabgabe und Präsenz berücksichtigen.“

„Die Apotheke ist der erste Ort, wo ein Mensch mit gesundheitlichen Problemen hingeht. Diese Stärke der Apotheke vor Ort ist ein wichtiger Punkt, auch in sozialer Hinsicht.“

Es ist noch keine vier Wochen her, dass die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar mit der ersten der obigen Aussagen die Honorierung der Präsenz eines Apothekers forderte. Die zweite Aussage, die die Bedeutung der Apotheke vor Ort hervorhebt, stammt vom selben Tag und von der Grünen-Gesundheitssprecherin Kordula Schulz-Asche. Beide betonten auf dem Deutschen Apothekertag in München – übrigens einhellig mit Gesundheitspolitikerinnen der CDU und der Linken – ihre Wertschätzung für die deutschen Apotheken und die Bedeutung der flächendeckenden Versorgung.

Doch inzwischen muss man an der Ernsthaftigkeit dieser Aussagen zweifeln. Gesundheitsminister Gröhe will den Versand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten, für den Erhalt der flächendeckenden Versorgung reichen nach dem unsäglichen EuGH-Urteil warme Worte (und eine längst überfällige Erhöhung der Rezeptur- und Dokumentationsvergütung) nicht mehr aus. Doch jetzt, wo es zum Schwur kommt, können sie sich zu klaren Bekenntnissen zu den deutschen Apotheken nicht mehr durchringen.

Die tiefgreifenden Konsequenzen des Urteils scheinen in den Ländern stärker im Bewusstsein zu sein: Die grüne NRW- und die niedersächsische SPD-Gesundheitsministerin erklären, das Versandverbot zu unterstützen.

Dr. Benjamin Wessinger

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